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Full text of "Die Visio Philiberti des Heinrich von Neustadt"

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SPRACHE UND DICHTUNG 

FORSCHUNGEN 

ZUR 

LINGUISTIK UND’ LITERATURWISSENSCHAFT 


DR. HARRY MAYNC 

ORD. PROFESSOR AN !>KR 
UNIVERSITÄT RF.RN 


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DR, S. SINGER 

ORI>. PROFESSOR AN I)F.R 
UNIVERSITÄT BERN 


Heft 10 


DIE VISIO PHILIBERTI 

DES 

HEINRICH VON NEUSTADT 

VON 

DR. MARIA GEIGER 



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TÜBINGEN 

VERLAG VON J. C. B.MOHR (PAUL SIEBECK) 

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SPRACHE UND DICHTUNG 


FORSCHUNGEN 

ZUR 

LINGUISTIK UND LITERATURWISSENSCHAFT 

HERAUSGEGEBEN 

VON 

DR. HARRY MAYNC und DR. S. SINGER 

ORD. PROFESSOR AN DER ORD. PROFESSOR AN DER 

UNIVERSITÄT BERN UNIVERSITÄT BERN 

HEFT 10 



TÜBINGEN 

VERLAG VON J. C. B. MOHR (PAUL SIEBECK) 

1912 


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DIE YISIO PHILIBERTI 

DES 

HEINRICH VON NEUSTADT 


VON 


Dr. MARIA GEIGER 



TÜBINGEN 

VERLAG VON J. C. B. MOHR (PAUL SIEBECK) 

1912 


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Alle Rechte Vorbehalten 


Druck von H. L a u p p jr in Tübingen. 



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V 


VORWORT. 


Herrn Prof. Dr. Singer, der mich zu dieser Arbeit anregte 
und bei ihrer Abfassung unterstützte, sei an dieser Stelle ver¬ 
bindlichster Dank gesagt; ebenso den Bibliotheken von Bern, 
Berlin, Freiburg, Karlsruhe, München, Straßburg, Wien und 
Zürich, die mir Handschriften und Bücher bereitwillig zur Ver¬ 
fügung stellten. 


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VII 


INHALT. 

Seite 

I. Die lateinische Vorlage der ,Visio Philiberti“. 1 

II. Die .Visio Philiberti* als Uebersetzung. 10 

III. Das Verhältnis der „Visio Philiberti“ zur „Gottes Zukunft“ . . 45 

IV. Die „Visio Philiberti “, ein Gedicht Heinrichs von Neustadt . . 51 


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* 



I. Die lateinische Vorlage der „Visio Philiberti“. 

Unter den Werken Heinrichs von Neustadt 1 ) findet sich ein 
Gedicht, das zu der weitverbreiteten Gattung der Streitgespräche 
zwischen Leib und Seele gehört. Dem Beispiele Singers folgend 
nenne ich es der Einfachheit halber „Visio Philiberti“ (F). 

Schon Strobl 2 ) hat Heinrichs Gedicht als Uebersetzung der 
lateinischen Visio Philiberti erkannt, die in zahlreichen Hss. vor¬ 
handen ist und viele Uebertragungen und Bearbeitungen gefunden 
hat. Folgendes Material lag mir zur Untersuchung der Quellen¬ 
frage vor: 

eine Ausgabe von Karajan (Frühlingsgabe für Freunde 
älterer Literatur 1839) nach einer Wiener Hs. des 15. Jahr¬ 
hunderts (K). 

‘Vision de Fulbert’, herausgegeben von M. EüfeLESTAND du 
M&RIL, Po£sies populaires latines anterieures au douzieme siede 

1843 (M). 

der von THOM. WRGIHT besorgte Abdruck des Ms. Harl. 
978. fol. 88, v°. in 'The Latin poems commonly attributed to 
Walter Mapes‘ (W). 

Bibliotheca Casinensis IV. Florilegium Casinense S. 253. 
Incipit quedam visio , quam vidit Beatus Bemhardus in visione et 


*) hg. von S. Singer. Deutsche Texte des Mittelalters Band VII. (Berlin 
1906.) 

Gotes Zuokunft. Im Auszuge 
mit Einleitung, Anmerkungen und Glossar hg. von J. Strobl. (Wien 1875.) 

Sprache und Dichtung 10: Geiger. 1 


*) Heinrich von Neustadt: Apollonius. Von 


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intitulatur Conteniio anime et corporis, edita , ut dicitur, a dido 
Beato Bemhardo. Ex codice CCVII. Pag. 115 (C). 

Codex lat. 8710 der k. Hof- und Staatsbibliothek München 
(Man). 

Deutsche Hs. der öffentlichen Bibliothek der Universität 
Basel A. V. 14 (B). 

Die beiden Hss. Mon und B sowie der Abdruck C stehen 
der von Wbight veröffentlichten Fassung nahe. Von dieser 
Gruppe kommen Mon und B wegen ihrer Unvollständigkeit als 
Grundlage für eine Vergleichung mit der Uebersetzung Heinrichs 
nicht in Betracht. Sie stimmen in zahlreichen Auslassungen 
überein. So fehlen die W 45—54; 59-71; 150; 171—174; 
203—222; 240; 242; 257/58; 290; 293/94 entsprechenden Verse 
bei beiden. Außerdem finden sich W 76—88 in Mon nicht. B 
läßt 76—79 und 84—88 aus. Bei Mon fehlt 101—109, bei B 
105—109; ferner fehlt Mon 121—133; bei B 121 und 126—133; 
in B fehlt 163—166, bei Mon 154—166; bei B 187—222, bei 
Mon 203—222; in Mon 249—252 und 267-271; bei B 271; 
bei Mon 278 und 282—286; bei B 280. 282. 284—286; bei 
Mon 299 und 309—312; bei B 302/3. 

Abgesehen von einigen unbedeutenden Abweichungen lesen 
sie oft übereinstimmend mit C , das nur wenige Auslassungen 
aufweist, anders als W in folgenden Versen: W 12 praediis; 
Mon B Cpridie, aus der folgenden Zeile. Es handelt sieh hier 
um ein Versehen, das wahrscheinlich schon in der oder den Vor¬ 
lagen der drei Texte vorhanden war. 

W 28/29. iteram criminibus sic sum denigrata 

per te, caro misera, sumque reprobata. 

Mon B per te, caro misera, sic sum denigrata. 

W 33. a poena tartarea mihi jam parata. 

Mon B C A duris suppliciis quae nobis sunt parata. 

W 38. In poenis miserrima sum. 

Mon B C In poenis miserrimis sum. 

W 89. pater pauperum. Mon. B. tutor pauperum. 

„ 167. fraus. „ „ fors. 


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W 292. et voce qua potuit parum murmuravit. 

Mon B Et voce lamentabiii querule clamavit. 

Eine Lesart von Mon und B, die sich weder bei K, noch 
M, noch W findet, und die sie mit C teilen, muß bereits in 
der Vorlage unserer deutschen Visio gestanden haben: Die be¬ 
treffende Stelle lautet in der Uebersetzung: 93 Wo ist din gut, 
du veiger sot , Baz dir lieber waz dann Got? entsprechend der 
Lesart von Mon B und C : Cum nummeorum copia quam deo 
plus amasti während K und W lesen: quam nimis amasti, und 
M: quam tu plus amasti. 

B und Mon weisen keine weiteren derartigen Laa. auf. Es 
bleiben also noch W C K und M darauf hin zu untersuchen, 
welcher von diesen vier Texten der Visio Heinrichs zugrunde 
lag oder der Vorlage am ähnlichsten gewesen sein muß. Wie 
schon gesagt, steht. C dem von WRIGHT veröffentlichten Text 
nahe. Es finden sich aber in C auch Uebereinstimmungen mit 
M , das W sehr ferne steht, während K vielfach mit W über¬ 
einstimmt. 

Für die Quellenfrage ist Uebereinstimmung der Uebersetzung 
und des lateinischen Textes in Auslassungen nicht von großer 
Beweiskraft, da z. B. technische Gründe den Uebersetzer veran¬ 
lassen konnten, eine Stelle, die in der Vorlage vorhanden war, 
nicht zu übertragen. Die Eingangsverse 1—8, in denen K und 
M von dem Visionär berichten — K nennt ihn Philibertus, M 
Fulbertus — fehlen in der Uebersetzung, ebenso bei W und C. 

M 37 f. 0 caro miserrima , mecum es damnata, 

Si scires supplicia nobis praeparata , 

Vere posses dicere: — 

finden sich in Heinrichs Gedicht nicht; es heißt mit W C K 
übereinstimmend Vere possum dicere ohne weitere Begründung 
V 62 Ich wollte gern wünschen mir. Die Schilderung der kurzen 
Trauer der Gattin weist in der Uebersetzung nicht die Bemerkung 
auf: W 67 Be qua dotis gaudium aufert vim doloris , die sich 

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auch in K und C findet, aber in M nicht vorhanden ist. 

Die Auslassung des Flickverses W 150 K 157 Erimus 
penitus ergo condemnati , die Heinrichs Gedicht mit M und C 
teilt, ist nicht von Belang, wenn auch vielleicht auf die Ueberein- 
stimmung zwischen C und M hier aufmerksam zu machen ist. 

Ebenso wie bei K fehlt in der Uebersetzung W 197 C 
195 M 199 Quibus tu compescere deberes affectum. Der Ver¬ 
gleich W 271 C 268 K 276 Digitorum ungulae id aprorum 
dentes ist in der Uebersetzung und in M nicht vorhanden. Die 
Visio Heinrichs stimmt mit C überein in der Auslassung von 
K 281 M 276 W 276 Ac loco tripudii dentibus strinxenmt. W 
284/85 K 289/90 Quidam suis comibus eam compunxerunt fehlt 
in der Uebersetzung und in C und M; W 293 C 287 M 291 
Quando vero baratri januas intravit in der Uebertragung und K. 

Inbezug auf Auslassungen stimmt C am meisten mit der 
Uebersetzung überein. Doch wäre es voreilig, daraus einen 
Schluß zu ziehen, aus dem oben angegebenen Grunde. 

Entscheidender für unsere Frage sind die Fälle, bei denen 
Entsprechungen zum deutschen Gedicht sich nur in einem oder 
einigen der lateinischen Texte vorfinden. 

V 57/58 Und waz vor allem meine In dem taufe worden 
reine ist die Uebersetzung von K 35 W 27 C 27 Et ab 
omni crimine baptismo mundata. Diese Zeile fehlt bei M. V 188 
Daz wil ich wol bezugen entspricht M 103 C 98 W 99 Jam 
probabo plenius argumentis Claris. Bei K ist der Vers nicht vor¬ 
handen, ebenso wenig wie M 247 C 244 W 245 Si mundas 
pecuniam totam suam daret = V 454/55 Und moht man alles 
daz gegeben Daz alle die werlt gemein hat. V 469/70 So im 
ie baz mag gesin So ie dieffer wirt sin pin findet nur in M seine 
Entsprechung: 259/60 Nam quanto deliciis plus delectabatur 
Tanto sibi gravior poena deputatur. Für V 507 Die mähten 
fireude und schal findet sich andrerseits in M keine entsprechende 
Stelle, während K 280 C 272 W 275 von der Freude der 




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herbeieilenden Teufel berichten: Qui pro tanto socio gaudium 
fecerunt. K 298 C 288 W 294 Voce lamentabili et quaerula 
clamavit sind durch V 537 Sie bat gar klegeliche übertragen. Die 
Stelle fehlt bei M. Für V 539/40 ‘ Davides kint, erbarme dich 
Von dinen gnaden über mich’ liefern nur K 299 W 295 Crea- 
turam respice tuam , fili David! die Entsprechung; wahrend bei 
C der Vers fehlt; und M liest abweichend 292: Cui laus inso- 
nuit Jesu fili David. Bei W fehlt also in einem Fall die Ent¬ 
sprechung, die sich nur in M findet. C und K weisen keine 
Stellen auf, die sich nicht auch in W vorfänden. Immerhin sind 
bei C nur zwei Auslassungen zu notieren, während K deren 
drei aufweist. M liefert allerdings in 259/60 allein eine Vorlage 
für die Uebersetzung Heinrichs, bietet aber sonst nur in zwei 
Fällen mit W und C die dem mhd. Gedicht entsprechenden 
Stellen, weist drei Auslassungen auf und 292 eine andere La. 
Es ergibt sich aus dieser Aufstellung also folgendes: W steht 
der Vorlage des mhd. Gedichtes am nächsten, aber diese muß 
die beiden Verse, die sich in M 259/60 finden, unter ihrem Be¬ 
stand gehabt haben. 

Endlich kommen als entscheidend solche Fälle in Betracht, bei 
denen die La. eines lateinischen Textes oder auch mehrerer der 
lateinischen Texte mit der Uebersetzung übereinstimmt, während 
die andern abweichende Laa. zeigen. 

V 59/60 Nu bin ich von sunden swartz Gestalt als ein 
gebrants hartz entspricht C 28 W 28. Herum crimintbus sic sum 
denigrata ; K 36 und M 35 lesen: Et ut frudum facerem, tecum 
ordinata. In V 62/63 Ich wolte gern wünschen mir Daz ich 
doch nie were gebom wird die Klage dem redenden Geist zugeschrie¬ 
ben, übereinstimmend mit W 30 C 30 K 38 Vere possum dicere 
heu! quod fui nata! während in M die Seele dem Leibe sagt, daß 
er Ursache zur Klage habe: 39 Vere posses dicere . . . Die 
folgende Stelle V 94/95 habe ich schon oben erörtert. Nur 
C weist hier von den vier lateinischen Texten eine mit der 


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Uebertragung stimmende La. auf. V 141 spricht von fünf acker 
jochart ebenso M 78 C 72, W 73 von qxdnque jugera ; K 81 
bandelt es sich nur um zwei. V 177 Er rihtc daz heult uf baz 
stimmt mit K 102 C 93 TT 94 überein: Corpus caput erigit. 
M liest 98: Sese corpus erigit. V 239 redet der Leib die Seele 
an: Eine sunde die ist swere , ebenso C 133 W 134: Peccasti tu 
gravius; K 141 M 137 wird von der Seele gesagt: Peccat tarnen 
gravius. V 252 Und mit dir disputiere entspricht K 146 C 138 
TT 139 tecum disputare. Bei M 142 lautet die Stelle: Et tua, 
si potero, dicta retractare. V 279 Ein heimlich melderin übersetzt 
M 158 proditrix domestica oder C 154 W 156 familiaris proditrix; 
K 163 aber liest: dolosa proditrix. V 357 Der lip sprach mit 
mit smertzen ist die Uebersetzung von K 209 W 203 C 201 
Corpus dicit Herum ; M 205 heißt es dagegen: Addo, licet referam 
corde nunc amaro. V 359 Sage an liebe, ob du ez weist entspricht K 
210 C 202 W 204: Die mihi si noveris; M liest 206 im An¬ 
schluß an 205 Quod jam mihi patens est . . . Für V 364 Nu 
ist körnen uf ein ort liefert nur C eine genaue Vorlage: 205 
nunc est ergo darum. K 213 und W 207 lesen dagegen: Non est 
ergo darum , M 209 hoc est ergo cl. V 387/88 Sit daz ich lebendig 
zu dir Gesdzd wart und du zu mir (s. Singers Anm.) übersetzt 
K 221 Tandem quum fueram tibi vivens fda oder W 215 Tarnen 
quando . . . oder C 213 Tarnen quia ... M 217 hat die ganz 
abweichende Lesart: Quae vivebam splendide serids amida. Auch 
für den folgenden Vers der Uebersetzung V 389 Mir ist bliben 
daz du sihst kann der Text M nicht Vorgelegen haben. M liest 
nämlich 218 Ecce quae de omnibus mihi sunt relida, während K 
222 TV 216 und C 214 den Relativsatz aufweisen, der auch im 
mhd. Gedicht sich findet. Bei W lautet die Stelle: Ea quae 
nunc respicis sunt mihi relida , ebenso bei K, während C liest: 
Et que nunc conspicis mit unwichtiger Aenderung des Ausdrucks. 
V 415 Nu we mir , daz ich ie wart Gotes geschepfede . . enthält 
die Klage in bejahender Form ebenso wie M 226 C 222 W 224: 


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Heu! qxiod unquarn fueram rerutn in natura! während K den 
Schmerzensruf in verneinender Form hat: 230 Heu numquam 
fuissem in rerum natura! V 451—455 gibt die guten Werke 
anderer, die dem Sünder nicht mehr nützen können, in derselben 
Reihenfolge an wie M und C im Gegensatz zu W. Bei K fehlt 
an dieser Stelle ein Vers. Bei V 491—496 stimmt die Reihenfolge 
der Verse zu M, C und W , während K abweichend anordnet. 
W 274 C 271 K 279 Quibus jam diaboli parvi occurrerunt 
entsprechen dem mhd: 505 Ander tufel harnen hie Die waren 
minre dann die, während M 275 Mox maligni Spiritus passim 
accurrerunt dem Uebersetzer keine Anregung zu Vers 506 geben 
konnte. V 511—514 haben die gleiche Anordnung wie W C M: 
V 511/12 Sie wart zu den stunden Mit kettennen wol gebunden 
entspricht W 278 C 274: Viscatis corrigeis eam ligaverunt. M 
liest 278 Quidam cum corrigiis ipsam perstrinxerunt und K 284 
Cervinis corrigiis hanc flagellaverunt. V 515—520 haben die¬ 
selbe Reihenfolge wie W 280—282 und M 280—282. Für V 
513/14 Mit haken wart sie zerzerret, Ir hüt, ir buch geflerret 
kommt die La. von W 279 Quidam furcis ferreis ventrem dis - 
ruperunt und die von C 275 Quidam vectis ferreis ... als Vor¬ 
lage in Betracht. K 283 Quidam vinculis ferreis ventrem ligaverunt 
und M 279 Quidam uncis ferreis ipsam diruperunt können der 
Uebersetzung nicht Vorgelegen haben. V 519/20 Sie netzten ir 
in die äugen Mit für in kammerlaugen entspricht C 277 K 287 
'W 282 Et in eins o culos quidam comminxerunt. Bei M heißt 
es 282 Et quidam in fa eiern eius ... V 527/28 Solihe ere 
wirt angeleit Der uns zu dienste waz bereit ist die Uebersetzung 
von K 293 oder W 288 oder C 282: Hi qui nobis serviunt , sic 
sunt honorati. M 286 liest anders: sic sunt fustigati. Mit V 
529/30 Minre hat er zu tröste Dann die krete in dem roste kommen 
wir zu einer interessanten Stelle, deren literarhistorische Zu¬ 
sammenhänge und Bedeutung SINGER in seinen literarhistorischen 
Miszellen (Untersuchungen und Quellen zur germ. u. rom. Philolo- 


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gie, J. v. Kelle dargebracht, Prag 1908. S. 314 f.) erörtert hat. 
Es wäre noch hinzuzufügen, daß sich aueh in einem dramatischen 
Gedicht, dem jüngst Gericht puch, Ms. germ. Berol. fol. 722 
der Wunsch der verdammten Seele findet 27 b: Gott wölltt das 
ich ain krott wer. Die lateinischen Texte bieten verschiedene Laa.: 
K 294 Nondum tarnen nosti quot sunt cruciati , M 287 Posses 

modo dicere sicut hufo crati *), W 289 Nec dum potes dicere sicut 

% 

hufo crati, C 282 a Nec dum potes dicere sicut hufo creati. Dieser 
Vers findet sich unter dem Text mit der Anmerkung linea super - 
ducta deletus est. Die Entstellung crati zu creati sowie die Til¬ 
gung in der Hs. weisen darauf hin, daß die Anspielung auf das 
Sprichwort: dixit hufo crati 1 maledicti tot dominati’ (vgl. Singer 
a. a. 0.) nicht verstanden wurde. Wie Singer ausführt, handelt 
es sich bei Heinrich um eine falsche Uebersetzung oder ein Zu¬ 
rechtlegen der Vorlage, indem crates , die Egge, mit röst , der ge¬ 
wöhnlichen Entsprechung übertragen wird. Es kommen für diese 
Stelle des mhd. Gedichtes nur M oder W als Vorlage in Betracht, 
da C eine verderbte La., K eine ganz andere auf weist. V 535 
Da die sele daz vernam stimmt mit K 296 C 285 W 291 über¬ 
ein: His auditis anima ... M 289 liest: Post haec tandcm 
anima ... V 541 Daz widerredten sie zu hant entspricht K 300 
C 287 Reclamabant dcemones , M 293 heißt es dagegen: Accla- 
mantes dcemones und W 296 Tune clamabant dcemones. V 
549/50 Du endarft nit sprechen me Herre, erbarme dich . . . 
überträgt die La. von W 298 Non dices de caetero ‘ miserere mei! 
C 291 stimmt mit W 298 überein, nur steht dicas. K 302 und 
M 295 lesen anders: Parum prodest amodo ‘miserere mei’. Von 
den vier lateinischen Texten weist M am meisten Laa. auf, die 
mit der Uebersetzung nicht übereinstimmen. Nur in 4 von 24 
Fällen deckt sich M mit der Visio Heinrichs. Und diese sind 
nicht von Belang, weil M hier die betreffende Ausdrucksweise 

*) Du Mäbil bemerkt dazu: „La fable qui a donne naissance ä cette 
comparaißon etait fort connue pendant le moyen-äge.“ 


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mit W und C oder W allein teilt. In den Fällen, bei denen es 
sich um Uebereinstimmung in der Anordnung des Dargestellten 
handelt, geht M mit dem mhd. Gedicht ganz einig, aber auch 
hier in Uebereinstimmung mit W oder C. So scheidet M in 
dieser Beziehung als Vorlage für die Visio Heinrichs aus und 
steht der lateinischen Vorlage, die der Uebersetzer ohne Zweifel 
benutzt hat, ziemlich fern. Dasselbe gilt für AT, das auch keine 
der Visio entsprechende La. besitzt, die nicht auch W oder C 
haben, und das in allen 4 Fällen von der Reihenfolge der Verse 
in der Uebersetzung abweicht. Es kommen noch W und C in 
Betracht. C hat nur eine La., die sich mit V nicht deckt, W 
dagegen deren drei. Was die Uebereinstimmung in der Anord¬ 
nung anbelangt, so stehen beide in demselben Verhältnis zur 
Visio Heinrichs: in je einem Falle weichen sie von der Reihen¬ 
folge des mhd. Gedichtes ab. 

Aus allen Aufstellungen folgt als Gesamtergebnis, daß W 
und C der Vorlage der Visio am nächsten kommen. Der Text, 
der in der Bibliotheca Casinensis abgedruckt ist, kann Heinrich 
nicht Vorgelegen haben, da er die Anspielung auf das Sprichwort 
von der Kröte (C 282 a) nur entstellt darbietet. Der Uebersetzer 
kann auch W nicht als Vorlage benutzt hahen, da das mhd. 
Gedicht Stellen enthält, die wohl in den andern Texten, nicht 
aber in TV Vorkommen. Es muß Heinrich ein sehr gut erhaltener 
lateinischer Text zur Verfügung gestanden haben, der weiter 
zurückgeht als die ihm am nächsten stehenden Texte W und C. 

Ich habe den von WRIGHT veröffentlichten Text der Wür¬ 
digung des mhd. Gedichtes als Uebersetzung zugrunde gelegt, 
weil er, mit G verglichen, etwas vollständiger und besser über¬ 
liefert ist. 


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II. Die „Visio Philiberti“ als Uebersetzung. 

Ich versuche zunächst, die Wiedergabe des lateinischen Ge¬ 
dichtes in stofflicher und sprachlicher Beziehung zu 
würdigen. Das Werk des deutschen Dichters stellt sich als eine 
freie Uebersetzung dar. Es schließt sich der Vorlage nicht in 
jedem Worte ängstlich an, ist aber wiederum nicht so frei ge¬ 
staltet, daß die Dichtung den Charakter einer Bearbeitung er¬ 
hielte. Denn der gebotene Stoff ist ohne Abzüge und Zusätze 
übernommen worden, und auch die Komposition ist der Quelle 
nachgebildet. Direkte Unrichtigkeiten bei der Uebertragung sind 
nur in geringer Zahl vorhanden. Ich habe deren drei gefunden, 
die, ohne wesentliche Aenderungen zu bewirken, doch den Sinn 
einiger Zeilen entstellen und den Zusammenhang derselben mit 
den folgenden lockern. Unser Dichter übersetzt: 

76. 0 caro miserrima, esne modo 145. 0 böses fleisch, du maden az, 

tuta, 

Quod mundi sit gloria fallax et Du füler buch, du staukes vaz! 

versuta, Mit sunden lasterbere 

Pessimis et variis vitiis polluta, Bistu geladen swere 

Et veneno daemonum nequiter Und der düfel eiter gift 

imbuta? Hat mit dir der sunden stift. 

In der Vorlage spricht die Seele von der Verderbtheit ir¬ 
discher Herrlichkeit, von ihrer Falschheit und Arglist und bringt 
alsbald den Beweis für ihre Behauptung in v. 80—82 

Pretiosis vestibus non es nunc induta , Tuum valet pallium 
vix duo minuta, Parvo lintecimine jaces invdluta , 


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die auf diese Weise in ungezwungenen Zusammenhang mit den 
vorhergehenden treten. Anders in der Uebersetzung. Dort be¬ 
schuldigt die Seele den Körper, mit Sünden überladen zu sein. 
Die Attribute fallax et versuta haben keine Entsprechung: 
Und die enge Verbindung mit den folgenden Versen 151 ff. 
Du lijst hie mit smacheit: Mich dünkt tool daz din kleit , Da 
mit du gekleidet bist, Lutzei Schatzes wert ist; Ez ist von smehen 
Sachen Ein altes linlachen ist aufgehoben. Ferner überträgt der 
Dichter: 

102. Fecitemultociens,fateor, errare, 189. Ich mag sin wol für war jehen, 

A bonis operibus saepe decli- Ez ist dicke geschehen. 

nare. Daz ich von güden werken han 

Dicke und dicke verlan. 

Während im lateinischen Gedicht das Fleisch die Seele ver¬ 
führt, gute Werke zu unterlassen, wird im mittelhochdeutschen 
vom Fleische gesagt, daß es das Gute oft nicht getan habe 1 ). 
Betrachtet man diese Stelle im Zusammenhang mit der folgenden 
Ankündigung 

103. Sed si caro faciat animam 193. Daz der lip die sele müge 

peccare Zu sünden bringen oder tüge 

Quandoque, non mirum est, Zu ettelicher stünt, 

audi, dicam quare. Wie daz si, daz dun ich künt, 

so drängt sich die Bemerkung auf, daß diese im lateinischen Ge¬ 
dicht wie selbstverständlich an das vorhergehende anschließt, im 
mittelhochdeutschen dagegen nicht mit demselben in logische 
Verbindung gebracht werden kann. Und die dritte Unrichtigkeit: 

162. Credo quod deliqueras culpa 291. Uf mir ist die groste scholt 

magis gravi. Die wir beide han verscholt. 

0 

Es wirkt befremdend, wenn, wie es in der Uebersetzung der 
Fall ist, die Seele gutwillig die größere Schuld auf sich lädt und 
der Körper kurz darauf in seiner Entgegnung 335 ff. sich be- 

*) wenn V. 192 nicht fehlerhaft überliefert ist. Vielleicht wäre mit 
einer Konjektur, die ich Singer verdanke, zu lesen: Dich vü dicke vertan. 


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wogen fühlt, den Geist als den wahren Schuldigen anzuklagen 
und Gelehrte, Bibel und gesunden Menschenverstand als Zeugen 
für die Wahrheit seiner Behauptung aufzubieten. Der Annahme, 
daß es sich nur um einen Schreibfehler handelt, widerspricht das 
doch, das 293 ff. einleitet: Doch du, da dez dufels list An 
dich zoch zu aller frist , Daz soltest du versmehet han Und gern 
gut ding getan .... Eine schlechte Uebertragung, auf die 
SlNGEE in einer Anmerkung hin weist, liegt in folgendem Fall vor: 

156. Familiaris proditrix tu mihi 279. Ein heimlich melderin 

fuisti. Bistu zu stünden mir gesin. 


Das melderin der Uebersetzung kann unmöglich dieselbe 
Vorstellung erwecken, wie das proditrix der Vorlage. Auch 
im Zusammenhänge des Gedichts hat es keinen Sinn. Ohne die 
entsprechende Stelle der Quelle zur Hand zu haben, würde es 
schlechterdings nicht möglich sein zu verstehen, was der Ueber- 
setzer mit dem Ausdruck sagen will. 

In der Wiedergabe eines lateinischen Begriffs durch zwei 
mittelhochdeutsche könnte sich eine gewisse Unbeholfenheit, ein 
Tasten des Uebersetzers nach den richtigen Entsprechungen der 
lateinischen Ausdrücke offenbaren. Einen derartigen Eindruck 
habe ich nicht erhalten. In den meisten Fällen ist die Erschei¬ 
nung durch Rücksicht auf Reim und Vers zu erklären. Auch 
ist nicht zu vergessen, daß dem Uebersetzer dichterische Freiheit 
in der Gestaltung der Wiedergabe zuerkannt werden muß. In 
folgenden Fällen scheint mir die Wiederholung der Entsprechung 
des lateinischen Ausdrucks als Versfüllung zu dienen: 


53. Es nunc esca vermium. 

58. Nullum membrum superest quod 

nunc lucro vacet. 

216. Ea quae nunc respicis mihi 

sunt relicta 

Putredo cum vermibus. 


104. Du müst vor war ein spise sin 
Den maden und den wormen. 

115. Din lip enhat dehein lit 
Im si stank und fule mit. 

389. Mir ist bliben daz du sihst: 
Gestank, ful und maden, 

Da ist min fleisch mit überladen. 


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13 


199. Postquam tot virtutibus ditata 

fuisti. 

219. Et scio praeterea, quod sum 

surrectura . . . 


349. Sit daz maniger hande tugent 
Dir in alter und in jugent 
Gegeben und verlihen eint 

397. Ez ist mir kunt, ich weiz ez 

wol, 

Daz ich mit dir ersten sol.... 


In dem zuletzt angeführten 
auf mein Empfinden keineswegs wie ein Hindernis, das den Fluß 
der Rede unliebsam aufhält; vielmehr macht die Uebersetzung 
den Eindruck der Ungezwungenheit und Leichtigkeit auf mich. 

Von der Rücksicht auf den Reim scheinen die Uebertragungen 
folgender Stellen diktiert zu sein: 


Beispiel wirkt die Verdopplung 


89. Quia pater pauperum non eras 

sed praedo . . . 

240. Qui semel intrat baratrum, 

quaecunque personae 
Mortales, subaudias, pro trans- 

gressione 

Non est spes ulterius de redemp- 

tione. 

274.-diaboli parvi occur- 

rerunt, 

Qui pro tanto socio gaudium 

fecerunt. 


166. Du were der armen vater niht, 
Du were ein abrecher 
Und der armen reuber. 

444. Wer in die helle körnen ist, 
Der habe mut noch den trost 
Daz er iemer werde erlöst. 


505. Ander tufel kamen hie, 

Die waren minre dann die, 

Die mähten freude und schal... 


Eine eigentümliche Bewegtheit des Rhythmus und ein stär¬ 
keres Anklingen des Klagetones bewirkt die zweimalige Verdopp¬ 
lung des Wortes, das den lateinischen Ausdruck wiedergibt in 
dem letzten Beispiel, das ich anführe: 


39. Omnes lingue saeculi non dice- 

rent pro vero 
Unam poenam minünam, quam 

infelix fero. 


79. Alle die leben ie gewönnen, 
Die mögen noch enkunnen 
Die minneste pin nit gesagen 
Die ich dolden und tragen. 


Seltener ist das Gegenteil, daß also zwei lateinischen Be¬ 
griffen ein mittelhochdeutscher entspricht, so in der Ueberset¬ 
zung von 


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90. Te rodunt in tumulo vermes et 170. Nu ezzent doch dich hie die 

putredo maden. 

294. Voce lamentabili et quaerula 537. Si bat gar klegeliche 

clamavit. Got von himelriche. 

Eine Verdunklung des Sinnes oder die Zerstörung einer Fein¬ 
heit des Ausdrucks wird dadurch nicht bewirkt. 

Aehnlich wie die oben charakterisierte Erscheinung ist die 
häufig auftretende Uebertragung einer lateinischen Satzbestimmung 
durch einen ganzen Satz im mittelhochdeutschen Gedicht zu er¬ 
klären. An die Stelle eines Attributs tritt dreimal ein Relativ¬ 
satz, zweimal ein Konjunktionalsatz und zweimal ein Hauptsatz. 
In zwei Fällen überträgt unser Dichter das Objekt durch einen 
Nebensatz und in drei Fällen durch einen Hauptsatz. Einmal 
wird das Prädikatsnomen durch einen Hauptsatz ausgedrückt. 
Schwerfällig und ungeschickt wirkt die Uebersetzung folgender 
Stellen: 

17. Non es nunc in turribus de 34. Du bist in den tornen niht 

petris quadratis. Die man mit quader steinen sihh 

41. Sed magis me cruciat quod 83. Noch lit mir grozer jamer an: 

veniam non spero. Daz ich keinen trost han 

Daz ich iemer werde erlöst: 
Do ist weder hoffenünge noch 

trost. 

Die Ineinanderschachtelung der beiden dass-Sätze wirkt un¬ 
schön. Und v. 86, der offenbar die Rolle eines Flickverses 
spielt, trägt mit seiner Wiederholung des in v. 84 gebrauchten 
Ausdruckes trost nicht dazu bei, den Eindruck der Unbeholfenheit 
zu verwischen. 

46. Quo sunt lectisternia maximi 95. Wo ist din riches bete, 

decoris? Daz du mit Schönheit hete? 

Zur Entschuldigung der schwerfälligen Uebersetzung läßt 
sich in diesem Falle die Rücksicht auf Vers und Reim heran¬ 
ziehen, die der Uebersetzer walten lassen mußte, die auch bei der 
Uebersetzung der nächsten Stellen wohl ausschlaggebend war. 


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231. Corpus adhuc loquitur animae 

tarn tristi. 

Ebenso in 

260. Ecce duo daemones pice ni- 

griores. 


274. Quibu8 et diaboli parvi occur- 

rerunt. 

und in 

242. Non est spes ulterius de re- 

demptione 


431. Der lip zu der sele sprach, 

Do er sie jamers vol sach . . . 

474. Zwen swartz dufel sie da sach. 
Ir gestalt waz ungerech: 

Sie waren swartzer dann ein bech, 
505. Ander tufel kamen hie, 

Die waren minre dann die. 

445. Der habe mflt noch den trost 
Daz er iemer werde erlöst. 


Bei der zuletzt angeführten Stelle war in Anbetracht der 
Fassung von v. 445 die Uebertragung des Objekts durch einen 
Nebensatz nicht zu umgehen. Die Gestaltung der vorhergehenden 
Zeilen bedingt auch die Uebersetzung von v. 261/62 durch v. 
477 ff. Ich zitiere die betreffenden Zeilen sowie die vorher¬ 
gehenden : 


260. Ecce duo daemones pice ni- 

griores, 

Quorum turpitudinem totius 

scriptores 

Mundi non describerent nec ejus 

pictores. 


474. Zwen swartz dufel sie da Bach, 

Ir gestalt waz ungerech: 

Sie waren swartzer dann ein 

bech: 

Ir grüße waz so manigfalt 
Und so grulich gestalt 
Daz alle schribere 
Und dar zu malere 
Künden mit keinre geschiht 
Geschriben noch gemalen niht. 


In einigen Fällen ist der Uebersetzung das Lob zu spenden, 
durch die Uebertragung eines lateinischen Begriffs durch einen 
Satz den Gedanken lebendiger zum Ausdruck gebracht zu haben 
als die Vorlage. 

So in der Wiedergabe von 

28. Iterum criminibus sic sum deni- 

grata 

Per te, caro misera . . . 


durch 

59. Nu bin ich von sunden swartz 
Gestalt als ein gebrants hartz. 
Unselig, daz ist von dir! 


Den heftigen Vorwürfen, die der Geist dem Körper entgegen- 


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16 


schleudert, ist die im mittelhochdeutschen gebrauchte Form des 
Hauptsatzes angemessener als die des Nebensatzes und eines Prä¬ 
dikatsnomens, wie sich bei Vergleichung der beiden Texte ergiebt: 

89. Quia pater pauperum non eras 166. Du were der armen vater niht, 

sed praedo, Du were ein abrecher 

Und der armen reuber 
Und mit bosheifc überladen . . . 

In der Uebersetzung von durch 

228. Cadunt cum corporibus spiritus 425. So in der lip erstirbet, 

eorum Die sele do mit verdirbet. 

ist die Gegenüberstellung von Seele und Leib durch die Einklei¬ 
dung in Haupt- und Nebensatz viel markierter. Auch die Frucht¬ 
losigkeit der Gebete und Almosen, die nach dem Tode des Sün¬ 
ders für sein Seelenheil gesprochen und gespendet werden, findet 
in der Uebersetzung durch Uebertragung der Satzbestimmung 
durch einen Satz stärkeren Ausdruck als in der Vorlage: 

242. Non est spes ulterius de re- 445. Der habe müt noch den trost, 

demptione Daz er iemer werde erlöst. 

Necperelemosinas.necoratione. Noch almusen noch gebet 

Daz nach dem dode get, 

Hilfet nit umb ein har. 

Bei der Besprechung der syntaktischen Verhältnisse, zu der 
ich nun übergehe, handelt es sich zunächst um Entscheidung 
der Frage: steht der Uebersetzer unter dem Einfluß der la¬ 
teinischen Syntax? In einer geringen Anzahl von Sätzen steht 
in der Vorlage der Superlativ zur Bezeichnung eines hohen Grades 
der Eigenschaft. In der Uebersetzung ist diese dem Lateinischen 
eigentümliche Ausdrucksweise nicht nachgeahmt, sondern deut¬ 
schem Sprachgebrauch gemäß der Positiv an Stelle des Super¬ 
lativs gesetzt worden. So überträgt der Dichter: 

11. 0 caro miserrima, quis te sic 

prostravit ? 

76. 0 caro miserrima, esne modo 

tuta. 


23.Du veiger lip, du solt mir sagen: 

Waz hat nider dich geslagen? 
145. 0 böses fleisch, du maden 

az . , . . 


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143.a quo didicisti 

Verba tarn acerrima quae jam 

protalisti ? 


259. Wer hat ingeben dir 

Die sweren wort die du zu mir 
Sprichest? . . . 


Der eigentliche Prüfstein für die Gewandtheit des Ueber- 
setzers ist die Art und Weise, wie er sich mit den spezifisch la¬ 
teinischen Satzkonstruktionen abfindet. Ob der Accusativ cum 
Infinitivo eine rein lateinische Satzkonstruktion ist und durch 
Uebersetzungen ins mittelhochdeutsche hineingeschmuggelt wurde, 
oder ob auch die deutsche Sprache ihn als ihr Eigentum rekla¬ 
mieren darf, beabsichtige ich nicht zu erörtern. Ich zitiere nur 
die beiden Stellen, an denen er in der Quelle vorkommt und füge 
die Uebersetzung hinzu, die auch den Anforderungen unserer neu¬ 
deutschen Syntax entspricht. 


35. Quicquam boni facere me non 

permisisti. 

146. niud esse coneonum scio veri- 

tati, . . . . 


73. Du lieze mich keine gutat 
Dun. 

263. Ez ist der warheit auch wol 

glich, . . . . 


In den Bearbeitungen und andern Uebersetzungen, die ich 
zur Vergleichung heranzog, fand ich keine Accusativ cum Infi¬ 
nitiv-Konstruktion. Nur in der von Karajan in seiner Früh¬ 
lingsgabe unter B veröffentlichten Uebersetzung sind wörtliche 
Uebertragungen des Accusativ cum Infinitiv vorhanden. Das oben 
angeführte Illud esse consonum scio veritati wird dort folgender¬ 
maßen wiedergegeben: 236 Ich weis das glich der warheit 

sin. Sogar lateinische dass -Sätze und andere Konstruktionen sind 
häufig durch den Accusativ cum Infinitivo wiedergegeben, so v. 

105/106, 158/159, 256, 262, 301/302, 319, 371—374. Die Um¬ 
schreibung der Partizipialkonstruktion weiß der Verfasser des 
mittelhochdeutschen Gedichtes so selbständig zu gestalten, daß 
die Uebertragung nicht die geringste fremdsprachliche Färbung 
erhält. Seine Uebersetzungskunst in dieser Beziehung möge eine 
Reihe von Beispielen veranschaulichen. Den Ablativus absolutus 
übersetzt er geschickt und richtig: 


Sprache und Dichtung 10: Geiger. 



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205. Exeunte spiritu a carne quid 

sit caro? 


oder 

268. Aures habent patulas, sanie 

fluentes. 


360. So von dem libe ist der geist, 
Er ist ein az; .... 

491. Ir oren wit als ein sak; 

In den oren eiter lag 

Wol als ein bosse kogel groz, 

Daz zu allen ziten dar uz floz. 


Die übrigen Partizipialkonstruktionen umschreibt der Ueber- 
setzer ebenfalls tadellos, teils durch Relativ- oder Temporalsätze, 
teils durch Hauptsätze. 


247. In inferao positum numquam 

liberarefc. 

23. Quemquam falso judicans amodo 

non laedes. 

134. Peccasti tu gravius, dico, mihi 

crede, 

Carnis sequens libitum fragilis 

et foedae. 

138. Adhuc volo stare 

Et dum tempus habeo tecum 

disputare, 

Ut quod mihi loqueris, corpus, 

tarn amare, 
Volens mihi penitus culpam 

imputare. 

177. Corpus haec intelligens statim 

coepit flere. 

179. Qui vivendo potui multos im- 

•’ perare . . . 

31. Utinam ex utero fuissem trans- 

lata 

Prötinus ad tumulum et sic 

liberata 

A poena tartarea mihi jam pa- 

rata. 

148. Sed tua fragilitas, prona volup- 

tati, 


456. Dez sfinders worde niemer rat 
Der in daz hellefure ist körnen. 
47. Dem du in libe were 
Mit valsch ein rihtere, 

Dem mäht du geschaden niht. 
239. Dine sünde die ist swere: 
Gleube mir der mere! 

Zu sunden ist dir gewesen gach, 
Dem fleisch hast du gevolget 

nach, 

Daz snel zu sunden istund krank. 
250. Est gut daz ich noch blibe 
Umb diese rede schiere 
Und mit dir disputiere. 

Ir lip, warumb redent ir daz? 
Ir sult uch wol bedenken baz 
Uwer rede ist zorn var, 

Und wollent die schult mir 

geben gar. 

311. Da der lip daz vernam, 

In groze jamerkeit er kam. 
317. Vor dem tode, do ich lebte 
Und in hoher wirde swebte ... 
65. Ich wolte, do ich gebomwart, 
Daz mich der dot an der vart 
Von dem libe het genomen: 

So wem wir beide nit komen 
Zu der helle bitterkeit, 

Die uns beiden ist bereit. 

267. Ie doch macht ez din krankeit. 
Die zu der werlte waz bereit, 


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19 


Atque mundo dedita, noluit hoc Die wolte daz nit liden 

pati. Noch uppikeit vermiden. 

Eine gute Folie für die Gewandtheit unseres Uebersetzers in 
der Umformung der Partizipialkonstruktion bildet die sklavische 
Nachbildung derselben in der oben angeführten Uebersetzung, 
deren Abhängigkeit von der Vorlage einige Beispiele zeigen mögen: 

175. Qui tibi dum vizeras amici 289. Die dir mit vriuntschaft waren 

fuere neben 

Jacentem in tumulo nolunt te Dich note woelden sehnde sin 

videre. Ligende in dem grabe din! 

307. Mox expansis manibus ad Deum 539. Mit zusparten henden do san 

clamavi An got min rufen wart getan, 

Orans, ut me proteget a poena Bittende mich schirmende sin. 

tarn gravi. 

Es erübrigt noch, einen Blick auf die Art der logischen Ver¬ 
bindung der Sätze zu werfen. Bei der Freiheit des Satzbaus im 
Mittelhochdeutschen ist es eine häufige Erscheinung, daß logisch 
abhängige Sätze, die in der Quelle den regierenden Sätzen auch 
formell untergeordnet sind, ihnen in der Uebersetzung formell bei¬ 
geordnet werden. So entspricht in folgenden Fällen dem kausalen 
Nebensatz der Vorlage ein selbständiger Satz in der Uebertragung: 

34. Non est mirum, fateor, quia dum 71. Ez ist war, ich muz sin jehen: 

vixisti, Ez ist gar von dir geschehen. 

Quicquam boni facere me non Du lieze mich keine gutat 

permisisti. Dun. 

69. Mortem tuam breviter plangit 133. Ez weinent nit gar vil din kint: 

tuus haeres, Sie nement din ros und din rint 

Quia sibi remanent turres, Und dinen grozen bösen hört... 

domus, teres! 

89. Quia pater pauperum non eras, 166. Du were der armen vater niht 

sed praedo Du were ein abrecher 

Te rodunt in tumulo vermes et Und der armen reuber 

putredo. Und mit bosheit überladen: 

Nu essent doch dich hie die 

maden. 

Sind im lateinischen Gedicht die Kausalsätze den regierenden 
Sätzen beigeordnet, so findet doch die logische Verbindung in der 

2 * 


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Konjunktion nam ihren Ausdruck. In der Uebersetzung wird das 
Bindewort nicht gebraucht. 

25B. Adhuc quod interrogas, si ali- 461. Du fragest ob ein edelman 

quid parcatur Dort iht bezzer möge han ? 

Personis nobilibus: non, nam Nein, verstant daz gar eben! 

lex haec datur, Ez ist daz urteil gegeben 

Quod quanto quis in saeculo «Wer hie hohe stiget, 

magis exaltatur Dieff er dort hin siget.* 

Tanto cadit gravius, si trans- 

grediatur. 

289. Nec dum potes dicere sicut 529. Minre hat er zu tröste 

bufo crati, Dann die trete in dem roste. 

Nam debes in centuplo duriora Du endarft nit sprechen dir 

pati. si we: 

Diner martel wirt noch me, 
Grozer pin wirt dir noch kunt 
Me dann hundert dusent stunt. 

Sätze, die einen Kontrast ausdrtlcken, verbindet der lateinische 
Dichter gern durch die disjunktive Konjunktion sed , der Ueber- 
setzer dagegen stellt auch hier einfach Satz neben Satz. 

35. Quicquam boni facere me non 73. Du lieze mich keine gutat 

permisisti. Dun: ez waz din wider rat. 

Sed semper ad scelera pessima Zu bösen dingen du dich zuge. 

traxisti. 

Die Vorliebe für das Nebeneinander von selbständigen Sätzen 
zeigt sich besonders in der Auflösung der kunstvoll gebauten 
lateinischen Perioden. 

25. Ego quae tarn nobilis fueram 

creata, 

Ad similitudinem Domini for- 

mata, 

Et ab omni crimine baptismo 

mundata, 

Iterum criminibus sic sum deni- 

grata 

Per te, caro misera, sumque re- 

probata. 

Ein zweites Beispiel: 


53. Ich waz ein edel creature 

Und nach Gotes figure 
Selig und dugende rieh 
Zu gnaden waz geformet ich, 
Und waz vor allem meine 
In dem taufe worden reine: 
Nu bin ich von sunden swartz 
Gestalt als ein gebrants hartz. 
Unselig, daz ist von dir! 


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199. Postquam tot virtutibus ditata 

fuisti, 

Et mihi tune fatuae pronam te 

dedisti, 

Meisque blanditiis numquam re- 

stitisti, 

Satis liquet Omnibus, quod plus 

deliquisti. 


849. Sit daz maniger hande tügent 
Dir in alter und in jugent 
Gegeben und verlihen sint, 
Warumb were du so gar ein kint 
Daz du dich weich erzeugte 
Und dich ie vor mir neigte? 
Dar umb muz ez war sin 
Daz die schult ist vil me din. 


In einigen Fällen versucht der Uebersetzer, der Vorlage in 
dem kunstvollen Gefüge der Sätze nachzueifern. 


114. Ergo si tu domina creata fuisti 
Et dabatur ratio, per quam de- 

buisti 

Nos in mundo regere, cur mihi 

favisti 

In rebus illicitis, et non resti- 
, tisti? 


Oder: 

167. Sed cum tibi pridie mundi fraus 

arrisit, 

Et vitam diutinam firmiter pro- 

misit 

Mori non putaveras .... 


201. Nu frage ich dich der mere: 
Sit du frauwe were 
Mir gegeben, und bereit 
Du hede von Gote bescheiden- 

heit, 

Daz du uf der erden hie 
Bewisest wann oder wie 
In reinikeit uns rihten 
Und uns zu dugenden pflihten: 
War umb hast du verhengt mir, 
Daz frage ich dich, daz sage 

schir, 

Daz min fleisch zu missetat 
Mit diner craft begangen hat ? 

299. Da dir der werlt trugenheit 
Zu Iahte und waz bereit 
Und globte dir sie wolte dir 

geben 

Riehes gut und langes leben, 
Da wolte du nit sorgen 
Du stirbest lihte morgen. 


Vorzüglich ist ihm der Versuch der Wiedergabe einer andern 


Periode geglückt: 

211. Si Deum dum vixeras amasses 

perfecte, 

Et si causas pauperum judi- 

casses recte, 


371. Da du lebendig were, 

Hetest du dir unmere 
Gelazen sin alle bosheit, 

Were dir die sunde gewesen leit, 
Hetest du an allen smertzen 


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Si pravorum hominum non ad- 

baesisses sectae, 
Non me mundi vanitas dece- 

pisset, nec te. 


Got liep gehabt von hertzen, 
Und hetest dich lazen erbarmen 
Uber die vil Gotes armen, 

Und werst an alles gevere 
Gewesen gut rihtere, 

Und daz rehte nit gevellet 
Hetest du, dich nit gesellet 
Zu bösen luten dicke : 

So hete niht mit dem stricke 
Die weit gar gezogen dich 
Noch in die bant geleget mich. 


Aus den obigen Angaben ergibt sich folgendes: Das Werk 
des Uebersetzers ist nicht frei von Unrichtigkeiten, aber einmal 
bewirken sie keine wesentlichen Aenderungen des Stoffes und der 
Komposition, und dann ergeben drei unrichtig übertragene Stellen 
auf 592 Verse verteilt nur einen geringen Prozentsatz. Den Tadel 
schlechter Wiedergabe verdient unser Dichter nur in einem Falle. 
Man kann ihm also eine für seine Arbeit genügende Kenntnis 
der Sprache des Originals wohl zusprechen. — Eine bejahende 
Antwort gebührt nach meiner Ueberzeugung ebenso auf die andere 
Frage: Beherrscht der Uebersetzer seine eigene Sprache? Die 
Wiedergabe eines lateinischen Begriffs durch zwei mittelhoch¬ 
deutsche oder einen Satz, aus der auf Unsicherheit, auf ein Suchen 
nach treffenden Entsprechungen geschlossen werden könnte, ist, 
wie ich schon oben ausführte, mit der Rücksicht auf Yers und 
Reim häufig zu erklären; ganz vereinzelt wirkt sie unbeholfen, 
und in einigen Fällen gibt sie dem Gedanken, der auszudrücken 
ist, eine angemessenere Form. — Daß der Uebersetzer die logische 
Verbindung der Sätze oft nicht formell zum Ausdruck bringt, 
findet seine Erklärung in der Freiheit des Satzbaus im Mittel¬ 
hochdeutschen, und daß er die kunstvollen Satzgebilde seiner Vor¬ 
lage im allgemeinen nicht wiedergibt, sondern auflöst, liegt zum 
guten Teil darin begründet, daß die mittelhochdeutsche Sprache 
das Nebeneinander von selbständigen Sätzen dem Bau von Perioden 
vorzieht. Und es läßt sich auch nicht verkennen, daß man für 


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23 


den Verlust der Glätte durch die größere Kraft der kurzen Sätze 
oft entschädigt wird. — Endlich zeigt sich unser Dichter als 
gewandter Uebersetzer in der Einkleidung spezifisch lateinischer 

Konstruktionen in mittelhochdeutsches Gewand. 

585 ff. Diz glichnisse han ich uch gesagt: Ich weiz nit wol wie ez uch 
behagt. Ich han ez darumb furbraht: Vil lihte git ez andaht. Wer ez 
in gnaden lesen hört Sin gemute wirt zerstört Und gewinnet da von ruwe 
Und lihte dugent nüwe. 

In diesen Schlußzeilen des mittelhochdeutschen Gedichtes ist 
seine Tendenz ausgesprochen: es soll die Herzen der Zuhörer er¬ 
schüttern, um Reue in ihnen zu erwecken und sie zur Besserung 
anzuspornen. Dasselbe ist natürlich der Zweck der Vorlage, 
wenngleich er nicht in Worte gefaßt ist. Eine Prüfung der 
Mittel, mit denen unser Dichter auf Verstand und Gemüt seiner 
Leser wirkt und sein Verhältnis zur Quelle in dieser Beziehung 
wird die Aufgabe des zweiten Teils dieses Abschnitts sein. Der 
Uebersetzer beginnt sein Werk mit dem Hinweis, daß ein Dichter 
sich befleißigen soll vil glichnusse zu sagen. Nach diesem un¬ 
beholfenen Eingang begibt er sich daran, seine Parabel zu er¬ 
zählen. Durch die Aufforderung: v. 5 ff. Nu höret -wie ein 
selig man Eines nahtes slaffen began ; setzt er sich alsbald 
mit seinem Publikum in Verbindung. Im lateinischen Gedicht 
ist davon keine Rede. Ohne daß des Verfassers oder seiner 
Leser Erwähnung getan würde, wird dort sofort der Visionär 
als Erzähler der Erscheinung eingeführt. Im Traum sah er 
einen Leichnam, zu dem der Geist zurückkehrte. Seufzend be¬ 
klagte die Seele den Tod des Leibes und mit herben Worten 
schalt sie ihn. Im mittelhochdeutschen Gedicht ist der feine Zug 
eingefügt, daß der fromme Mann, bevor er den Geist bei der 
Leiche stehen sieht, eine klagende Stimme vernimmt. Gespannt 
horcht er auf, und seltsame Kunde wird ihm zuteil. Etwas 
Geheimnisvolles geht von dieser körperlosen Stimme aus, das im 
Leser schon zu Anfang ein leichtes Grauen erweckt. Doch hat 
sich der Uebersetzer einiges entgehen lassen, was dem lateinischen 


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24 


Gedicht größere Anschaulichkeit verleiht. Da wird uns gesagt, daß 
in der Stille der Nacht zur Winterszeit dem Visionär die Erschei¬ 
nung zuteil wurde, während im mittelhochdeutschen Gedicht von 
einer Nacht im allgemeinen die Rede ist. Auch der Visionär selbst 
wird durch einen Zug, den die Uebersetzung ebenfalls nicht ver¬ 
merkt hat, näher gekennzeichnet: langes Wachen hat ihn so er¬ 
müdet, daß ein leichter Schlummer ihn beschlichen. In diesem 
Zustand hört er, wie sich ein Streitgespräch zwischen Leib und 
Seele entspinnt. Diese ist die Angreifende. Sie beginnt mit einer 
Schilderung seiner vergangenen Herrlichkeit, die einen wirkungs¬ 
vollen Hintergrund für seine gegenwärtige, elende Lage bildet. 
Die Antithesen, in denen sich die Darstellung bewegt, hat der 
Uebersetzer trefflich nachzuahmen gewußt. Dem Glück, in dem 
der Leib sich noch gestern sonnte, wird der Jammer der Gegen¬ 
wart entgegengesetzt. 

12. 0 caro miserrima, quis te sic 28. Du veiger lip, du solt mir sagen: 

prostravit, Waz hat nid er dich geslagen ? 

Quam mundus tarn subito prae- Gestern het du hohen müt, 

diis ditavit? Grozes erbe und riches gut, 

Nonne tibi pridie mundus sub- Daz lant waz dir under tan; 

debatur? Ritter, knebte wolte du ban, 

Nonne te provincia tota vere- Die dir gingen binden nach: 

batur? 

Quo nunc est familia quae te Nu ist dir, armer corper, schach 

sequebatur? 

Cauda tua penitus jam nunc Gesagt und auch der mat. 

amputatur. 

Während er früher in Türmen und Palästen lebte, liegt er 
nun auf einem bloßen Brett Zu der wiederholten Schilderung 
der prächtigen Wohnung, die er früher innehatte, wird der Kon¬ 
trast gegeben: 45 Din hus ist nider und kräng TJnd niht wann 
sieben fusse lang. Auch das Pathos der Anrede 0 caro miser¬ 
rima erklingt in der Uebersetzung in den Worten Du veiger Up. 
Das Bild Cauda tua penitus jam nunc amputatur ersetzt er 
durch die Metapher Nu ist dir, armer corper , schach Gesagt und 


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auch der mat , die allerdings keinen Anspruch auf Originalität er¬ 
heben kann. Die belebenden rhetorischen Fragen, die der Dichter 
der Vorlage mit Vorliebe gebraucht, wendet auch er an; so v. 59 
Wo ist nu din riche habe ? oder v. 42 f. Was sol das palas und 
das hus Und die riehen kemmenaten? Mit einer derartigen 
Frage geht die Seele dazu über, dem Leibe seine Strafe in 
Aufsicht zu stellen, die sie mit ihm in der Hölle teilen 
muß. Sie, die rein und tugendreich nach Gottes Ebenbild 
geschaffen und in der Taufe obendrein von aller Sünde be¬ 
freit worden war, sie muß nun von sich sagen: v. 59/60 Nu 
bin ich von sunden swartz Gestalt als ein gebrants hartz. Im 
lateinischen Gedicht heißt es nur v. 28 Herum criminibus sic sum 
denigrata. Durch die Ausführung des Vergleichs gewinnt die 
Stelle, die als Antithese schon kräftig wirkt, noch an Ausdruck. 
Auch die Behauptung, daß das Fleisch ihre Befleckung mit Sünden 
verschuldet habe, die in der Vorlage beiläufig in den Worten 
per te, caro misera ausgedrückt wird, ist in der Uebersetzung mit 
größerem Nachdruck ausgesprochen: v. 61. Unselig , das ist von dir! 

Die Furcht vor unvermeidlicher Qual und der Schmerz über 
ihre Verunstaltung durch Schuld pressen der Seele den Wunsch 
aus, nie geboren oder schon bei der Geburt gestorben zu sein. 
Die Wiedergabe dieser Stelle gibt der Vorlage an Pathos nichts 
nach. Zur Vergleichung zitiere ich die lateinischen Zeilen und 
ihre Uebertragung: 

30. Vere possum dicere, heu! quod 62. Ich wolte gern wünschen mir 

fui nata! Daz ich doch nie were geborn! 

Utinam ex utero fuissem trans- Wann wir beide sin verlorn. 

lata Ich wolte, do ich geborn wart, 

Protinus ad tumulum! et sic Daz mich der dot an der vart 

liberata Von dem libe het genomen 

A poena tartarea, mihi jam So wem wir beide nit komen 

parata! Zu der helle bitterkeit. 

Die uns beiden ist bereit. 

Noch einmal und nachdrücklicher behauptet die Seele, daß 
des Fleisches Schuld ihnen die Strafe zugezogen habe. Worin 


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die Schuld besteht, wird wieder durch eine Antithese zum Aus¬ 
druck gebracht. 

35. Quicquam boni facere me non 73. Du lieze mich keine gutat 

permisisti Dun: ez waz din wider rat. 

Sed semper ad scelera pessima Zu bösen dingen du dich zuge: 

traxisti. 

Die Ungenauigkeit in der Uebersetzung der letzten Zeile ist 
vielleicht auf das Konto des Schreibers zu setzen, der dich und 
mich verwechselte. — In welch furchtbarer Qual Leib und Seele 
deshalb sein und bleiben müssen, wird in der Vorlage und ebenso 
in der Uebersetzung lebendig geschildert: 

39. Omnes linguae saeculi non dice- 79. Alle die leben ie gewunnen 

rent pro vero Die mögen noch enkunnen 

Unam poenam minimam quam Die minneste pin nit gesagen 

infelix fero. Die ich dolden und tragen. 

Noch mehr aber peinigt sie der Gedanke, daß sie keine Er¬ 
lösung erhoffen kann. 

In den folgenden Auslassungen kehrt die Seele zu dem Aus¬ 
gangspunkt ihrer Rede zurück. Noch einmal führt sie ihm die 
Pracht seines früheren irdischen Besitzes vor Augen. In An¬ 
lehnung an die Vorlage kleidet unser Dichter die Schilderung in 
das Gewand rhetorischer Fragen, deren Pathos er durch Anwen¬ 
dung der Anaphora noch zu verstärken versteht. Auch die An¬ 
schaulichkeit der Darstellung, die durch Angabe der konkreten 
einzelnen Herrlichkeiten bewirkt wird, spricht aus der Ueber¬ 
setzung. Bisweilen tiberbietet der Uebersetzer den Dichter in 
dieser Beziehung, so überträgt er 

v. 47. Vestes mutatoriae, varii co- 97. Wo ist din riches wat mal, 

loria . . . Purpur, samit und zindal, 

Scharlachen und hermin? 

Bei der Aufzählung der guten Speisen v. 102/103, bei welcher 
der Dichter der Quelle mit sichtlichem Behagen verweilt, be¬ 
schränkt er sich jedoch darauf, ivilprete, vogel spise, guten win zu 
nennen, während die Vorlage außerdem von Schwänen, Kranichen 


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27 


und edlen Muränen zu sagen weiß. Ja, köstliche Speisen hat er 
vor seinem Tode genossen. Und im Kontrast dazu steht: 

53. Es nunc esca vermium. 104. Du must vor war ein spise sin 

Den maden und den wormen. 

Eine grausame Ironie liegt in dieser Gegenüberstellung, ebenso 
wie in der Erkundigung: 55 Tua domus qualiter tibi modo 
placet ? Tibi norme summüas super nasum jacet ? Mit verstärktem 
Hohne übersetzt unser Dichter 109 Armer sünder, sage Wie dir 
din hus behage! Ez ist Jcortz und niht zu wijt, Die firste dir 
uf der nasen lijt! Was er an Reichttimem mit Hilfe von Lug 
und Trug, Drohungen und Bedrückungen in saurer Arbeit zu¬ 
sammengescharrt hat, ist nun dahin: 

62. A te totum rapuit sors unius 122. Ein kurtze stunde ez hin treit. 

horae. 

Von dem dichterischen Mittel der Beseelung macht auch der 
Uebersetzer Gebrauch, doch personifiziert er nicht das Schicksal, 
sondern die Stunde. In der Darstellung der kurzen Trauer und 
selbstsüchtigen Freude der Erben waltet im mittelhochdeutschen 
Gedicht wieder eine überlegene Ironie, die im Original 
diskreter, schwächer ist. Heißt es in diesem: 68 ff. In tuis 
parentibus amodo non speres, Mortem tuam breviter plangit tuus 
haeres, Quia sibi remanent turres, domus, teres Et thesauri copia , 
pro qua modo moeres, so übersetzt unser Dichter: 129 ff. Du 
endarft dich auch drosten niht Zu dinen mögen: wann sie haut 
pfliht Wie in din erbe werde , Wingarten, wise und erde. Ez 
weinent nit gar vil din kint: Sie nement din ros und din rint Und 
dinen grozen bösen hört Und let dich in der helle dort. Und weiter 

72. Non crede quod mulier tua sive 137. Ich wene nit daz din liebes wip 

nati Diu dir liep waz als der lip 

Darent quinque jugera terrae Gebe um dich schiere 

sive prati. Guter festen viere 

Oder fünf acker jochart. 

Das Epitheton liebe , das der Uebersetzer zu wip setzt, und 


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die eingefügte Metapher Diu dir lip waz als der Up erhöht die 
Schärfe der Ironie. 

Die pathetische Anrede 76 0 caro miserrima , die der Ueber- 
setzer weiter spinnt und viel derber gestaltet, 145 0 böses 

fleisch, du maden az, Du füler buch , du stankes vazf, leitet 
einen Hinweis auf die Falschheit und Verderbtheit der Welt ein. 
Auf die unrichtige Uebertragung dieser Stelle v. 147—150 
habe ich oben aufmerksam gemacht. — Bei der Beschreibung der 
ärmlichen Kleidung des Leibes ist die Kontrastwirkung von pre- 
tiosis vestibus und parvo linteamine in der Uebersetzung verloren 
gegangen. Die Strafe hat den Körper noch nicht getroffen, doch 
wird er der Pein nicht entgehen, die er mit der Seele zusammen 
erdulden muß. Von der heiligen Schrift, deren Zeugnis die Seele 
im lateinischen Gedicht für die Wahrheit ihrer Aussage in An¬ 
spruch nimmt, läßt der Uebersetzer an dieser Stelle nichts ver¬ 
lauten. Doch nimmt er bei der Angabe der Vergehen des Leibes 
v. 165—169 das Bild vom Vater der Armen mit herüber und 
kontrastiert es in Anlehnung an das Original mit der armen ab - 
brecher und reuber. 

Nachdem die Seele die Vermutung ausgesprochen, daß ihr 
das Fleisch nichts entgegnen könne, ist sie im Begriff, von dannen 
zu fahren. Da richtet der Körper das Haupt empor. Seinem 
Leide, das in der Vorlage aus seinen Seufzern klingt, gibt der 
Uebersetzer stärkeren Ausdruck: 178 Von zehern worden im 
naz Die äugen; sufzen er began. Die Abwehr der Beschuldi¬ 
gungen ist in der Uebertragung in entschiedenerem Tone ge¬ 
halten: 

98. Non sunt vera penitus omnia 183. Ez ist nit war, daz sage ich dir, 

quae faris. Daz du gesprochen hast zu mir. 

Doch räumt der Körper ein, daß er den Geist oft veranlaßt 
habe, gute Werke zu unterlassen — auch diese Verse gehören zu 
den unrichtig übersetzten — und gibt seine Absicht kund, die 
Möglichkeit einer Verführung der Seele durch das Fleisch darzu- 


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tun. Aber der Ankündigung folgt im mittelhochdeutschen Ge¬ 
dicht nicht die Ausführung. Nach v. 196 fehlen mehrere Zeilen, 
so daß für die lateinischen Verse 105 ff. Mundus et daemonium 
legem sanxire noctuam , Fraudis ad consortium camem trahentes 
fatuam Eorumque blanditiis caro seducit animam, Quam a virtutum 
culmine trahit ad partem infmam , Quae statim carnem sequüur 
ut bos duäus ad victimam keine Entsprechung vorhanden ist. 
Der Text setzt mitten im Satze wieder ein 1 ). Das Verhältnis 
zwischen Seele und Leib wird durch das Bild von der Herrin und 
ihrem Diener, das auch der Uebersetzer gebraucht, treffend cha¬ 
rakterisiert. Ebenso ist das Pathos der Frage, warum die Seele 
in ihrer Eigenschaft als Herrin ihm die Zügel schießen ließ, un¬ 
geschwächt wiedergegeben. Weil sie ihr Amt, das der Ueber¬ 
setzer mit Nachahmung seiner Vorlage anschaulich zu schildern 
weiß, nicht treulich verwaltet hat, gebührt ihr die größere Schuld. 
Und da sie dem Fleisch, das ohne die Seele ohnmächtig ist, nicht 
wehrte, den Lockungen der Welt nachzugehen, trägt sie auch 
die Verantwortung für dessen Sünden. 239 Dine sünde die 
ist swere: Gleube mir der mere. Zu sünden ist dir gewesen 
gacli , Dem fleisch hast du gevolget nach , Daz snel zu Sün¬ 
den ist und krank, fährt der Körper in seiner Rede fort. In 
die ermüdende Wiederholung des schon oft Gesagten bringt 
der Uebersetzer etwas Leben, indem er das Fleisch schmerz¬ 
lich ausrufen läßt: 244 Sele min , dez habe undank! Daz mich die 
maden ezzent nu Da hast du dich gefliezzen zu. Nicht weiter 
will er mit ihr reden, er fordert sie auf: 248 Sele min, nu var 
von mir! Doch der Geist hat keine Lust, seinem Wunsche nachzu¬ 
kommen. Er ist durch die Vorwürfe gereizt worden und will 

*) Der lateinische Text (TP) hat an dieser Stelle (105—109) ein anderes 
Versmaß; ebenso C , das sich hier mit W deckt; K und M weisen keinen 
Wechsel des Versmaßes auf. Eine allfällige Interpolation in W und C 
gibt keine Erklärung für die Lücke in der Uebersetzung, da durch das 
Pehlen der betreffenden Zeilen der Zusammenhang des mhd. Gedichtes 
empfindlich gestört wird. 


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weiter mit ihm disputieren. Sehr hübsch findet im mittelhoch¬ 
deutschen Gedicht sein Aerger durch den Gebrauch der zweiten 
Person Pluralis*) Ausdruck: 253 ff. Ir lip, warumb redent ir 

daz? Ir sult uch wol bedenken baz. Uwer rede ist zom var, 
TJnd wollent die schult mir geben gar. 

Nach dem Vorgang der Quelle macht der Uebersetzer im 
folgenden von der rhetorischen Frage Gebrauch: 

143.-a quo didicisti 259. Wer hat ingeben dir 

Verba tarn acerrima quae jam Die sweren wort die du zu mir 

protulieti? Sprichest? 

Auf diesen Eingang folgt wieder das bekannte Zugeständnis, 
daß sie, die Seele, einen Teil der Schuld sich zuschreiben müsse, 
weil sie das Fleisch nicht gezügelt habe. 267 ff. Ie doch macht 
ez din kränkelt, Die zu der werlte waz bereit , Die wolle das nit 
liden Noch uppikeit vermiden. Die Beseelung der Schwachheit 
des Leibes, die nach dem Muster des Originals angewandt ist, 
verleiht der Auseinandersetzung auch hier wieder den Reiz 
größerer Lebendigkeit. So hat das Fleisch die Herrschaft an sich 
gerissen und ist zur Verräterin an der Seele geworden. Auf die 
schlechte Uebersetzung proditrix — melderin ist schon hingewie¬ 
sen worden. Die Schmeicheleien der Welt haben den Leib ver¬ 
führt und die Seele nachgezogen. 158 Et in peccati puteum 
suaviter mersisti. Die Wiedergabe dieses Verses ist sehr derb 
gestaltet: 283 Und in der Sünden pützen Hast du mich ge- 
heizzen gutzen. 

Noch einmal räumt die Seele ein, daß sie gefehlt habe, da 
sie ihrer Pflicht als Herrin nicht nachgekommen sei. Aber weil das 
Fleisch sie mit so süßem Truge an sich zog, kommt diesem die 
größte Schuld zu. Ich habe die Stelle schon unter den unrich¬ 
tigen Uebersetzungen angeführt. — Hätte sich der Körper von 
der List des Teufels nicht umgarnen lassen, so würden sie nun 

>) s. Ehbismann. Duzen und Ibrzen im Mittelalter. Zs. f. d. Wf. V, 
163—181. 


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31 


mit den Heiligen in ewiger Seligkeit leben. Die Bezeichnung 
Gottes als „ celsus Tonans “ ist in der Uebersetzung nicht wieder¬ 
gegeben. Ob der Uebersetzer den Ausdruck nicht verstand und 
dadurch veranlaßt wurde, den Zug si adhaesisses monitis celsi 
Tonantis nicht zu übertragen, oder ob andere Gründe ihn dazu 
bestimmten, entzieht sich meiner Entscheidung. 

Das Fleisch hat das Gute nicht tun wollen, denn 


167. Sed cum tibi pridie mundi fraus 

arrisit 

Et vitam diutinam firmiter pro- 

misit, 

Mori non putaveras. 


299. Da dir der werlt trugenheit 
Zu Iahte und waz bereit 
Und globte dir sie wolte dir 

geben 

Riehes gut und langes leben, 
Da wolte du nit sorgen 
Du stirbest lihte morgen. 


Die wirkungsvolle Beseelung der trügerischen Welt ist der Vor¬ 
lage genau nachgebildet. Ebenfalls nach dem Muster der Quelle hat 
der Uebersetzer die Gestalt des Todes belebt: 


169.-sed mors hoc elisit 305. Der dot hat dich ersnellet 

Quando de palatio tumulo te Und in daz grab gevellet. 

misit 


Die Kontrastierung von Palast und Grab hat er sich jedoch 
entgehen lassen. 

Zum Schluß ihrer Rede gibt die Seele dem Leibe noch die 
bittere Wahrheit zu kosten, daß Freunde und Verwandte sich 
verachtungsvoll von ihm abwenden, nun, da er gestorben ist. 
Ihre Worte haben den Körper in große Trauer versetzt, für 
deren Schilderung der Uebersetzer einige warme Töne findet: 
311 Da der Up das vemam, In groze jamerkeit er kam: Sere 
weinen er began , Ez mShte Got erbarmt han. Das Original sagt 
uns nur: 177 Corpus haec intelligens statim caepit flere. 

Der Körper knüpft in seiner Erwiderung an die Aussage des 
Geistes an, daß er nicht geglaubt habe, so bald sterben zu müssen. 
Nach seiner Meinung ist es nicht verwunderlich, daß er, der 
arme schiel, wie er sich selbst ironisierend sagt, den Gedanken 


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32 


an den Tod in seinem freudevollen Leben nicht faßte. Jetzt aber 
siebt er deutlich, daß niemand dem Tode entgehen kann, 

184. Nec auri dominium, nec diviti- 328. Ich sehens nü wol offenbar 

arum Daz silber noch kein richt&m, 

Nec vis, nec potentia, nec genus Noch golt noch werltlich rüm, 

praeclarum Kraft, gesleht noch gewalt, 

Mortis possunt fugere tumulum Herschaft, ere manigfalt, 

amarum. Noch mit känigen haben pfliht 

Mag dem dode entrinnen niht. 

Der Uebersetzer überbietet den Dichter der Vorlage in der 
Häufung der Begriffe. Der Leib wiederholt, daß die Seele die 
größte Schuld auf sich geladen hat, denn 341 Wem me gnaden 
ist gegeben Von dem sol man vordem me. Zur Bezeugung dieser 
Wahrheit werden Bibel und gesunder Menschenverstand aufge- 
boten. Der Uebersetzer läßt sie auch noch von den Gelehr¬ 
ten bestätigen. — Und viel war der Seele gegeben worden: 
345 Versten , leben und gedank Und rehter sinne ane vank , Be¬ 
trübten und wisheit. Aber sie hat keinen Gebrauch davon ge¬ 
macht, sie hat dem Fleisch nachgegeben und es nie ge¬ 
zügelt. Der Uebersetzer drückt diesen Gedanken mit größerer 
Lebendigkeit aus, indem er den Körper fragen läßt: 352 Warümb 
were du so gar ein kint Daz du dich weich erzeugte Und dich ie 
vor mir neigte? In der Quelle heißt es einfach: 200 Et mihi 
tune fatuae pronam te dedisti Meisque blanditiis numquam restitisti ... 
Durch die Vergleichung des Geistes mit einem Kinde wird 
die Haltlosigkeit und Schwäche der Seele schärfer gefaßt. 

Aus schmerzbewegtem Herzen beklagt der Leib seinen Zustand, 
um dann in dem Beweis fortzufahren, daß die Schuld der Seele 
ihr und ihm das herbe Geschick der Verdammten bereitet habe. 
Hätte die Seele Gott und Menschen geliebt und der Gesellschaft 
böser Menschen nicht angehangen, so wäre es der Eitelkeit der 
Welt nicht geglückt, sie zu täuschen. An dieser Stelle ist der 
Gedankeninhalt der Vorlage in der Uebersetzung viel anschaulicher 
zum Ausdruck gebracht worden: 


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33 


211. Si Deum dum vixeras amasses 

perfecte 

Et si causas pauperum judi- 

casses recte, 

Si pravorum hominum non 

adhaesisses sectae, 
Non me mundi vanitas dece- 

pisset nec te. 


371. Da du lebendig were, 

Hetest du dir unmere 
Gelazen sin alle bosheit, 

Were dir die sunde gewesen leit, 
Hetest du an allen smertzen 
Got liep gehabt von hertzen, 
Und hetest dich lazen erbarmen 
Uber die vil Gotes armen, 

Und werst an alles gevere 
Gewesen gut rihtere, 

Und daz rehte nit gevellet 
Hetest du, dich nit gesellet 
Zu bösen lfiten dicke: 

So hete niht mit dem stricke 
Die weit gar gezogen dich 
Noch in die baut geleget mich. 


Ein wärmerer Ton wird im mittelhochdeutschen Gedichte 
angeschlagen, und welche Kraft anschaulicher Darstellung liegt 
in der Methapher in v. 384—386! — Die Verzweiflung des 
Körpers macht sich in ergreifenden Klagen Luft. In der Schilde¬ 
rung seines Jammers erreicht das Pathos seine höchste Steigerung. 


219. Et scio praeterea quod sum 

surrectura 

In die novissimo, tecumque 

passura 

Poenas in perpetuum: o mors 

plus quam dura, 
Mors interminabilis, fine cari- 

tura! 


397. Ez ist mir kunt, ich weiz ez wol, 
Daz ich mit dir ersten sol 
An dem jüngsten tage 
(Ez ist war und nit ein sage) 
Und mit dir liden jamers not, 
Daz mir lieber were der dot 
Uf erden liden dusent stunt. 
Daz mir nie were worden künt 
Der lip und daz kranke leben 
Daz dem tufel ist gegeben! 
Owe der jemerlichen not! 

Owe du ewiclicher dot. 

Der niemer nie hat ende! 

Owe clegeliches eilende 
Do ich iemer wesen muz, 

Do clagens mir wirt niemer büz! 


Der Uebersetzer hat es bei weitem besser als der Dichter 


der Vorlage verstanden, die Leidenschaft des Schmerzes zum Aus- 


Sprache und Dichtung 10: Geiger. 



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34 


druck zu bringen. Ein pathetischer Seufzer im lateinischen Ge¬ 
dicht — ein Ausbruch echter Verzweiflung im mittelhoch¬ 
deutschen. Die Antwort der Seele ist in demselben bewegten, 
gefühlvollen Ton gehalten. Auch hier wieder übertrifft der Ueber- 
setzer den Dichter an Kraft der Darstellung. Das farblose, ab¬ 
strakte 224 Heu! quod unquam fueram rerum in natura! gibt er 
bestimmter und konkreter wieder: 415 Nu we mir, daz ich ie 
wart Gotes geschepfede nach der art Daz ich mansche hin gewesen .! 

227. 0 felix conditio pecorum bru- 423. Wie selig die geborn sint 

torum! Aller leye vihe kint! 

Cadunt cum corporibus spiritus So in der lip erstirbet, 

eorum Die sele do mit verdirbet. 

Auch an dieser Stelle scheint mir in der Uebersetzung ein herz¬ 
licherer Ton zu liegen. Und wie viel lebendiger klingt der Aus¬ 
ruf: 230 Talis esset utinam finis impiorum! im mittelhoch¬ 
deutschen Gedicht: 427 Were dez sunders dot also, Wolfe Got , 
dez were ich fro! So stürbe ich als ein vihe doch, Niht in der 
helle loch. 

In den folgenden Reden ebbt die Flut des Pathos allmählich 
wieder zurück. Auf die Frage des Leibes, ob nichts von Christi 
Erbarmen zu erhoffen sei, oder ob Gott den Edelleuten keine 
Gnade zuteil werden ließe, antwortet die Seele in tadelndem Tone, 
der im lateinischen Gedicht aus den ärgerlichen Worten spricht: 
239 Corpus, ista quaestio caret ratione , im mittelhochdeutschen 
wieder durch Verwendung des Ir an Stelle des du und die Anrede 
Her lip ausgedrückt wird. — Auf seine erste Frage gibt die 
Seele dem Leib den Bescheid: 

240. ff. Qui semel intrat baratrum, 443 ff. Her lip, wissent an dirre frist: 

quaecunque personae, Wer in die belle körnen ist, 

Mortales, subaudias, pro trans- Der habe mut noch den trost 

gressione, Daz er iemer werde erlöst. 

Non est spes ulterius de Noch almusen noch gebet 

redemptione, Daz nach dem dode get, 

Nec per elemosinas, nec Hilfet nit umb ein har. 

oratione. Du solt daz wissen für war: 


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Si tota devotio fidelium oraret, 
Si mundus pecuniam totam 

suam daret, 
Si tota religio jejunus vacaret, 
In inferno positum numquam 

liberaret. 


Beden alle Gotes kint 
Die in allen klostem sint, 

Und festen alle die da leben 
Und moht man alles daz gegeben 
Daz alle die werlt gemein hat, 
Dez sunders worde niemer rat 
Der in daz helle füre ist körnen. 


Die lateinischen Verse 244—247 klingen feierlicher, gehobe¬ 
ner als die Uebertragung, weil an Stelle des Konkreten das Ab¬ 
strakte steht, das aber durch die Beseelung Leben erhält. Auch 
wirken die Zeilen in der Vorlage durch die Anaphora. 

In Ewigkeit muß der Sünder brennen. Der Uebersetzer läßt 
die Seele an dieser Stelle sich unterbrechen, um impulsiv auszu¬ 
rufen: 460 Nu we dir! we ouch mich! Zu der zweiten Frage 
läßt er mit geschickter Nachahmung der Vorlage den Geist mit 
den Worten übergehen: 461 Du fragest ob ein edelman Dort iht 
bezzer möge han? und beantwortet sie: 465 wer hie hohe stiget , 
Dieff er dort hin siget. Die Vorliebe des Uebersetzers für die 
Antithese spricht daraus, daß er die eine, die ihm durch die Vor¬ 
weiter spinnt: 467 So ie hoher 
ist der schal, So ie dieffer wirt der val. Die Antithese 469 So 
im ie baz mag gesin, So ie dieffer wirt sin pin findet sich nicht 
in W, dagegen entspricht M : 259 Nam quanto deliciis plus de- 
ledabatur, Tanto sibi gravior poena deputatur. 471 So ie 
richer er hie ist , Der wirt dort smeher dann ein mist. Zu der 
letzten Antithese wurde er durch v. 257/258 der Vorlage ange¬ 
regt: Dives ergo moriens, si vitiis prematur , Gravius prae 
caeteris poenis impulsatur. Das einschränkende si vitiis prema¬ 
tur hat er nicht berücksichtigt. Und während im lateinischen 
Gedicht dem Reichen eine schwerere Strafe angedroht wird, 
schildert er dessen Schicksal durch den derben Vergleich in v. 472. 

Die Seele hat sich im Streitgespräche mit dem Leibe ver¬ 
spätet. Es erscheinen zwei Teufel, um sie abzuholen. Der 
Dichter der Quelle hat diese in ihrer Häßlichkeit mit augen- 

3* 


läge an die Hand gegeben war, 


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36 


scheinlicher Hingabe dargestellt und sie mit vielen Zügen aus¬ 
gestattet. Der Uebersetzer fügt noch neue hinzu und überbietet 
das Original an eigentümlichen Vergleichen; so v. 486 Sie haten 
äugen als ein struz oder 488 Ir augprauwen als die platen blech. 

4 

Ein anderer Zusatz gibt an, daß der Eiter, der in ihren Ohren 
lag, die Größe einer Kegelkugel hatte. Im lateinischen Gedicht 
leuchten ihre Augen ut pelves ardentes. Der Uebersetzer sagt 
von ihnen: 497 Ir äugen brauten als ein glut, Als swebel und 
bech dut. Die Aussage 495 Ir ruhe stim da vorne Het zwei spitze 
home bereichert er um die beiden Epitheta. Doch hat er den 
Zug ausgelassen 270 Per extrema cornua venenum fundentes und 
sich den Vergleich 271 Digitorum ungulae ut aprorum dentes 
entgehen lassen, dessen Auslassung mir ein Verlust zu sein dünkt, 
weil er eine lebhafte Vorstellung von der erschrecklichen Größe und 
Wildheit der Teufel in mir hervorruft. Mit eisernen Haken er¬ 
greifen sie die Seele und zerren sie zur Hölle. Auch hier 
wieder ein Ausruf, den der Uebersetzer der Gemarterten in den 
Mund legt: 502 “ Ach owe !“ die sele rieff : ein Verweilen bei dem 
Gefühlsmäßigen, das die mittelhochdeutsche Darstellung von der 
etwas kühlen der Vorlage vorteilhaft abstechen läßt. 

Kleinere Teufel eilen herbei, deren Freude in der Quelle 
folgendermaßen geschildert wird: 275 Quipro tanto socio gaudium 
fecerunt Ac loco tripudii dentibus strinxerunt. Im mittelhoch¬ 
deutschen Gedicht ist ihr Vergnügen lebendiger dargestellt: 507 
Die mähten freude und schal Vor der helle über al: ll Biz wille- 
home , geselle , Zu uns in die helle! 11 Abgesehen davon, daß die 
beliebte Ironie wieder waltet, gewährt auch die direkte Rede des 
Willkommenrufes der Erzählung eine angenehme Abwechslung. 
In der Aufzählung der Martern, die der Seele angetan werden, 
folgt der Uebersetzer im allgemeinen seinem Original und wird 
auch wohl dieselbe haarsträubende Wirkung auf gläubige und 
phantasiebegabte Gemüter unter seinen Lesern ausgeübt haben. 
Nachdem sie ihr alle möglichen Qualen bereitet haben, übergießen 


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37 


die Teufel die arme Seele noch mit ätzendem Hohn. In der 
Uebersetzung ist Sathanas an die Stelle der Teufel getreten. Er 
spricht zur Seele: 527 Solihe ere wird an geleit Der uns zu 
dinste waz bereit. Minrc hat er zu tröste Bann die Jcrete in dem 
roste. Die Schilderung der Trauer des Geistes ist in der Ueberset¬ 
zung farbloser. Der Zug voce qua potuit parum murmuravit, der 
ihre Erschöpfung anschaulich zum Ausdruck bringt, ist nicht ver¬ 
wertet worden. Kläglich ruft die Seele: 


295. „Creaturam respice tuam, fili 539. „Davides kint, erbarme dich 

David!“ Von dinengnaden über mich!“ 

In der Antwort der Teufel herrscht in der Uebertragung 
wieder die Ironie vor, die in der Vorlage nur angedeutet wird. 


297. Tarde nimis invocas nomen 

tui Dei. 


298. Non dices de caetero „miserere 

mei!“ 


543. Swig ! ez kan dir nit gefromen: 
Du bist ein teil zu spate komen. 
Du rufest an dinesGotesnamen? 
Da wirt dir nit me von dann 

schämen. 

Wolte du nit, armes az, 

Da der gnaden zit waz, 

Du endarft nit sprechen me 

„Herre, erbarme dich, mir ist 

we!“ 


Nach einer Ausmalung des schreckenvollen und schmerzen¬ 
reichen Daseins, das der Seele bei ihnen wartet, schließen die 
Teufel ihre Rede mit der beißenden Ironie: 


304. Nam sic apud inferos consolen- 560. Also werdent sie getrost 

tur rei. Die sunder in der helle rost! 

Der Visionär fährt erschreckt aus seinem Traume auf. Im 
mittelhochdeutschen Gedicht macht sich seine Erschütterung in 
dem impulsiven Ausruf Luft: 566 “ Got herre min der gute Wie 
ist mir sunder geschehen Baz ich diz wunder han gesehen!“ Er 
reckt die Hände zu Gott empor: 570 “ Herre , in dinem gebot Wil 
ich iemer me bestan , Bie wile und ich daz leben han.“ Das kurze 
Gebet, das die Erzählung belebt, ist wieder ein hübscher Zu¬ 
satz unseres Dichters. Im Gegensatz zu der kühleren Redeweise 


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38 


des Dichters der Quelle 309 Mtindumque cum frivölis suis con- 
dempnavi steht die wärmere des Uebersetzers: Mit gantzem hertzen 
und- mit gir Wider sagte ich der werlte gar. “Et me Christi 
manibus totum commendavi“, so schließt der Visionär des lateini¬ 
schen Gedichtes seine Rede, während der fromme Mann der Ueber- 
setzung noch die Worte 583 Ich gevolgte ir niemer me Der werlt , 
als ich det e hinzufügt, die eine nutzlose Wiederholung des vor¬ 
her Gesagten bilden. — Auch muß man dem Uebersetzer eine 
Inkonsequenz vor werfen, daß er nämlich, während er zu Anfang 
des Gedichtes von dem Visionär berichtet, diesen am Schlüsse 
als Erzähler auftreten läßt. 

Ich habe versucht, einen Begriff von dem Inhalt der „Visio 
Philiberti“ zu geben und mich bemüht, zugleich aufzuweisen, wie 
der Uebersetzer von dichterischen Mitteln Gebrauch macht, und 
in welchem Verhältnis er in dieser Beziehung zu seiner Vorlage 
steht. Zur Vervollständigung und im Interesse größerer Klarheit 
gebe ich eine kurze, systematische Uebersicht der zur Verwertung 
kommenden Darstellungsformen. Zunächst habe ich mich mit dem 
Gebrauch der ästhetischen Apperzeptionsformen, der Beseelung, 

g 

anbetrifft, so ahmt der Uebersetzer meistens den Dichter nach. 
Verwertet er die im lateinischen Gedicht vorhandenen Beseelungen 
nicht, so erklärt sich das teils durch Auslassung der ganzen Stelle, 
z. B.: 14 Nonne te provincia tota verebatur? oder 64 Cum per 
mortem cecidit flos tui decoris. Bisweilen gelingt es ihm, die Be¬ 
seelung wirkungsvoller zu gestalten: 

169. Sed mors hoc elisit 305. Der dot hat dich ersnellet 

Quando de palatio tumulo te Und in daz grab gevellet. 

misit, 

214. Non me mundi vanitas dece- 384. So hete niht mit dem stricke 

pisset nec te. Die weit gar gezogen dich 

Noch in die bant geleget mich. 

Auch unabhängig von der Vorlage hat er die Beseelung ver¬ 
wertet, so in der Uebertragung 


Metapher und Antithese zu beschäftigen. Was die Beseelun 


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39 


157. Per mundi blanditias me post 281. Der werlt wollust hat dich ge- 

te traxisti. zogen 

Mich mit dir und betrogen. 

Mit der Metapher verhält es sich ähnlich. Zwei Metaphern 
ausgenommen v. 271 Digüorum ungulae ut aprorum dentes und 
v. 16 Cauda tua penitus jam nunc amputatur, gibt er die im Ori¬ 
ginal verwendeten Bilder wieder. Das letztere ersetzt er durch 
die Metapher v. 30 Nu ist dir, armer corper, schach Gesagt 
und auch der mat. Noch in fünf Fällen verdeutlicht er den Ge¬ 
danken, den er auszudrücken sucht, durch Bilder und Vergleiche, 
die sich nicht in der Vorlage befanden. Es sind folgende: 59 f. 
Nu hin ich von sunden swartz Gestalt als ein gehrants hartz. 
352 f. War umb were du so gar ein kint Daz du dich weich er¬ 
zeugte ? — 486 Sie haten äugen als ein struz. 488 Ir augprauwen 
als die platen hlech. 492 f. ln den oren eiter lag Wol als ein 
hosse kogel groz. Die Innigkeit des Gefühls wird durch folgende 
Metapher, die ebenfalls Eigentum des Uebersetzers ist, hervor¬ 
gehoben: 137 ff. Ich wene nit daz din liebes wip Diu dir liep waz 
alz der lip , Gebe um dich schiere .... Die Wirkung dieser 
Vergleiche wird dadurch beeinträchtigt, daß ihnen die Originali¬ 
tät mangelt. Von den Antithesen der Vorlage verwertet er 
folgende nicht: 

17. Non es nunc in turribus de 33. Du bist in den tornen niht 

petris quadratis Die man mit quader steinen 

siht; 

Sed nec in palatio mägnae Du bist nit in dem palas 

largitatis; Da din Wirtschaft inne waz; 

Nunc jaces in feretro, parvae Du lijst uf dem blozen bret .... 

quantitatis. 

66. Tuaejam tristitia cessavituxoris 123. Die frauwe schone clagt dich: 

De qua dotis gaudium aufert Ir clage schier kurtzet sich. 

vim doloris. 

118. Caro non, sed anima tenetur 213. Dem libe weset dultic, 

culpari^ Die sele ist me schuldig: 

Quae se, cum sit domina, facit Sit daz die sele frauwe ist, 

ancillari, So sol die frauwe zu aller frist 

Dez dieners in der zuhte pflegen 
Daz er nit trete uzer wegen. 


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Die große Mehrzahl der zahlreich vorhandenen Antithesen 
aber hat der Uehersetzer wohl zu verwenden gewußt. Vier ge¬ 
hören ihm allein: v. 39 setzt er zu der rhetorischen Frage: Wo 
ist nu din riche habe den Kontrast: Man furt dich arm zu 
dem grabe. Auf die Antithesen, die er an die dem lateinischen 
Gedicht entnommene 465 Wer hie hohe stiget, Bieff er dort 
hin siget anknüpft, habe ich schon hingewiesen. In der Verwer¬ 
tung der Ironie kann sich der Uehersetzer dem Dichter der 
Quelle nicht nur an die Seite stellen, sondern da wächst er über 
ihn hinaus. Ich erinnere an den spöttischen Willkommenruf der 
kleineren Teufel, an die höhnenden Worte Satans, die ironische 
Erkundigung in v. 109 Armer sunder sage, Wie dir din hus 
behage! und die Schilderung der kurzen Trauer und großen Selbst¬ 
sucht der Erben. Mit Ausnahme der Begrüßung der Seele durch 
die Teufel fand der Uehersetzer die Ironie in der Quelle vor, oft 
nur angedeutet. Er hebt sie kräftiger hervor und erzielt dadurch 
eine größere Wirkung. Bei der Vorliebe, die er für diese Art 
der Darstellung hat, ist es kein Wunder, daß er nur einen kleinen 
ironischen Zug der Vorlage nicht benutzt hat. In den Zeilen 19 f. 
Nunc jaces in feretro parvae quantüatis , Reponenda tumulo, qui 
minimo est satis, hat er den Relativsatz nicht übersetzt. Wo im 
lateinischen Gedicht für abstrakte Begriffe konkrete Ein¬ 
zeldinge angeführt werden, an die Stelle einer unbestimmten Zahl 
die bestimmte tritt, wo also durch die Synekdoche größere An¬ 
schaulichkeit erzielt wird, macht unser Uehersetzer von demselben 
Mittel Gebrauch. Häufig werden anstatt des abstrakten Sam¬ 
melnamens Besitztum die einzelnen Güter genannt, so 
87—101, 132, 134. Auch wird nicht etwa gesagt: Das Fleisch 
soll durch Kasteien gezähmt werden, sondern es wird konkret 
ausgedrtickt: 219 ff. Daz fleisch, als ich die rede vernam, Sol von 
der sele werden zam Mit siegen , dursten , hunger vil. Die Länge 
des Grabes wird genau angegeben: 

45. Din hus ist nider und kräng 22. Yix nunc tuus tumulus septem 
Und nihtwann sieben füsse lang. capit pedes. 


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In der Uebertragung 

80. Pretiosis vestibus non es nunc 152. Mich dünkt wol daz din kleit, 

induta, Da mit du gekleidet bist, 

Tuum valet pallium vix duo mi- Lutzei Schatzes wert ist. 

nuta. 

gibt der Uebersetzer allerdings das konkrete duo minuta durch 
das abstrakte lutzel Schatzes wieder. Dagegen setzt er 

533 f. Grozer pin wirt dir noch kunt 290. Nam debes in centuplo duriora 
Me dann hundert dusent stunt pati. 

anstatt etwa das abstrakte vil zu gebrauchen, die bestimmte Zahl 
nach dem Muster der Quelle. Bei der Besprechung der Epitheta 
ist zunächst zu sagen, daß der Uebersetzer einen häufigeren Ge¬ 
brauch von ihnen macht als der Dichter des Originals. Im mittel¬ 
hochdeutschen Gedichte finden dreizehnmal Epitheta Verwendung, 
wo im lateinischen das Hauptwort allein steht. Umgekehrt hat 
der Uebersetzer acht lateinische Beiwörter nicht wiedergegeben. 
Die große Anzahl von Beifügungen, die in Zusätzen der Ueber- 
setzung die Dingwörter begleiten, habe ich bei dieser Angabe 
nicht berücksichtigt. Die mehr oder minder große Zahl aber gibt 
bei der Würdigung nicht den Ausschlag, sondern der Umstand 
entscheidet, daß der Inhalt der Epitheta geeignet ist, unser Ge¬ 
fühl anzuregen. Auch die Frage, ob das Beiwort abgegriffen 
oder neu ist, spielt bei dieser Aufgabe der Epitheta eine wichtige 
Rolle. Und in diesem Falle erreicht das mittelhochdeutsche 
Gedicht seine Vorlage nicht. Die Beifügungen, die der Uebersetzer 
verwendet, sind viel konventioneller als die des Dichters. Sehr 
häufig ist der Gebrauch von rieh in der Uebertragung. Da heißt 
es: riches gut , riche habe, riche Jcemmenaten, riches bette, dem in 
der Vorlage lectistemia maoeimi decoris entspricht, riches watmal 
ist die Uebersetzung von vestes mutatoriae. Mit der Anwendung 
von gut verhält es sich ähnlich; guter win steht für electa vina. 
Der Gegensatz zu dem eben erwähnten Beiwort, böse, steht bei 
vielen Substantiven: böse lute, böse dinge, böse kunst , böser hört, 


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böses fleisch, das letztere übersetzt das lateinische caro miserrima. 

Das Epitheton guldin dient zur Bestimmung von Schmuck und 

Geräten. Durch 100 hopfe guldin gibt er vasa vel argentea 

wieder, die ausmalende Beifügung nivei candoris übersetzt er nicht. 

Ist der Uebersetzer in der Wiedergabe lateinischer Epitheta nicht 

gerade glücklich, so hat er mit seinen unabhängig hinzugefügten 

Beiwörtern mehr Erfolg, denn einige von diesen sind wirklich 

gefühlanregend; z. B. 123 Die frauwe schone, din liebes wip, 

oder auch 122 ein hurtze stunde. Die Belebung der Darstellung 

durch rhetorische Fragen, Ausrufe, Anreden, 

direkte Rede und das Verhältnis des Uebersetzers zum Dichter 

der Vorlage in Anwendung dieser Mittel ist noch ins Auge zu 

fassen. Im lateinischen Gedicht begegnet uns die rhetorische 

Frage ziemlich häufig, und angenehm unterbricht sie den Strom 

der Reden des Leibes und der Seele, die infolge der Wiederholungen 

sonst eintönig werden mühten. Auch der Uebersetzer weih die 

rhetorische Frage zu schätzen. Zwar übersetzt er: 

6. Nonne tibi pridie mundus sub- 27. Daz lant waz dir under tan. 

debatur ? 

15. Quo nunc est familia quae te 28. Ritter, knebte wolte du han, 

sequebatur? Die dir gingen hinden nach. 

Auch in v. 110 gibt er die rhetorische Frage durch einen 
Aussagesatz wieder. Sonst aber benutzt er die Fragen des lateini¬ 
schen Gedichtes. Umgekehrt bildet er aus Aussagesätzen rhetorische 
Fragen. Hierfür einige Beispiele: 

138. Adhuc volo stare 

Et dum tempua habeo, tecum 

disputare 

Ut quod mihi loqueris, Corpus, 253. Ir lip, warumb redent ir daz ? 

tarn amare .... 

201.Meisque blanditiis num- 352. Warumb were du so gar ein kint 

quam restitisti .... Daz du dich weich erzeugte 

Und dich ie vor mir neigte? 

Der Ausruf dient nicht nur zur Belebung der Darstellung, 
in ihm offenbart sich starkes Gefühl, große Erregungen finden in 


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ihm Ausdruck. Im mittelhochdeutschen Gedicht ist er öfter als 
im lateinischen anzutreffen. Ein einziges Mal läßt der Uebersetzer 
eine Aussage an seine Stelle treten: 

30. Vere possum dicere: HeuJquod 62. Ich wolte gern wünschen mir, 

fui nata! Daz ich doch nie were ge- 

born . . . 

In den andern Fällen hat der Uebersetzer den Ausruf wieder¬ 
gegeben. Ich erinnere an den Verzweiflungsausbruch des Körpers, 
407 ff. Owe der jemerlichen not! Owe du ewiclicher dot, Der niemer 
nie hat ende! usf. Mit Vorliebe schiebt der Uebersetzer kleine 
Ausrufesätze ein, die im lateinischen Gedicht fehlen, auf deren 
Wirkung ich schon hingewiesen habe. Ihr Wert läßt sich auch 
besser im Zusammenhänge des Gedichtes würdigen, ebenso wie 
der der Anrede. 

Auch diese hat bei dem Uebersetzer größere Verwendung 
gefunden und trägt infolge ihrer belebenden Wirkung und ihres 
Gefühlsinhaltes dazu bei, das Gedicht ansprechender zu gestalten. 
An zwölf Stellen findet man in der Uebersetzung die Anrede, wo 
sie im lateinischen Gedicht nicht vorhanden ist. Demgegenüber 
gibt die Uebersetzung in zwei Fällen in v. 271 und 295 die in 
der Vorlage gebrauchte Anrede nicht wieder. Häufig treten 

dem Ausdruck des in ihr zutage 
tretenden Gefühls eine individuelle Färbung. So spricht mitlei¬ 
diges Bedauern aus der Anrede 23 Du veiger lip, 30 armer 
corper, 109 armer sunder, 433 arme sele min, — Freundlich¬ 
keit und Zuneigung aus der Anrede 359 liebe — Geringschätzung 
aus folgenden: 145/146 0 böses fleisch, du maden az, Du füler 
buch, du stankes vaz /, 117 fules az, 93 du veiger sot, und Zorn 
aus einer Anrede wie 253 Ir lip oder 443 Her lip. 

Die direkte Rede, die vor der indirekten den Vorzug größerer 
Lebendigkeit hat, kommt natürlich in den erzählenden Teilen des 
Gedichtes öfter vor, findet sich aber auch in den Wechselgesprächen 
zwischen Seele und Leib, so 


Epitheta hinzu und geben 


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30. Vere possum dicere: heu! quod 62. Ich wolte gern wünschen mir^ 

fui nata! Daz ich doch nie were gebom. 

In diesem Falle ist in der Uebersetzung die direkte Rede 
allerdings nicht wiedergegeben worden. In folgendem Beispiele 
stebt aber auch im mittelhochdeutschen Gedicht die direkte Rede: 


193. . . . nam litera testatur, 

Cui major gratia virtutum do- 

natur, 

Ab eo vult ratio quod plus 

exigatur. 


341. Ez sieht ein ieglicher eben 

„Wem me gnaden ist gegeben 
Von dem sol man vordem me.“ 


Auf die Verwendung der direkten Rede im Schlußsermon des 
Visionärs in v. 566—578 und 570—572 mache ich an dieser Stelle 
nur aufmerksam, da ich sie schon vorher angeführt habe. 

In dem Streben, auf die Zuhörer erschütternd einzuwirken, 
wird der Dichter der Vorlage durch den Versrhythmus unterstützt, 
der wie das Rollen fernen Donners klingt. In dieser Beziehung 
war der Uebersetzer infolge seiner kurzen, glatten Reimpaare im 
Nachteile. Auch der sonore Klang seiner Sprache erleichterte 
dem Dichter seine Aufgabe, dem Uebersetzer dagegen bot seine 
Sprache mit den verkümmerten Endungen kein derartiges natür¬ 
liches Hilfsmittel in der pathetischen Darstellung. Doch hat er 
den Dichter, der hierdurch einen Vorsprung erlangte, durch größere 
Meisterschaft im Gebrauch dichterischer Mittel wieder eingeholt. 
Durch die Beschäftigung mit den beiden Gedichten bin ich zu dem 
Urteil gelangt, daß das Werk des Uebersetzers, was stoffliche und 
sprachliche Wiedergabe anbetrifft, eine gute Uebersetzung genannt 
werden kann, und, da es größere dichterische Lebendigkeit und 
Kraft entfaltet und das Gefühlanregende stärker betont als die 
Vorlage, vom ästhetischen Standpunkt aus höher einzuschätzen ist. 


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45 


III. Das Verhältnis der „Visio Philiberti“ zur „Gottes 

Zukunft“. 

Die „Visio“ ist nur in Cod. Pal. germ. 401 als Teil der 
„Gottes Zukunft“ überliefert. In der Münchener Hs. findet das 
Gedicht sich nicht. Und die Gothaer Hs. bricht ab an der Stelle, 
wo die „Visio“ eingefügt ist (vgl. SlNGERs Einleitung zu seiner 
Ausgabe der Werke Heinrichs). 

Diese auffällige Art der Ueberlieferung hat zu verschiedenen 
Auffassungen der Herausgeber über das Verhältnis der ‘Visio’ zur 
‘Gottes Zukunft' geführt. Strobl (Heinrich von Neustadt: Apol- 
lonius. Von Gotes Zuokunft. Im Auszuge.... Wien 1875) 
hat sie einfach als Teil der ‘Zukunft’ abgedruckt. SlNGER hält 
sie für ein selbständiges Gedicht Heinrichs. Die Verse 593/94, 
die er dem Schreiber der Heidelberger Hs. zuschreibt, machen 
ihm wahrscheinlich, daß der Schreiber an dem Vorkommen der 
‘Visio’ in der ‘Zukunft’ Anstoß genommen hat. Das Abbrechen des 
Schreibers der Gothaer Hs. deutet er in gleicher Weise. Er er¬ 
klärt das Einrücken der ‘Visio’ in das andere Gedicht mit der 
Möglichkeit, „ daß es der Dichter selbst auf zufällig leergebliebene 
Blätter seines Manuskripts an dieser Stelle eingetragen habe“. 
Dieser Erklärungsversuch scheitert an dem Umfang des Gedichts. 
Vielleicht ließe sich das Einrücken der ‘Visio’ durch ein Versehen 
des Buchbinders erklären. Es wäre möglich, daß das Gedicht 
den Baum einer Lage beansprucht hätte und diese Lage irrtüm¬ 
lich zwischen die Lagen der ‘Gottes Zukunft’ gekommen wäre. 


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46 


Doch möchte ich mich überhaupt nicht ohne weiteres der Ansicht 
Singers, daß die ‘Visio’ von der ‘Gottes Zukunft’ zu trennen 
sei, anschließen. Zunächst könnte man eine allgemeine Bemer¬ 
kung gegen sie anführen: mhd. Dichter und Leser machen nicht 
unsere Ansprüche auf eine innerlich zusammenhängende Anord¬ 
nung des Stoffes. Wie viele mhd. Romane befriedigen den mo¬ 
dernen Leser in dieser Hinsicht gar nicht, da sie eigentlich nur 
eine Kette von lose aneinandergereihten Episoden sind. Man 
denke nur an die Abenteuerromane. Auch Heinrich von Neustadt 
bietet in seinen Werken keine straffe, einheitliche Komposition, 
weder im ‘Apollonius’ noch in der ‘Gottes Zukunft’, die mosaik¬ 
artig zusammengesetzt ist. Außerdem ist der Stoff der ‘Visio’ 
dem des letzten Teiles der ‘Gottes Zukunft’, in welchem sie sich 
findet, eng verwandt: in beiden handelt es sich um einen religiösen 
Stoff, der sich auf Dinge nach dem Tode bezieht. 

Der glückliche Fund einer Quelle für die ‘Gottes Zukunft' 
könnte auch auf diese Frage helleres Licht werfen. Eine einzige 
der von mir durchgesehenen lat. Hss. der ‘Visio’, Cod. lat. 3710 
der k. Hof- und Staatsbibliothek München scheint mir einen 
kleinen Anhaltspunkt in dieser Richtung zu liefern. Wenigstens 
gibt das Auftreten der ‘Visio’, der ‘fünfzehn Zeichen' und eines 
Abschnittes ‘De judicio et judice’ in einem Kompendium religiösen 
Inhalts zu denken. Die Hs. stammt nach einer Notiz am Ende 
der ‘Visio’ (1467) aus dem 15. Jahrhundert, kann also Heinrich 
nicht Vorgelegen haben. Ich möchte auch nur auf die Möglichkeit 
hin weisen, daß eine Hs. ähnlichen Inhalts unserm vielbelesenen 
Dichter in die Hände gekommen wäre und er aus ihr die An¬ 
regung geschöpft hätte, die ‘Visio’ zu übersetzen. Meine Ver¬ 
mutung hätte eine große Stütze gewonnen, wenn die Hs. außer 
Teilen der ‘Gottes Zukunft’, deren Vorlagen schon nachgewiesen 
sind 1 ), auch das Vorbild zu jener bis jetzt noch nicht erklärten 


x ) Maeta Maeti. ‘Gottes Zukunft’ von Heinrich von Neustadt. 
Quellenforschungen (Sprache und Dichtung 7. Tübingen 1911) S. 106 ff. 


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47 


vergeblichen Fürbitte Marias 7076 ff. enthielte. Ich fand 
leider nichts für diese Stelle. Das Vorkommen der eben ange¬ 
führten Abschnitte in einer Hs. erlaubt auf jeden Fall, Heinrich 
von Neustadt mit größerer Sicherheit als Uebersetzer der ‘Visio’ 
zu betrachten — entgegen der später zu besprechenden Ansicht 
KhüLLs — und macht es wahrscheinlich, daß Heinrich die ‘Vi¬ 
sio’ der ‘Gottes Zukunft’ eingefügt hat, ob an der Stelle, wo 
die Heidelberger Hs. sie aufführt, oder an anderer, ist zweifelhaft. 
Singer schließt aus der größeren Spatiierung der letzten Verse 
der ‘Visio’: Nu solle wir dieser rede getagen TJnd von der ur - 
stende sagen auf Bedenken des Schreibers über das Einrücken 
des Gedichtes (s. Einl. XIII). Die größere Spatiierung kann aber 
auch daraus resultieren, daß der Schreiber einen Abschnitt ab¬ 
schloß und darum langsamer schrieb. Die betreffenden Verse 
scheinen Singer vom Schreiber hinzugedichtet zu sein, um einen 
Uebergang zum folgenden Stücke der „Gottes Zukunft“ zu er¬ 
halten (s. Einl. XHI. und Anm. zu 593 f). Derartige kunstlose 
Uebergänge sind jedoch Heinrich nicht fremd, vgl. Ap. 13509 ff. 
Man mochte wol von im sagen: Da will ich yetzund gedagen, Ich 
will das puch für sich lan Von dem ichs an gevangen han , ferner 
Ap. 3970; 19843. G. Z. 4171. 

Wichtiger zur Erhellung dieser Frage und sehr auffällig ist 
das Vorkommen eines Gespräches zwischen Leib und Seele in 
dem Gedicht ‘Hcerent alle jamers klage’ an ähnlicher Stelle wie 
in der ‘Gottes Zukunft*. — Daß es sich hier nicht um ein eigent¬ 
liches Streitgespräch handelt (s. ReüSCHEL [Untersuchungen zu 
den deutschen Weltgerichtsdichtungen des XI. bis XV. Jh's. I. Diss.] 
S. 30), sondern um eine Anklage des Leibes durch die Seele und 
ein Bekenntnis des Körpers, kommt nicht in Betracht. — Es- 
lagen mir zwei Hss. des Gedichtes vor: Vindobonensis 3006 und 
Ms. Germ. Berol. fol. 20 *). In ersterer heißt es nach einer kurzen 

*) Das Gedicht ist jetzt erschienen im XVII. Bd. der Dt. Texte de» 
Mittelalters, hg. von der K. Preufi. Akad. d. Wissenschaften. Kleinere mhd. 


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48 


Aufzählung der Zeichen vor dem jüngsten Gericht und bitteren 
Klagen der verzagenden Sünder auf Bl. 86.: Höret wy dy sele 
wil clagen Sy schprechin zu dem libe alzo Böser sag stat uf vnn 
biz vnfro Du boße schpise vnn du vnreiner sag Vorflucht sy der - 
selbige tag Da ich czu dir wart gesant etc. und in der Berliner 
Hs., die nach ReüSCHEL S. 29 der ausführlicheren Fassung an¬ 
gehört, lautet die Stelle nach ähnlichem Eingang: Die arme sele 
muß sich clagen Und sol zu dem libe so Sprechen Up nu biß vnfro 
Du schamlicher lip, du vnrein aß Du fules fleisch, vnselich fraß 
Der würme spise du horwessag Verfluchet sy nacht und tag Do 
ich zu dir ie wart gesant etc. Die älteste Abschrift des Gedichtes 
Add. 34392 Bl. 2 ist von Priebsch, Deutsche Hss. 2, 269 ff. 
ausführlich beschrieben und ins 13. Jahrhundert gesetzt worden. 
Durch die Vermittlung von Prof. Hecht erhielt ich von Priebsch 
die freundliche Auskunft, daß seine Datierung, die er jetzt auf 
das letzte Drittel des XIH. Jahrhunderts präzisieren würde, aus¬ 
schließlich auf dem Schriftbild beruht, daß er sich aber nicht zu 
täuschen meint. Bei diesem Alter des Gedichts ist es ziemlich 

ausgeschlossen, daß die Aufnahme des Gesprächs zwischen 

% 

Leib und Seele nach Heinrichs Vorgang geschah 1 ). Ebenso 
braucht man nicht eine Beeinflussung Heinrichs durch das 
Gedicht anzunehmen. Aber das eine geht doch klar hervor, 
daß man anstandslos die Visio in eine nach der Zahl der Ab¬ 
schriften sehr beliebte und weit verbreitete Dichtung von den 
letzten Dingen einfügte, und daß es auch nicht auffallend wäre, 

Erzählungen, Fabeln und Lehrgedichte. III. Die Heidelberger Handschrift 
cod. Pal. germ. 341, hg. von Gustav Rosenhagen (Berlin 1909). 

*) Aus dem Vorkommen des Mißverständnisses der Fabel von der Kröte 
(8. o. S. 8) darf man nicht schließen, der Dichter von ‘Hoerent alle jamers 
klage’ hätte das Streitgespräch in sein Gedicht aufgenommen im Anschluß 
an eine Hs. der G. Z., der die Visio eingefügt gewesen wäre. Denn die Stelle 
die von der Kröte handelt, findet sich nach Reuschel (S. 30) nur in zweien 
der zahlreichen Hss. des Gedichtes, in Vindobon. 3006 u. 3007, und ist wohl 
als Schreiberzusatz aufzufassen. 


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49 


wenn Heinrich sie selbständig oder fremdem Beispiele folgend in 
seine Zukunft aufnahm *). 

Auch im Künzelsauer Frohnleichnamsspiel finden wir ähnliche 
Zusammenhänge: “Das Venite benedicti des Salvators folgt und 
nochmals ergreift ein Gesegneter das Wort, um seinen Dank aus¬ 
zusprechen. Ein Streitgespräch zwischen Leib und Seele, das sich 
zuerst in den hergebrachten Formen bewegt, gegen Ende aber in 
der Verfluchung des Leibes höchsten dramatischen Schwung an¬ 
nimmt, wird vom rector ludi verlesen .... Nun ruft der Spiel¬ 
leiter die Mutter Gottes herbei. Sie kniet vor dem Herrn nieder 
und spricht das Miserere, miserere populo tuo, quem redemisti , 
Christe , sanguine tuo ... . Der Richter antwortet ihr, nur dem 
könne geholfen werden, der ihr vorher gedient habe, jetzt sei es zu 
spät“ (Reuschel, Die deutschen Weltgerichtsspiele. Teutonia 4. 
Leipzig 1906 S. 143). Ob dieses Spiel des 15. Jahrhunderts di- 


x ) In einem jüngern dramatischen Gedichte, dem „jungst Gericht pfich“, 
ms. Germ. Berol. fol. 722 aus dem 15. Jahrhundert nach der Angabe am 
Schluß, findet sich ebenfalls ein Streitgespräch zwischen Leib und Seele, 
das sich der gewöhnlichen Darstellung der Visio anschließt. Hier ist es 
der Gerichtsverhandlung eingefügt. Christus hat die Sünder zur Höllenpein 
verdammt und gebietet Luzifer, sie in den Grund der Hölle zu führen. Es 
folgt eine Klage der Verdammten, die 27 b in eine Anklage der Seele gegen 
den Leib übergeht. Ich entdeckte bei einer Vergleichung der beiden Ge¬ 
dichte nichts, was mit Bestimmtheit die Benutzung der Gottes Zukunft 
durch den Dichter des jungst Gericht püchs erschließen ließe. Die Fürbitte 
Marias und Christi ablehnende Antwort, die in der Berliner Hs. nur unvoll¬ 
ständig erhalten ist, weist keine Anklänge an die Stelle in der Gottes Zu¬ 
kunft auf. Wörtliche Uebereinstimmung fand ich allein bei der Schilderung 
des 7. Zeichens vor dem jüngsten Tage. Die Stelle lautet: 


G. Z. 6108. Zu samen sie sich stozen, 
Beide krachen und bozen, 
Klopfen und demmern, 

Als mit dusent hemmern 
Man sluge uff einen aneboz: 
Also ist das krachen groz. 


J. Gericht püch S. 8 b. 

Ain stain an den andern schlecht 

und temert 

Als der mitt hundert tausend 

hemem 

Schlüg auff ainen anboß 
Also wirtt der don so groß. 


Sprache und Dichtung 10 : Geiger. 



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50 


rekt oder indirekt von der „Gottes Zukunft“ beeinflußt ist, ent¬ 
zieht sich meiner Beurteilung. 

In der Reichenauer Papierhs. 36 schließt sich an das Gedicht 
‘Jeronimus de novissimo die et de signis ejus’ unmittelbar die ‘Visio 
Fulberti’ an (vgl. Mone, Schauspiele des Mittelalters I S. 320 ff.). 
Auch in der GZ folgt die V gleich auf die Beschreibung der 
15 Zeichen. Der Umstand, daß sowohl die 15 Zeichen, als auch 
die V sich als relativ getreue Uebersetzungen der lat. Vorlagen 
erweisen, gibt ihnen eine Sonderstellung gegenüber den anderen 
frei bearbeiteten Teilen der GZ und knüpft sie eng aneinander* 
Auf diese Tatsachen gestützt, darf man sich fragen, ob vielleicht 
Heinrich die beiden Gedichte zusammen in einer Hs. fand, sie über¬ 
setzte und in derselben Reihenfolge der GZ einverleibte. Freilich 
hat die Reichenauer Hs. dem Dichter nicht Vorgelegen, denn sie 
stammt aus dem 15 Jh. (s. Mone S. 320). Und eine Vergleichung 
der lateinischen V mit dem mhd. Gedicht ergab, daß diese Fas¬ 
sung Heinrichs Uebersetzung nicht zugrunde lag. 

Die in den letzten Seiten dargelegten Argumente führen 
wohl zu keiner endgültigen Lösung der Frage nach der Zuge¬ 
hörigkeit der V zur GZ; mir machen sie es wahrscheinlich, daß 
die V ein Teil der GZ ist. 

Ein dritter Herausgeber der „ Visio “, Khull 1 ), ist am wenig¬ 
sten konservativ in seiner Beurteilung des Verhältnisses der 
„Visio“ zur „Gottes Zukunft“. Er spricht die Uebersetzung dem 
Dichter der „Gottes Zukunft“ ab. Die Gründe, die er für seine 
Ansicht anführt, sollen im folgenden letzten Kapitel der Arbeit 
näher untersucht werden. 

*) Zur Ueberlieferung und Textgestaltung von Gottes Zukunft des Hein¬ 
rich von Wiener Neustadt. Von Dr. Ferdinand Khull. (Graz 1886.) Se- 
parat-Abdruck aus dem Jahresberichte des k. k. zweiten Gymnasiums in 
Graz für 1886. 


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I 



IV. Die „Visio Philiberti“, ein Gedicht Heinrichs von 

Neustadt. 

Khtjll gibt die Stellung der „Visio“ in der „Gottes Zukunft“ 
als einen der Gründe an, die für ihre Unechtheit sprechen. Mit 
Unrecht! Denn seine Angabe über die Einfügung ist unrichtig. 
Nach ihm (S. 12) findet sie sich zwischen der Beschreibung des 
14. und 15. der letzten ‘Zeichen vor dem jüngsten Tage!’ Hier 
wäre das Einrücken allerdings sinnlos. Nach SINGER steht sie 
aber nach dem 15. Zeichen (s. Anm. zu 6167). Und daß SINGER 
sich nicht geirrt hat, geht aus Tafel III seiner Ausgabe hervor, 
wo auf den Schluß der ‘Visio’ der Abschnitt Von der urstende 
folgt. 

Khüll nennt die „Visio“ eine „sklavische Uebersetzung“. 
Ich kann dem nicht zustimmen. Bei der Vergleichung mit ihrer 
Vorlage stellte sie sich mir als eine freie Uebertragung dar, die 
in der Komposition nicht abweicht, aber durchaus nicht am Wort 
klebt. Man halte Heinrichs Werk neben die wörtliche Uebertragung, 
die in dem von Karajan in seiner Frühlingsgabe unter B ver¬ 
öffentlichten mhd. Gedichte vorliegt, und der Unterschied wird 
scharf hervortreten. 

Als einen der wichtigsten Gründe für seine Annahme führt 
Khüll den Gegensatz auf zu „der Art, wie Heinrich seine lateini¬ 
schen Quellen sonst benützt“. Wegen Raummangels hat er eine 
Darstellung dieser Art nicht gegeben. Es trifft nicht zu, daß 

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die andern Werke Heinrichs nur »Auszüge und ganz freie, bald 
ausführende, bald kürzende Bearbeitungen* der lateinischen Vor¬ 
lagen sind. Wenigstens sind sie das nicht in allen Teilen. Daß 
dem Dichter des ‘Apollonius’ enge Anlehnung an den vorliegen¬ 
den Text nicht fremd war, können schon die Proben beweisen, 
die mein Bruder Alb recht Bockhoff in seinen mit S. Singer 
herausgegebenen Untersuchungen ‘Heinrichs von Neustadt Apol- 
lonius von Tyrland und seine Quellen’ S. 9 ff. (Sprache und 
Dichtung, Heft 6, Tübingen 1911) gegeben hat. 

Es bleibt allerdings bestehen, daß der Dichter des ‘Apollo- 
nius’ und der ‘Gottes Zukunft’ seine Quellen im großen und 
ganzen freier behandelt als der Uebersetzer der ‘Visio’. Diese 
Tatsache scheint mir aber noch kein stichhaltiger Grund dafür 
zu sein, die ‘Visio’ aus der Reihe von Heinrichs Werken zu 
streichen. Warum sollte die Fähigkeit freier Bearbeitung die 
Fähigkeit getreuerer Uebertragung ausschließen? 

Ein besseres Kriterium zur Entscheidung für oder wider 
Heinrichs Autorschaft scheint mir eine Vergleichung des ‘Apollonius’ 
und der ‘Zukunft’ mit der ‘Visio’ in bezug auf die Ausdrucks¬ 
weise zu liefern. Eine Untersuchung in dieser Richtung, bei der 
. mir Singers Reimlexikon wertvolle Dienste leistete, deckte die 
Uebereinstimmung in manchen Wendungen auf. Die Beobach¬ 
tung, wie sich die Sprache der Dichters behauptet, trotzdem ihm 
die Uebersetzung eines verifizierten Stoffes die Freiheit in der 
Wahl der Worte verkümmern mußte, stützt den zu erbringenden 
Beweis und gab der etwas mühevollen und langwierigen Arbeit 
einen gewissen Reiz. Im Interesse der Vollständigkeit muß ich 
auf den Versuch verzichten, die Belege nach einheitlichen Ge¬ 
sichtspunkten zu ordnen. Darum seien hier nur Erscheinungen, 
die für den Stil des Dichters charakteristisch sind, zusammenge¬ 
stellt, um zu prüfen, ob sie sich auch in den beidenfandern Ge¬ 
dichten finden. Die wenigen Fälle von Beseelung, die des 
Uebersetzers Eigentum sind, lassen sich auch im ‘Apollonius’ und 


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der ‘Zukunft’ nachweisen, insofern modifiziert, als dieselbe Tätig¬ 
keit auf ein anderes lebloses Wesen übertragen ist. 

V. 281. Der werlt wollust hat (dich) gezogen — Mich mit dir und betrogen. 

— Ap. 2084. Dem das gelucke hat gelogen — Und das wilde mer pe- 
trogen. — Ap. 20305. Mein pofihait hat mich petrogen. — V. 305. Der dot 
hat dich ersnellet — TJnd in daz grab gevellet. — Ap. 19222. Ewr spot vellet 
ew nach — Zu Satan in der helle lach. — Ap. 20228. Ewr pofihait eol ew 
veilen. 

Die vom Uebersetzer selbst geprägten Metaphern ent¬ 
stammen mit einigen Ausnahmen einer ziemlich niedrigen Sphäre. 
Eine große Anzahl von Bildern im ‘Apollonius’ und der ‘Zukunft’ 
trägt denselben Charakter; und nicht nur das: die Metaphern der 
‘Visio’ finden sich oft wörtlich in den beiden andern Gedichten 
wieder. 

V. 30. Nu ist dir, armer corper, schach — Gesagt und auch der mat. — 
Ap. 877. Dir sagt schir matt das roch. — Ap. 5129. Der dot hett im gesa- 
get matt. — Ap. 18335. Der sagte der kunigynne mat. — Ap. 18337. Uber 
ain kurtze zeyt syder — Sagt im die schone magt wider — Mat und das 
aine schach. — Ap. 12762. Der selbe staphe sagt im mat. — Ap. 18088. 
Ir freude sagt aller freude mat. — G. Z. 6557. Die bezzerunge ist alle mat. 

— Y. 146. du stankes vaz! — Ap. 11352. Di gottyne sagte das — Er war 
ain rechtes schänden vas. — Ap. 20577. Der wart ain aufierweltes vafi. — 
G. Z. 1224. Daz der sele ein reines vaz — Von der nature si bereit. — G. Z. 
1273. Und wart so gnaden vol ein vaz ... — G. Z. 7112. Du bist aller 
wisheit vaz. — V. 59. Nu bin ich von sunden swartz — Gestalt als ein ge - 
brants hartz. — Ap. 462. Oben und unden — Was sein deck alle schwartz 

— Recht als ein geprantes hartz. — Ap. 11770. Di waren alle sampt 
schwartz — Recht als ain geprantes hartz. — V. 352. Warumb were du so 
gar ein kint. — Ap. 6325. Do Sprüngen si auff als di kint. — Ap. 13005. So 
wert ir jungk alsam dy kint. — V. 486. Sie haten äugen als ein struz. — 
Ap. 3673. Die geste riten truncken auß, — Recht kuen als ain straufi. — 
Ap. 9102. Er was geschaffen als ain straufi. — Ap. 5004. Dy zwen foderen 
fusse — Hetten straussen also langk. — Ap. 19656. Er was kuen als ain straus. 

Die Vorliebe für Antithesen, rhetorische Fragen, 
Ironie, welcher Mittel sich der Uebersetzer mit Vorliebe be¬ 
dient, läßt sich auch aus ‘Apollonius’ und ‘Zukunft’ konstatieren. 
Die Beispiele sind so zahlreich, daß sie sich dem Leser ohne 
weiteres aufdrängen. Und da es sich hier nicht um mehr oder 


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weniger wörtliche Uebereinstimmung handelt, gebe ich nur einige 
Belege an: 

Antithese: Ap. 152 ff. 172 ff. 196 f. 291. 341 f. 907. 1177. 3319 ff. u. a. 
G. Z. 487. 508. 627. 1162. 1528. 1969. 2080. 2110. 2297 flF. u. a. Rhetorische 
Frage: Ap. 172 f. 823 f. 831. 881. 1300. 1325. 1329. 2493. u. a. G. Z. 1432. 
1930. 2263. 2287. 2337 ff. 2345. 2584. 2852. u. a. Ironie: Ap. 432. 368. 1077. 
4392. 4398. 4405 fF. u. a. G. Z. 465 ff. 2337 ff. 5091. 5182 ff. 6370 ff. 6400 ff. 
6765 ff. 7028 ff. u. a. Anaphora: V. 85. G. Z. 954. 6670. 7780. 8069. Enjam¬ 
bement: V. 260, Ap. 11750. 15114. G. Z. 3684. 4013. 4458. 5018. Gro¬ 
bianismen, wie V. 284. 145. 514 finden sich auch in den beiden anderen 
Gedichten, so Ap. 12043. 6208. 217. G. Z. 477. 2304. 6645. 6684. 1248. 6371. 
2304. 2828 etc. 

Von den Belegen für Uebereinstimmung der Ausdrucksweise 
der V. mit der des Ap. und der G. Z. waren von vornherein 
Wendungen auszuscheiden, die literarisches Allgemeingut sind 
und darum keine Beweiskraft haben. Wenn ich ab und zu von 
diesem Grundsatz abgewichen bin, so haben solche Stellen ihre 
Aufnahme hauptsächlich dem Umstande zu danken, daß sich in 
Ap. und G. Z. nicht nur Anklänge fanden, sondern auffallende 
wörtliche Gleichheit. Außerdem war es oft unmöglich zu ent¬ 
scheiden, ob es sich um originelle oder traditionelle Ausdrucks¬ 
weise handelte. Es folgen die Belege. 

V. 1 ff.: Wer gute bucher dichten teil, — Der sol sich flißen, daz er 
vü — Glichnusse sage, daz — Daz in glüste deste baz. — Ap. 7177. Das 
det er alles umb das — Das Appollonius dester paß — Der traurikait ver¬ 
gesse ... — G. Z. 69. Daz dun ich niht dann umb daz — Daz in gluste 
dester baz. — 2177. Daz dete du, herre, umb daz — Daz wir gespote 
dester baz — Versuchten und verdulten. — 2407. Herre, du tede ez umb 
daz — Daz wir gedenken deste baz — An diner gnaden hulde. — 5086. 
Daz dut Got danne umb daz — Daz Got uz clübe dester baz. — 5138. Daz 
ist doch alles umb daz — Daz er sie triege deste baz. — V. 9. Der geist 
wart im verzucket. — G. Z. 92. Der geist von im verzuket wart. — V. 11 f. 
Als ez in eime träume — Wer ir nam gaume — Waz die stimme were. — 
Ap. 14792. Sie namen der purgk gawme. — Ap. 16551. Sy sprach: Nu nym 
in deinen gawm. — Ap. 18742. Deß nam der ritter gawme. — G. Z. 1835. 
Aida nam er gaume — Waz im geschehe oder wo. — V. 14. Der horte 
fremede mere: — Ap. 2924. Sy prachten fremde märe — Vorchtsam und 
klagleich. — Ap. 5645. Do der Tyrlander — Yernam di fromden märe. — 




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G. Z. 4285. Waz sint die fremeden mere? — V. 15 f. Sie hatte clagende 
not. — Ein lip waz nuwelichen dot, — Ap. 17444. Da von sich hub ain clage 
not: — Lucina muter di was dot. — V. 17 f. Zu dem kam der geist wider 

— XJnd hede diese clage sieder. — Ap. 10545. Climodin cham auch wider, — 
Als er was gewesen syder. — Ap. 12116. Si giengen in den tempel wider 

— Do sy gewesen waren syder. — G. Z. 5514. Sin geist wart geföret wider, 

— Do schreib er diz büch sider. — V. 22. Mit disen Worten hüb er an — 
Ap. 15381. Ir gepett das hub sy an — G. Z. 3281. Die rede hebe ich wider 
an. — V. 23 f. Du veiger lip, du solt mir sagen — Waz hat nider dich ge - 
slagen? — Ap. 828. Du solt mir, liebes kint, sagen — War umb die purger 
all klagen. — Ap. 17178. Si sprach ‘teufel, du solt sagen — (es folgen zwei 
eingeklammerte Verse) — Wer schuff das du mich slugest. — Ap. 14820. 
Durch Got, herre, ir sult uns sagen: — Seyt ir so alt von den tagen? — 
Ap. 3276. Sein panyr nider ward geslagen. V. 25 f. Gestern het du 
hohen müt, — Grozes erbe und riches güt; — Ap. 11470. Defi gewan di 
schone hohen müt. — Si hette leib (Anm. er) und gut. — Ap. 18559. Der 
stach umb ere, der umb gut, — Der trug zu frauwen hohen müt, — G. Z. 
7810. Do ist gut über güt, — Minneclicher hoher müt, — Ap. 18378. Tar- 
sia di hette hohen müt: — Ap. 12216. Di kan dir geben hohen müt — Ap. 
7376. Er sprach ‘nu hab hohen mut’ — V. 27 f. Daz lant waz dir under tan. 

— Bitter, knechte wolte duhan ... — Ap. 20545. Das land ward im under- 
tan. — Ap. 3404. Ich will mit meinem leib — Und mit güte sein undertan 

— Dy weil ich das leben han. — Ap. 4194. Was du willest von ir han, — 
Das soll dir wesen undertan. — Ap. 6944. Mer dann tausent wilde tyer — 
Sind dem selben undertan. — Ap. 7249. Von Walthasare will er han — 
Das er im sey undertan. — G. Z. 1991. Dem vater wer du undertan. — 
G. Z. 2080. Wie wol aller der werlte gut — Diner hant waz under tan: — 
Doch wolte du diearmuthan. — G. Z. 5080. Die tufel sint im under tan: — 
Waz er wil, daz müz er han. — G. Z. 8018. Ir sint die engel undertan — 
Die der himel ampt han. — V. 29. Die dir gingen hinden nach. — Ap. 6496. 
12641. Appolonius gieng im nach — Ap. 8386. Si volgten al hinten nach. — 
V. 32. wesen = Zustand — ebenso G. Z. 667. 6197. — V. 35 f. Du bist nit in 
dem palas — Da din Wirtschaft inne waz\ — . . — Ap. 619. Appolonius 
Gieng in die purgk autf das palas — Do der kunig inne was ... — Ap. 
4170. Er gieng auff das palaß — Da die herschafft inne was. — Ap. 11682. 
Er furt in auff das palaß — Do er selber inne was. — Ap. 12501. Si 
giengen auff das palaß — Do ir herberg inne was. — Ap. 13607. Si furte 
in auff das palaß — Da der hört inne was. — Ap. 16912. Er gie auff das 
palas — Da ir gerichte inne was. — V. 39. habe =Eigentum — ebenso Ap. 
653. 13304. — V. 41. Du bist aller lute grus. — Ap. 15548. Er was auch 
aller freuden (var. frawen) grauß. — V. 43. kemenaten: unberaten. — Ap. 8251. 
kemnatten: peratten. — V. 45 f. Din hus ist nider und kräng — Und niht 
wann sieben füße lang. — Ap. 2982. Ir arme seind drey eien langk. — In 


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allen tilgenden sind sy kranck. — Ap. 3002. Der (sc. pfeyl) ist wol vier 
eilen langk. — Sy nahent manigem leib krangk. — Ap. 7797. Ir schar ist 
prait und langk. — Nu hab ich sorg du seyst kranck — Von dem unge¬ 
fügen slage. — Ap. 8223. Di stat ist ainer meyle langk — Dy waide was 
da kranck. — Ap. 10968. Zwair daum prait, eien langk. — Das selbe volck 
(sc. Pigmey) ist so kranck: — G. Z. 2093. Die duchelin waren nit ze lang, 

— Smal, kurtz und kräng. — V. 47. Dem du in libe wert — Mit valsch ein 
rihtere. — G. Z/6969. Der rihter — Der dez gerilltes hat gepflogen — Mit 
rehte. — G. Z. 7250. mit zornes gufie. — G. Z. 6844. Mit gewalt und mit 
witzen — G. Z. 6332. mit craft — Ap. 2584. Mit klag. — V. 49. Dem mäht 
du geschaden niht. — Ap. 1023. Der kunig mag dir geschaden nicht. — Ap. 
2179. So mag mir laid geschaden nicht. — G. Z. 995. Den mohten sie ge¬ 
schaden niht. — V. 51 f. Da wirde ich din geselle — In der bittern helle. — 
Ap. 6350. Pfuy dich, verfluchte hochvart! — Du stinckest in di helle — 
Und der teufel ist dein geselle. — Ap. 11905. Nu wolte Got solt di gute 

— Wesen mein geselle! — Ich wolt dar umb in der helle — Prynnen 
gerne zehen jar. — G. Z. 5977. Beide lip und ir leben — Kumpt in dez 
dufels bant ... — Gar abe in die helle. — So wirt dann ir geselle 

— Dem sie do vor gedient han, — Endecrist, dez dufels man. — V. 53 f- 
Ich waz ein edel creature — Und nach Gotes figure — Selig ... — Ap. 2028. 
Ey werde creature! — Wol gezierte figure! — Ap. 17536. Das in mensch¬ 
licher figure — Nie so schone creature — Von leib wurde geporen. — G. 
Z. 2551. Du gottelich figure! — Wie wol alle creature — Geschaffen hat 
din hant. — V. 55. Selig und dugende rieh. — Ap. 17677. Do sprach der 
tugentreiche — Kunig Appolonius. — Ap. 18785. Artus was an tugenden 
reich, — Ap. 19517. Pallas, di frauwe tugentreich. — G. Z. 4337. Lieber 
herre dugende rieh. — V. 56. Nachstellung des Pronomens im 
Reim findet sich auch Ap. 291. 905. 3576. u. G. Z. 1277. — V. 57. mein 
Ap. 12047. G. Z. 501. — V. 58. reine, ein Fremdwort fiir einen Oberdeut¬ 
schen, ist Ap. 8314 u. 17739 und G. Z. 2170 als Adj. belegt. — V. 59 f. Nu 
bin ich von sunden swartz — Gestalt als ein gebrants hartz. — S. unter 
Metaphern. — V. 62 ff. Ich wolte gern wünschen mir — Daz ich doch nie 
were gebom: — Wann toir beide sin verlom. — Ap. 6124. Herre Got, ich 
klage dir — Das ich ye ward geporen. — Ich hab den vatter mein ver- 
lorn, — Ap. 7658. ’Awe diser jamer not, — Das ich ward ye geporen. — 
Nu ist der tewrist man verloren. — Ap. 7779. ’Ey, das ich ye ward geporen! 

— Was ich eren hab verloren! — Ap. 8610. Es was alles gar verloren. — 
’Das ich ye ward geporen, — Das sey dir, herre Got, geklaget! — Ap. 10251. 
Wer kan wissen dann wie — Ich das leben hab verloren? — Das ich nie 
war geporen! — G. Z. 2863. Daz ich ie wart gebom! — Wie han ich min 
kint verlom! — G. Z. 3341. Wie han ich min kint verlorn! — Daz ich wart 
ie gebom! — G. Z. 3733. Ach, daz ich ie wart gebom! — Han ich dich 
uz dem grabe verlom. — G. Z. 3775. Daz ich ie wart gebom! — Han ich 


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den doden lip verlorn. — G. Z. 4055. Ach, daz ich ie wart geborn! — Sit 
ich minen herren han verlorn, — G. Z. 6319. Daz ich ie geborn bin! — 
G. Z. 6446. Daz ist gar an uch verlorn: — We uch, daz ir ie wordent ge¬ 
born! — V. 66. Daz mich der dot an der vart — Von dem libe het genomen: 

— So wem wir beide nit komen. — Ap. 14543. Si sprach ’awe, das mich 
der dot, — Da mein herre da her kam, — Von der weite nicht en nam! 

— G. Z. 3731. Der dot hat dich mir benomen. — Herre, wo bist du nü 
komen? — Die Wendung an der vart findet sich auch in Ap. und G. Z., so 
Ap. 2645. 18065. G. Z. 2703. 5313. — V. 69 f. Zu der helle bitterkeit, — Die 
uns beiden ist bereit. — Ap. 13373. Ditz lant und dise reichait, — Ist ew, 
werder man, perayt. — G. Z. 6475. Da von wirt uch daz füwer bereit. — 
V. 69. bitterkeit. — G. Z. 5053. jamer und bitterkeit. — G. Z. 2622. Und 
dines dodes bitterkeit. — G. Z. 2825. Mit jamer und mit bitterkeit. — G. 
Z. 3256. Dines kindes dodes bitterkeit. — V. 71. ich muz sin jehen. — Ein 
ähnliches Füllsel: Ap. 328. deß muß ich ymmer jehen — Ap. 4705. das muß 
ich jehen. — Ap. 7985. des mus ich jehen. — V. 72. gutat. — G. Z. 7221. 
Ap. 1439. 15477. — V. 75. Zu bösen dingen du dich (mich) züge: — Ap. 
12170. Mein syn mich dar zu zeucht. — V. 77 f. Dar umb müz wir beide sin 

— Ewig in der helle pin. — G. Z. 6638. Min Ion ist der helle pin, — Er 
eol mit mir verdampt sin’. — G. Z. 7124. Dann daz sie solten ewig sin — 
Brennende in der helle pin ... — G. Z. 7434. Verflucht muz wir iemer 
sin — Mit den dufeln in der helle pin! — G. Z. 7333. Er wirt so grfilich 
gestalt — Den bösen daz sie wolten sin — Gerne in der helle pin ... — 
G. Z. 3621. Dez solle wir alle fro sin, — Wann er uns von der helle pin 

— Gerettet als ein kempfe hat. — V. 83. Noch lit mir grozer jamer an: — 
G. Z. 6243 Aller jamer lijt in an.— Ap. 19388. Ob ain so ungefüger man — 
Euch legte solch laster an. — V. 84 ff. Daz ich keinen trost han — Daz ich 
iemer werde erlöst : — Do ist weder hoffenunge noch trost. — Ap. 16363. 
Sicherlich ich hab den trost — Du werdest gütlich erloßt. — Ap. 15355. 
Seyt das ich nymmer trostes han. — G. Z. 7380. So in abe get der trost — 
Daz sie niemer erlöst — Werdent ... — Ap. 9720. Dich hat der degen 
wolgeporen — Appolonius erloßt. — Das lant soll haben zu im trost! — 
Ap. 12681. Sy ist mein hört, sy ist mein trost, — Von layde hatt sy mich 
erloßt! — Ap. 13823. Ob mir wirt von ew verzigen — Ewr hilff und ewr 
trost, — Das ich von ew nicht wird erloßt, — Ap. 14866. Gelobt seyestu, 
werder trost! — So werden wir doch schier erloßt — Von disem eilende’. 
Ap. 16070. Nu hab ich aller erst verloren — Dar zu mein hertz hette trost, 

— Ich wände nu ich wäre erloßt — Von sende und von laide. — Ap. 1169. 
Wir wurden von ihm getrost — Der uns von sorgen hat erloßt. — Ap. 3548. 
Gott hatt ew alle außerkoren — Mir zu hilff und zu trost. — Helfft mir 
das ich werd erloßt — Von diesem ungehewren diet! — Ap. 6788. Doch 
ward der hoch geporen degen — Von des hohen Gottes trost — Kurtzlich 
darnach erlöst. — G. Z. 3584. Do ist komen — Der gewünschte lange trost. 


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— Freuwet uch alle, ir sit erlöst! — G. Z. 5110. Ir gewinnent von mir 
riehen trost, — Ir werdent von eigenschaft erlöst. — G. Z. 1237. Sie für 
von Got wol getrost — Und sprach ‘der mensch wirt erlöst — Von der 
grimmen helle bant.’ — V. 88. vorwerc G. Z. 1868. 5433. — V. 91. über rüh¬ 
renden Reim s. u. — V. 96. mit Schönheit s. o. zu V. 48. — V. 97. Wo 
ist din riches wat mal; — Purpur, somit und zindal, — Ap. 781. Zendal, 
phel und samit, — Purper, türkis und capit. — Ap. 3949. Reich was ir 
geraitte, — Geworcht von purper und von samit, — Ap. 5899. Punt, purper, 
samit, zendal. — V. 100. Wo sint die hopfe güldin ? s. Ap. 12991. — V. 101 f. 
Wo ist din gut gerete — In der buchen daz wilprete? — Ap. 18769. Huner 
und wilprette — Und ander gut gerette. — V. 104 f. Du must vor war ein 
spise sin — Den maden und den wormen, — G. Z. 7001. Da von wirst du 
ein spise — Den natern und den slangen. — V. 107 f. Soliche smacheit swere 

— Hort uf die sundere. — G. Z. 6178. Gereht und auch swere — Ist er 
dem sündere. — G. Z. 6346. Der fule sundere — Ist von sunden swere. — 
G. Z. 6278. Nu wirt dem sündere — Sin lip, sin fleisch so swere. — 
G. Z. 6662. Ach, verfluchter sündere! — Dir wirt die sflnde swere — 
An dem jüngsten tage, — G. Z. 7348. Da kümpt der engel Seraphin — 
Vor die verdampten sündere — Beide jamer und swere — Sehent sie da 
über lüt. — V. 110. 261. behagen Ap. 136. 1738. 2382. 5811. 8928. G. Z. 
3494. 4636. 4822. 5018. — V. 111 f.: Ez ist kortz und niht zu wyt , — Die 
firste dir uf der nasen lyt. — G. Z. 2094. Die duchelin waren nit ze lang, 

— Smal, kurtz und kräng. — Ap. 7813. Si (sc. di purgk) ist michel und 
weyt. — Auff ainem schonen plan sy leit. — Ap. 8910. Di statt ist groß 
und weyt. — Außerhalb der stat leyt — Ain gemoß. — Ap. 13 285. Es 
was hoch und weyt, — In dem esterreich leit — Manig edel granatt. — 
Ap. 5950. Der kampf raid was nicht weydt. (kampf chrais A.) — 
V. 113 f.: Din äugen daz lieht siget; — Din zunge stille steiget; — G. Z. 7320. 
Beide vallen und sigen! — Nu wirt ein groz swigen: — Ap. 2472. Min 
freud ist aller erst gesigen. — Ap. 6347. Tröpischer über müt der ist ge- 
sigen. — V. 117. Daz du din zit , du fäles az, — Mit böser kunst begangen 
hast. — G. Z. 5016. Zu rihten umb sin missetat, — Die er in der zit be¬ 
gangen hat. — V. 117. az. — Ap. 10 867. Er lag dort als ain großes aß. — 
V. 119 f.: Mit trauwen und mit Worten ( vorhten Anm.). — Mit suoche dem 
vorworhten. — Ap. 14 552. Er tröste si mit Worten — Und nam sy von den 
vorchten (s. Anm.). — G. Z. 5237. Mit grozer vorht und mit tro — Uber¬ 
windet er die kranken. — G. Z. 5190. Daz böse volk verworhte — Daz 
vil sündet ane vorhte. — G. Z. 6680. Du siindete ane alle vorhte — We dir 
du verworhte! — G. Z. 6998. Ane ruwe und an vorhte: Nu we dir, 
du verworhte. — V. 121. Mit fursatz und mit arbeit: — G. Z. 2078 
Mit kumer und mit arbeit. — G. Z. 8093. Diz büch hat mit erbeit — 
Meister Heinrich bereit. — V. 124. Ir klage schier kurtzet sich. — G. Z. 
6512. Die cristen sünder weinent sich. — G. Z. 6545. Alle die werlt 


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weinet sich. — G. Z. 6908. Dar umb daz sie vorhten sich. — V. 125. Din 
möge hant dich schlr verclagt. — Ap. 16 083. Ich wand ich solt verclaget 
haben. — V. 127. Sie kriegent sere umb daz gut. — G. Z. 4919. Sie kriegten 
umb daz himel rieh. — V. 129. Du endarft dich auch drosten niht — Zu 
dinen mögen: — Ap. 9722. Das lant soll haben zu im trost! — Ap. 16071. 
Dar zu mein hertz hette trost. — V. 130 f. wann sie hant pfliht — Wie 
in din erbe werde. — Ap. 12 412. Sie haben alle auff dich pfliht. — Ap. 
12 769. Wer zu trunckenhait hat pflicht. — G. Z. 5539. Zu guten dingen 
hant sie pfliht. — G. Z. 6441. Ir hedent zu den sunden pfliht. — V. 132. 
wise Ap. 8149. 11 171. G. Z. 2204. 8078. — V. 133 f. Ez weinent nit gar 
vil din kint: — Sie nement din ros und din rint. — Ap. 15 539. Ich legte 
gern auch darauf — Mein gut umb ein so schönes chint — Dann umb roß 
oder umb rint. — Ap. 15 002. Strangwilionis ainist kint — Di was 
gen ir als ain rint. — Ap. 15 536. Das mynnikliche kint — 
Vailte man hin als ein rint. — Ap. 15 939. Ich pin verkauft 
als ain rint, — Und pin ains hohen kuniges kint — V. 135 f. 
Und dinen grözen bösen hört — Und let dich in der helle dort. — Ap. 16 493. 
Si gieng und nam den hört — Und ließ in in der clage dort. — V. 137 f. 
Ich wene nit daz din liebes wip — Diu dir lip waz als der lip, — Ap. 20322. 
Si ward im lieber dan sein aigen leib. — Ap. 6143. Er sprach zu ir ’ du 
liebes weib, — Mein trost, mein hört mein süsser leib. — V. 139 f. Gebe 
um dich schiere — Güter festen viere. — Ap. 19758. Er ward entwappent 
schiere. — Schoner vrauwen viere — Pflagen sein. — G. Z. 3109. Betrübt 
worden schiere — Die elementen viere. — G. Z. 6106. (Alle steine) Rißent 
sich gar schiere — In glicher stucke viere. — G. Z. 7248. Der wirt spricht 
schiere — ‘Bint im alle viere! — V. 142. (Nu wedir, armer corper, wart!) — 
Ap. 6349. Ubermüt, nu we dir ward! — G. Z. 6361. Wol uch! wol uch 
iemer wart! — V. 143 f. vgl. o. V. 84 f. — V. 145 f. s. u. Metaphern. — 
V. 147 f. Mit sünden lasterbere — Bistu geladen swere. — G. Z. 2654. Mit 
spote lasterbere. — Ap. 4521. Kolkan der lasterbere. — Ap. 8598. Doch 
was es ir zu schwäre. — Do sprach di lasterbare. — V. 150. Stift': Die Um¬ 
schreibung mit Stift findet sich auch in G. Z. 56. 2075. 7786. — V. 151. mit 
8macheit s. o. V. 48. — V. 153. Da mit du gekleidet bist. Derartige einge¬ 
schachtelte Relativsätze finden sich auch sonst bei Heinrich; z. B. Ap. 12037. 
12097. 13652. 6406. G. Z. 6363. 6050. — V. 155 f. Ez ist von smehen Sachen 

— Ein altes linlachen. — G. Z. 7410. Von den jemerlichen Sachen (s. Anm.) 

— G. Z. 1290. Von der vierden Sachen. — G. Z. 5685. Mit zeuberlichen 
Sachen. — Ap. 9769. Mit diensthafften Sachen — Ap. 14100. Von reichen 
Sachen. — Ap. 16104. Von köstlichen Sachen. — Ap. 16395. Das komet von 
iren Sachen. — V. 157 f. Din Ion ist noch worden niht: — Wiße doch daz 
noch geschiht — Daz dich nit sol vermiden. — Ap. 2176. das mir die raine, 

— Die ich mit trewen maine, — Werde: ist daz ez geschiht, — So mag 
mir laid geschaden niht: — G. Z. 4200. Biz an die zit daz geschiht — Daz 


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ich zu miuem vater komen. — G. Z. 5620. In kürtzer zit ez noch geschiht 

— Daz man in in der helle siht. — V. 159 f. Daz dich nit sol vermiden — 
Du mußest mit mir liden. — Ap. 1511. Wir sullen nicht vermeyden, — Wir 
spilen dises palen nü. — G. Z. 5374. Wißent, ez geschiht dan — Daz beide 
wip und man ... — Ir cristenheit verlaugen — Und mieten ee ver- 
miden: — Oder sie müßent liden — So bitterlich martel pin. — Ap. 16775. 
Ich mir selb ee tün den todt — Ee ich so schemliche not — Lange wolte 
leyden — Und allen trost vermeyden. — V. 161. Pin groz, der martel doL 
pin. Ap. 2536. 4533. 9490. 17457. Gz. 4102. 6522. martel Gz. 2803. 5381. 
5704. 5724. 5769. 6462. dol Ap. 1795. 19761. Gz. 2421. 3249. — V. 162. 
(Daz hast du verdient wol.) — Ap. 2762. Die hastu wol verdienet hie. — 
Ap. 3319. Arbeit und ungemach — Han ich gegen euch verdienet wol. — 
Ap. 5221. Das hastu wol gedienet an mir. — Ap. 5345. Appolonius — Hat 
heut das verdienet wol — Das er mit eren furen soll. — Ap. 19804. Er 
hett es doch verdienet wol. — V. 163 f. So lip und sele zu samen körnet: — 
Daz hat din sunde gefromet. — Ap. 3032. Ob ir mir zu hilffe kompt — Ich 
schaffe wol das es ew frumpt: — V. 169 f. Und mit bosheit überladen: — 
Nu eßent doch dich hie die maden. — Ap. 13004. Ir seyt mit arbeit über¬ 
laden: — Ap. 9481. Sie hette das lant überladen — Mit großem jamer und 
mit schaden. — Ap. 19155. Deß kam er doch in großen schaden — Damit 
sein leib ward überladen. — G. Z. 982. Die haden sich dar zu bereit — 
Daz sie mit ungefügem schaden — Den menschen wolten überladen. — 
V. 171 f. Ich mag niht lenger michgesparn, — Ichmuzietze von hinnen vam. 

— Ap. 17964. Tyrus sprach 'ich will nit sparen — Wir sullen hin zu Tir- 
land faren: — Ap. 20419. Du solt es nymer lenger sparen, — Mit großer 
herfart auff zu varen. — Ap. 9828. So soltu es nit lenger sparen, — Du 
solt haymlichen varen. — Ap. 11250. Welt ir furpafi dann faren, — So 
soll er ew nicht lenger sparen, — Ap. 13810. Ich will mich lenger nit 
sparen, — Wir sullen zu der frauwen varen. — Ap. 14420. Das sy sich 
nicht lenger sparen — Und wider haym gen lande varen. — V. 173. Ich 
han die wort verstricket dir. — G. Z. 6509. Und aller (1. alle) ihr kunst ver- 
strihten — Mit valscheit und mit loyca. — V. 175 f. Da die sele daz gesprach, 

— Der lip die äugen uf brach; — Ap. 12266. Do er di rede gesprach. — 
Ap. 17267. Do er di clage gesprach. — G. Z. 645. Da die Wisheit daz 
gesprach. — V. 178. Von zehem worden im naz — Die äugen. — Ap. 1585. 
Do wurden im die äugen naß. — Ap. 15779. Mit nassen roten äugen. — 
Ap. 2139. Mit trüben nassen äugen. — G. Z. 2441. Da süln alle äugen — 
Offen und taugen — Mit zehem über fließen. — V. 179. suftzen er began. — 
Ap. 16468. Zehant seufftzen er pegan. — Y. 180. Diese vrage fing er an: 
Ap. 14039. Dy rede vingen sy sust an: — Y. 183f. Ez ist nit war, daz sage 
ich dir, — Daz du gesprochen hast zu mir. — G. Z. 4023. Wie? ist daz war? 
sage mir — Ap. 16830. ich sage dir — Ich pin furst in dieser stat — Ap. 
391. Es ist nit wäre, das ir sagett. — V. 185 f. Ein teil mag sin wol zoesen 


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war, — Daz ander nit als umb ein har. — Ap. 14183. Sicherlich, das ist 
war. — Ich gäbe umb ditz nicht ain har. — Ap. 2091. Und schämt sich 
nicht umb ain har. — G. Z. 3657. Ez half sie doch nit umb ein har. — 
G. Z. 1412. Wart nie gehaltzet umb ein har. — G. Z. 2615. Nihts, herre, 
als umb ein hare. — V. 187 f. Du mäht mich wol an lügen- — Daz wil ich 
wol bezügen: — Ap. 17155. Deß sind auch mein gezeuge — Di heren das 
ich nit leuge. — Ap. 14630. Das ich nit en leuge. — Ap. 7192. Und das 
ich nit leuge, — G. Z. 6738. Der rede ich nit enlüge. — Ez sint dri gezuge, 

— Die dich bezugen. — Ap. 8028. Das mag ich wol erzaigen. — Y. 189 f. 
Ich mag sin wol für war gehen. — Ap. 6548. Nu muß ich von schulden jehen. 

— Y. 191 f. Daz ich von güden werken han — Dicke und dicke vertan. — 
Ap. 13223. Es ist pesser mir verlan, — Und lasse sy Appolonium han. — 
Ap. 15397. Da sy das gepett also verlie, — Ain schnelles scheff here gie. — 
G. Z. 3058. Du solt in ir schult verlan. — G. Z. 6582. Und götte ding 
gelaßen han — Die wir solten han getan! — V. 193 f. Daz der lip die sele 
müge — Zu Sünden bringen oder tüge. — G. Z. 5272. Er wil daz er zu iht 
döge — Daz er den menschen gemachen müge — So schone ... — G. Z. 
7034. Der uch zu vorsprechen doge, — Und der uch iht geholfen möge! — 
G. Z. 6896. Daz ander daz sie nit enmögent — Got gesehen noch getogent. 

— G. Z. 7005. Du hast mit dinem bösen leben — Manigen zu den sflnden 
braht. — V. 195f. Zu cttelicher stünt, — Wie daz si, daz dun ich künt. 

— G. Z. 2997. Dun ich ez ieman ietze künt, — So dodent sie mich zu 
stünt. — G. Z. 4469. Ich wil ietzund dün künt: — Ez kumpt zu ettelicher 
stünt. — V. 196. kunt tuon Ap. 2567. 5382. 9804. 10396. 12120. 15500. 
18102. G. Z. 1702. 5502. — V. 200. Daz ich din dienet solte sin. — Ap. 
11825. Ir diener will ich geren sein. — Ap. 9220. Di solten auch mein 
diener sein. — Ap. 12199. Du bist mein dienäre. — Ap. 7227. Er ist dein 
dienäre. — V. 201. Nu frage ich dich der mere: — Ap. 1662. Si fragett in 
der mare — Wer der gast were. — Ap. 1675. Ich fragte euch der mere — 
Wie ewr nam wäre. — Ap. 2094. Er fragte sy der märe — Wer der scheff- 
pruche wäre. — Ap. 5155. Sy fragten do der mere — Wer der tievel wäre. 
Ap. 6227. Do fragten sy der märe, — Ap. 8758. Und fragt in der märe, 

— Ap. 12 895. Candor fragt in märe — Ap. 5831. Do fragte er der märe, 

— Ap. 10 342. Er fragt in der märe, — G. Z. 1067. Und fragte sie der 
mere, — Y. 204. bescheidenheit Ap. 4531. G. Z. 1346. 4464. — V. 205. Daz 
du uf der erden hie — G. Z. 2010. Zu himel und uf erden hie. — G. Z. 
3051. Ein wort uz einem munde gie, — Daz uf ertriche nie — Gehört wart 
dem wort glich. — G. Z. 6832. Im himel und auch hie — Uf der erden . . . 

— V. 206. Bewisest wann oder wie — Ap. 19 895. Nu mercket wa von oder 
wie — Der selben gaysel styl was. — V. 209. War umb hast du verhengt 
mir, — G. Z. 5085. Daz wil doch Got verhingen. — V. 200. daz sage schir. 

— Ap. 11048. Das wart im schyre gesait. — V. 211 f. Daz min lip zu 
missetat — Mit diner craft begangen hat ? — Ap. 12143. Das ist die geschrift 


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und der prieff — Der zaglichen missetat — Di dein leyb pegangen hatt. 

— G. Z. 5016. Zu rihten nmb sin missetat — Die er in der zit begangen 
bat. — G. Z. 6300. Di din lip begangen hat, — Die sünde und die missetat. 

— G. Z. 6605. So man hören muz die clage — Umb die böse missetat — 
Die din lip begangen hat. — G. Z. 6898. Daz ist umb ir missetat, — Die 
ir lip begangen hat. — V. 214. me schuldig — Komparativ mit me ist auch 
in G. Z. 6788. 7121 belegt. — Y. 216. zu aUer frist. — Ap. 16574. 11232. 

— G. Z. 1872. 1998. — V. 217. Dez dienere in der zühte pflegen. — Ap. 15705. 

Du solt züchte mit mir pflegen. — V. 219. als ich die rede vemam, — Ap. 
11804. Do er ir stymme vernam. —Ap. 16063. Do er dise redt vernam.— 
Y. 221. Mit siegen, dursten, hünger vil. — G. Z. 2545. Hals siege und stozen 
vil. — V. 225. Sit daz der lip nit mag genesen — An leben und an der sele 
wesen, — Ap. 16719. Ich muß ymmer und ymmer wesen, — Niemand mag 
an mich genesen. — Ap. 17 223. Wer desselben nicht gewesen, — So 
enmöchte sy sein nymmer genesen. — Ap. 11 223. Er muß des todes aigen 
wesen, — Wann er en mag nicht genesen. — G. Z. 6586. Wer der helle 
über wesen — Welle und an der sele gnesen — Der sol gerne bihten. — 
vgl. noch: Ap. 14844. 10080. 9076. 6907. 7522. 274. 948. G. Z. 6424. — 

V. 226. der sele toesen. — G. Z. 4690. Gotes wesen — G. Z. 8032. der engel 

wesen. — V. 227. zehant findet sich häufig als Flickwort im Reim; so Ap. 
2904. 7019. 7044. 10327. G. Z. 1069. 3590. 3674. — V. 228. Den lip twingen 
an ir bant. — Ap. 11940. Di schone vieng mich an ir pant, — V. 230 f. 

Daz fleisch zu hant gewinnet phliht — Mit der werlte süßekeit. — Ap. 1024. 

Der kunig mag dir geschaden nicht — Die weil die statt hatt mit dir 
pflicht. — G. Z. 1327. Het ir gebort nit sunden pfliht — So dorfte sie dez 
losers niht. — G. Z. 5440. Also geschach den zwelfen niht — Die mit Cristo 
baten pfliht. — V. 235 f. Die sele blibt in der schult — Des daz kranke 
fleisch verschalt. — Ap. 12096. Herre mag ich di schult — Di ich nu hab 
verschult, — Gepussen . . — V. 237 f. Daz sie im nit weren wolde, — Die 
sele im weren solde. — Ap. 16165. Als ez Got wolde — Und auch sein solde. 

— V. 239 f. Dine sünde die ist swere: — Gleübe mir der mere. — s. V. 148 f. 

— V. 241 f. Zu Sünden ist dir gewesen gach, — Dem fleisch hast du gevolget 
nach, — Ap. 8335. In was vil gach: — Si volgten al hinten nach. — Ap. 
79. Dem sust zu poßhait ist so gach, — Und er der alles volgett nach. — 
Ap. 4609. In was zu der purge gach. — Kolkan lieff in drate nach, — Ap. 
12641. Apollonius gieng im nach, — Im was zu der sewle gach. — G. Z. 
1471. Im waz uf die vinde gach: — Er volgte in in die helle nach. — 
V. 243 f. Daz snel zu sunden ist und krank. — Sele min dez habe undanck. 

— G. Z. 209. Ich bin worden als krank — Daz gar wider minen dank — 
Die untugent meret sich. — V. 245 f. Daz mich die modern ezzent nü, — 
Da hast du dich gefliezzen zü. — G. Z. 827. Flifiet uch einfeltikeit. — V. 249 f. 
Die sele sprach zu dem libe — 'Est gut, daz ich noch blibe. — G. Z. 6190 ff. 
Die toden müszen uf sten ... — Gantz an allem libe, — Daz im niht uz 


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blibe. — Ap. 12096. Herre, mag ich di schult — ... Gepussen mit dem 
leybe, — Das ich hye außen nicht peleybe? — V. 252. Und mit dir dis- 
pütiere. — G. Z. 14978. Das sy mit hohem preyse — Mit maistem dispu¬ 
tierte, — V. 258 ff. Ir lip, war umb redent ir daz? — Ir sult uch wol be¬ 
denken baz — Uwer rede ist zom var. — G. Z. 1929. Bedenke, herre Got, 
dich baz: — G. Z. 8849. Het sie baz bedaht sich — G. Z. 7094. Daz soltu 
baz bedenken dich. — G. Z. 6766. Her Sünder, waz redet ir nu? — Uch 
get daz swere urteil zu. — Uwer rede ist gar ein wicht. — V. 256. Und 
wollent die schult mir geben gar. — Ap. 6584. Dy schult wil ich geben mir. 

— V. 257 f. 0 fleisch, du bist verfluchet. — Got din nit enrüchet. — G. Z. 
6812. So spricht der verfluchte, — An gnaden der verruchte, — G. Z. 6938. 
Gent ir verfluchten, — Mit gnaden unberuchten! — V. 263. Ez ist der 
warheit auch wol glich, — G. Z. 3628. Der warheit ist ez wol glich. — V. 268. 
Die zu der werlte waz bereit, — G. Z. 1181. Der mensche ist zu der krankeit 

— Und zu den sunden e bereit — Dann zu den dugenden alle zit. — G. 
Z. 2143. Da pflege du nit der uppikeit, — Zu dugenden waz din leben 
bereit. — V. 277 f. Du hast als vil meisterschaft — Enpfangen mit solicher 
craft. — Ap. 11206. Das vor dem land mitt maisterschaft — Gemachet was 
mit tugende chrafft. — Ap. 11980. Der rise was mit maisterschafft — Dar 
gemachet. er hette kraft. — Ap. 6972. Da mit das tyr was peraupt, — 
Milgot, aller seiner kraft. — Das det des greysen maisterschafft. — G. Z. 
633. Gantz nach der elementen kraft: — Sie enhat aber nit meisterschaft 

— Daz sie die sele möge geben. — G. Z. 5282. Ez si sin gotliche craft, — 
Sin wisheit und sin meisterschaft. — V. 281 f. Der werlt wollust hat (dich) 
gezogen — Mich mit dir und betrogen! — G. Z. 5958. Er hat sich gotheyt 
an gezogen, — Er hat uns alle gar betrogen! — V. 285. Ich weiz wol, daz 
ich schuldig bin. — Ap. 15387. Ich waifi auch, als ich lebig bin, — 
Das .... — Ap. 15672. Ich wayß doch wol das du pist gut. — V. 287. 
Und bin auch irre worden: — G. Z. 1101. Daz sie iht werden irre — In 
dem himel ... — G. Z. 2209. Die schaff, die irre waren. — V. 288 f. Da 
ich nach rehten orden — Frow waz, — G. Z. 429. Sie gent in kranken orden. 

— G. Z. 3436. Du mensche in Gotes orden. — G. Z. 6220. Ir rehtes fleisch 
und ir bein — hant den rehten orden. — V. 290. trugenheit: G. Z. 5498. — 
V. 294. An dich zoch zu edler frist, — vgl. V. 206. — V. 298. an geschriben 
Ap. 3298. 13589. — schrib an (Imp.) G. Z. 3072. — V. 301 f. Und globte 
dir sie wolte dir geben — Riehes güt und langes leben, — Ap. 4209. Starcker 
geist, langes leben, — Das wirt dir alles geben. — Ap. 11328. Si sprachen 
Got der soll dir geben — Starcken leib und langes leben! — G. Z. 7822. 
Wiltu haben langes leben? — Daz wirt dir ewiclich gegeben. — V. 305f. 
Der dot hat dich ersnellet — Und in daz grab geveüet. — Ap. 830. Das dich 
feile der pose gaist! — Ap. 6640. Das tier mich yetzund vellet. — Ap. 
12353. Dein vogt soll heute veilen — Etlichen ritter auff das gras. — Ap. 
12595. Welt ir uns also veilen. — Ap. 19 222. s. o. unter Beseelung — 


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V. 308. Mage, wip und kint. — G. Z. 455. Die alten man, wip und kint. — 
V. 311 f. Do der lip daz vemam — In groze jamerkeit er kam. — Ap. 9709. 
Do der grafe das vernam — Das sein dochter wider kam, — Ap. 16857. 
Do der fürste daz vernam, — Gar drate er in die stat kam. — Ap. 17 598. 
Do der printz das vernam — Das Appollonius dar kam, — Ap. 20530. In 
große sorge er do kam. — Ap. 16062. Tyrus wand sein hende, — Do er 
dise redt vernam. — Vor laid er von im selber kam. — V. 313 f. Sere 
weinen er began, — JEz mdhte Got erbarmt han. — Ap. 306. Nu mueß es Got 
erparmen. — Ap. 15839. Es solt ainem stain erparmet han. — V. 315 f. 
do: also Ap. 16 509. 17 231. 20 299. G. Z. 1853. — Y. 317 f. Vor dem tode, 
do ich lebte — Und in hoher wirde swebte, — Ap. 1874. Ir sin in zweyfel 
lebte, — Ir mutt in sorgen schwebte. — Ap. 6865. Ey in welcher not er 
schwebet — Und wie kumerlich er lebet. — Ap. 16591. Weylent und ee 
da ich lebte — Und in hohen wirden schwebte. — 16 617. Ain aich in 
großer wirde schwebt — So sy in dem walde stet und lebt! — G. Z. 3202. 
Wir wißen wol doch uberlut, — Herre, daz din sün noch lebt — Und in 
hohen wirden strebt, vgl. noch G. Z. 1173. 6067. 6351. — V. 319. gebiet Ap. 
10 675. 13836. — V. 324. schiel noch Ap. 9332. 10802. 18904. 20286. — 
V. 325. Mich bekennen wolte. — Ap. 14780. Wann er bekchant sich 
nicht. — V. 329 f. Daz silber noch kein richtüm — Noch golt noch 
werltlich rüm. — Ap. 19328. Er ernem ir den magtum — Und iren welt¬ 
lichen ruem. — V. 333. Noch mit künigen haben pfliht, — vgl. V. 230. — 
V. 334. einem entrinnen nochAp. 855. 19141. — V. 338. Daz mag ich bezü- 
gen wol: — vgl. V. 188. — V. 339 f. Die meister schribent daz — Die Schrift 
bezügtes noch baz, — Ap. 54. Di maister wol vermessen — Sprachen — G. 
Z. 3625. Anshelmus schribt daz — (Man soll sin auch gleuben baz. — 
V. 345 f. Versten, leben und gedank — Und rehter sinne anevanc, — G. Z. 
5005. So ist daz ander zu körnen — In reine hertzen und gedang; — Do 
ist er inne ein anevang — Der dugende und der reinikeit. — Ap. 7870. 
So sol hertze und gedank — Mit der sele anevang — Sin in freuden seli- 
keit. — V. 347 f. Betrahten und wisheit, — Die hat Got an dich geleit. — 
Ap. 397. Der haiden gewonhait — Was das sie alle ir weißhait — Legten 
an die rat liet. — G. Z. 596. Do mit det sie bekant — Daz der werlte 
wisheit — An diese dru ist geleit. — G. Z. 4886. Dez heiligen geistes weis- 
hait — Waz an die jungem geleit. — Die Mischung von Subst. und Inf., 
wie sie sich in V. 345—48 findet, kommt auch in Ap. und G. Z. vor: 
Ap. 2439. 2459 ff. G. Z. 247 ff. 501. 3705. — V. 349 f. Sit daz maniger hande 
tügent — Dir in alter und in jägent. — G. Z. 524. Geruht im in gießen — 
Uwer geistliche dügent, — Daz er in alter und in jugent — Werde volle- 
komen ... — G. Z. 1184. Daz weist du wol daz wider strit — Beseßen 
hat die undugent — Beide daz alter und die jugent. — G. Z. 5060. Daz 
er in kintheit und in jugent — Flühet gute und alle dugent. — V. 351 f. 
Gegeben und verlihen sint, — warümb were du so gar ein kint; s. o. unter 


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Metaphern — V. 353 f. Daz du dich weich erzeugte — Und dich vor 
mir neigte? — G. Z. 1387. Do sie sich do neigte — (Ir gehorsam sie gar 
erzeigte) — G. Z. 4339. Der dag hat sich geneiget, — Der abent sich 
erzeiget. — G. Z. 2022. Von dez himels throne — Hast du sie geneiget, — 
Dich selber uns erzeiget — In eines menschen bilde. — V. 356 f. Der Up 
sprach mit smertzen — Uz bitterlichem hertzen. — Ap. 6166. Ye doch vil 
große jamer zeit — Hette sy in irem hertzen — Mit kumer und mit 
schmertzen. — Ap. 7126. Deß jamers purd unfi ir joch — Prechte im laydes 
schmertzen — Mit jamer zu dem hertzen. — Ap. 14098. Si gelobte in irem 
hertzen — Mit zäheren und mit schmertzen. — Ap. 15 464. Er hette großen 
schmertzen — Vor sorgen in seinem hertzen. — Ap. 16987. Nach meinem 
langen schmertzen — Den ich trug in meinem hertzen, — G. Z. 2429. Ob 
ieman solichen smertzen — Lide an sime hertzen — G. Z. 3693. . . . Be- 
sloßen in ir hertze. — Irs zarten frundes smertze — Und sin bitterlicher 
dot — Waz ir ein bitter hertze not. — V. 359 f. ‘Sage an, liebe, ob du ez weist : 

— So von dem libe ist der geist, — Ap. 829. Du fragest das du wol waißt. 

— Das dich feile der pose gaist! — G. Z. 4093. Sie sach daz din süßer 
geist, — Schiet von dinem libe: — G. Z. 7088. Du mehte sie in dinem 
geist — Zu der ewikeit; daz du wol weist. — V. 361. ... er ruort sich 
niht, — Ap. 6977. Es enmochte sich nit geruren. — V. 362. Noch hdrt nit 
noch ensiht. — Ap. 5047. Und gehörte noch gesach. — Ap. 10 804. Das er 
nicht hört noch gesach. — G. Z. 6323. Daz ich daz urteil freislich — Niht 
euhore noch ensehe! — V. 363. Und mag gereden kein wort; — Ap. 16576. 
Er schweyget und sprichet nit ain wort. — Ap. 19571. Er sprach zu im 
nie kain wort, — V. 364. Nu ist komen uf ein ort. — G. Z. 2900. Er ist nu 
körnen uf ein ort (Ez? vgl. SlNOEB's Anm.) — G. Z. 843. Sie besnidet 
alle wort — Und erkirnt sie uf ein ort. (nur in P. vgl. SlNOEB's 
Anm.) — V. 369 f. So mohte daz fleisch der sele niht — Gesigen an 
mit keiner geschiht. — Ap. 59. Der kunig west des trawmes nicht, — 
Sust künden sie mit kainer geschieht — Seines trawmeß iht erkennen. — 
Ap. 6423. In dauchte im mochte nieman — In der weit gesigen an. — 
V. 377 f.: Und hetest dich lazen erbarmen — Uber die vil Gotes armen, — 
Ap. 1316. Er sprach, laß dich erparmen, — Gott herre, über mich vil 
armen! — Ap. 1332. Wer wolt sich erparmen — Uber mich vil wei߬ 
losen armen? — Ap. 5563. Und lasset ew erparmen — Mich gevangen 
armen’ — Ap. 6669. ‘Leichte will sich Got erparmen — Uber mich 
vil armen: — Ap. 15 981. Und lasset euch erparmen — Uber mich eilenden 
armen: — Ap. 15 602. Herre, laß dich erparmen — Uber mich eilenden 
armen! — G. Z. 2849. Nu lant uch erbarmen — Mich aller gnaden 
armen! — G. Z. 6704. Wer sol sich dann erbarmen — Uber dich ver¬ 
fluchten armen? — G. Z. 7236. Warumb solt erbarmen ich — Uber den 
der nit sich — Wolte gnedeclicb erbarmen — Uber min (sc. Gottes) eilenden 
armen? — V. 379. Und werst an alles gevere — G. Z. 4109. Sie wände an 

Sprache und Dichtung 10 : G e i g e r. 5 


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alle vere, — V. 381 f. Und daz rekte nit gevellet. — Hetest du dich nit ge¬ 
sellet — Zu bösen luten — Ap. 6638. Er sprach ‘ungeluck und unhail — 
Hatt sich hie gesellet: — Das tier mich yetzund vellet. — G. Z. 6643. 
Der mit dem helle hunde — Ewiclich gesellet ist ? — V. 384 f. So hete 
niht mit dem stricke — Die weit gar gezogen dich — G. Z. 4989. Und wolle 
uns gnedeclich bewarn — Vor dez dufels stricke (vgl. SiNGEBs Anm.) 

— G. Z. 5609. Ez wirt ende unser dage — Schier mit dez dodes 
strik, — G. Z. 6318. So mich die tufel an ir seil — Vazzent und ziehent 
hin .—Ap. 1632. Es moht noch manig man schnell — Von so suessem plicke 

— Gesten in mynne stricke. — Ap. 20 633. Und zefür uns den strick 

— Da uns Sathan inne vieng. — V. 386. Noch in die bantgeleget mich. — 
G. Z. 1238. ‘Der mensch wirt erlöst — Von der grimmen helle bant’. — 
G. Z. 5977. Beide lip und ir leben — Kumpt in dez dufels bant. — V. 390 
{Wart, ob du der toarheit gihst) — Ap. 1357. Nu warte, wie mirs ist petaget. 
vgl. V. 141 f. — V. 392. Da ist min fleisch mit überladen, vgl. V. 169. — 
V. 393 f. Min hus daz ist gar enge: — Mit wormen han ich gedrenge, — 
Ap. 5730. Di purg vor gedrenge — Ward in allen zu enge. — Ap. 18 963. 
Es ward ain groß gedrenge, — Der weytte weg ward enge. — G. Z. 2781. 
Die strazen worden enge — Von grozem gedrenge, — G. Z. 6334. Daz 
tal were gar enge — Und worde ein groz gedrenge. — V. 396. ane zil 

— Ap. 8886. 16 685. 18053. 18 288. G. Z. 2545. u. ö. — V. 398. Daz 

ich mit dir ersten sol. — G. Z. 5756. Und an dem driten dage ersten. — 
G. Z. 6157. Uf daz sie von dem tode ersten. — V. 401 ff. TJnd mit dir 
liden jamers not, — Daz mir lieber were der dot — Uf erden liden dusent 
stunt. — Ap. 5658. Ir susse tugent adamas — Zoch mich auß des jamers 
not, — Ap. 1362. Und klagte vast sein nott. — Er wünscht das er war 
tod: — Ap. 4817. Formosa het mit im di not: — Si wäre michel lieber 
dot. — Ap. 20 006. Si kam sein syder laider in not, — Wann ir war 

pesser, sy war dot. — Ap. 20 030. Do sprach di fraw ich lag ee dot, — 

Oder ich leyde solche not ... — G. Z. 7976. Sie lide e bitterliche not, 

— Und weres dusent stunt der dot, — G. Z. 5360. Sich hebt kumber und 

not, — Daz in dusent stunt der dot — Lieber were dann daz leben. — 
G. Z. 7975. Und weres dusent stunt der dot, — G. Z. 3359. Ach jamer, 
leit und groze not! — Daz ich nit mag geligen dot, — Daz m&z min groze 
klage sin. — (vgl. V. 407.) — V. 407 f. Owe der jemerlichen not! — Owe 
du ewidicher dot, — Ap. 7658. Awe diser jamer not, — G. Z. 1899. In den 
ewigen dot. — V. 409 f. Der niemer nie hat ende! — Owe clegeliches eilende. 

— G. Z. 7790. O selig sehen an ende! — O gnade nach eilende! — V. 411 f. 
Do ich iemer wesen müz — Do clagens mir wirt niemer büz! } — G. Z. 3780. 
Die verlust hat mir erworben — Daz ich iemer weinen müs. — Weinens 
wirt mir niemer bus. — G. Z. 7316. Do er inne wonen muz, — Do im niemer 
me wirt buz — Beide jamer und clage ... — Ap. 12650. Ditz groß laster 
und der spot — Den ich yetzund leyden muß! — Will meiner sorgen 


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nymmer pfifi — Werden ? — V. 413 f. Die sele sprach mit grimme — Mit 
einer jamer stimme. — Ap. 8173. Er horte manige stymme — Unsuesse und 
grimme. — Ap. 10173. Das panthyr schre mit grymme — Ain clagliche 
stymme, — Ap. 4981. Da horten sy ain stymme — Mit jamer und mit 
grymme — Schreyen und wainen. — Ap. 14 758. Er schre mit lautter 
stymme, — Sein clagen das was grymme; — G. Z. 6054. Sie gebent groze 
stimme — Mit jamer und mit grimme, — G. Z. 7036. So hebt sich ein 
stimme — Gar jemerlichen grimme. — G. Z. 7383. — Welch ein fluch sich 
dann hebt — Mit jamer und mit grimme, — Mit bitterlicher stimme. — 
V. 419 f. Und zu dez dufels banden braht. — Warumb hat min Got gedacht, 

— G. Z. 7403. Wez hat er uns geschaffen? — Verflücht si dag und naht, 

— Daz min zu menschen waz gedaht! — G. Z. 7121. Ez were verre bezzer 
me — Daz ir nie were gedaht, — Nach zu der erden nie weren braht. — 
V. 421. fluch min. Das nachgestellte Possessiv findet sich Ap. 1910. 2329. 
2438. 2493. 4217 u. ö., G. Z. 2741. 3425. 3412 u. ö. — Y. 428. Wolte got! 
Ap. 11905. 15102. 15 685. 16054 Nu wolte got! G. Z. 6309 Wolte Got!— 
V. 429 f. So stürbe ich als ein vihe doch , — Niht in der helle loch. — Ap. 
19223. Ewr spot vellet ew nach — Zu Satan in der helle lach. — G. Z. 
5950. Er vellet ab her als ein bloch. — Die tufel machent alda ein loch — 
Und fürent in in der helle grünt. — V. 435 f. Mäht du mir ihts vergehen ? 

— Oder waz hast du gesehen? — Ap. 5494. Wer hat das da her getragen? 

— Oder von wem ist es geschehen? — Ap. 15128. Liguridis sprach* waistu 
wie, — Oder hastu es vernommen .. . — G. Z. 4238. ‘Maria, waz hast du ge¬ 
sehen?’ — Sprachen si* daz soltu jehen. — V. 439 f. Du solt mirs gar be¬ 
träten — Ob Got den edeln täten — Ap. 14415. Meinen lantlewtten — Soll 
der prieff pedewtten — Ap. 4488. ‘Soll ich euch das pedewtten?’ — Ap. 
14021. ... An landen und an lewtten? — Das sult ir mir pedewtten. — 
V. 433. ‘Her lip, wißent an dirre frist: — Ap. 909. Ich sag dir an diser 
frist — Defi du ee nicht hast gewifit: — Ap. 18571. Ir mercket wol an 
diser frist. — V. 445 f. Der habe mät noch den trost — Daz er iemer werde 
erlöst. — vgl. V. 85. — V. 449. Hilfet nit umb ein har. vgl. V. 186. — 
V. 451 f. Beden alle Gotes Teint — Die in allen klostern sint, — G. Z. 4751. 
Got si gesaget ere — In dem himel iemer mere — Und uf der erden Gotes 
kint — Die mit gutem willen sint. — G. Z. 6872. Die gerehten und die 
Gotes kint, — Die do vor Gotes äugen sint, — G. Z. 6228. Die da heifient 
Gotes kint, — Schone und wol gestalt die sind, — G. Z. 8038. Und über 
alle Gottes kint — Die mit geisten besefien sint. — V. 455. Daz alle die 
werlt gemein hat. — G. Z. 6730. Alle die werlt gemeine: — V. 456. Dez 
swnders worde niemer rat. — Ap. 320. Sein mag gar wol werden ratt. — 
Ap. 15 731. Das sein nymmer werde ratt! — G. Z. 7254. Dez sele sol werden 
niemer rat. — G. Z. 1930. Wie stunde dinen gnaden daz — Daz unser 
worde niemer rat? — G. Z. 6009. Und daz ir sele werde rat. — V. 459. 
Er mäz brennen evnclich. — G. Z. 7124. Dann daz sie solten ewig sin — 

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Brennende in der helle pin. — V. 467. schal. Es ist fraglich, ob schal oder 
schal zu lesen ist (vgl. Singers Anm.). schal findet sich häufig im Ap., so 
1508. 8794. 12938 u. ö., ferner G. Z. 2769. schal dagegen ist sonst nicht 
belegt. — V. 468. So ie die ff er loirt der val. — G. Z. 2344. Dar umb vaz 
uwer val nider. — G. Z. 7067. Siech diesen jemerlichen val: — Y. 472. 
Der wirt dort smeher dann ein mist. — G. Z. 2304. Nu bist du doch ein 
fuler mist. — G. Z. 2345. War umb ließent ir daz golt — Und wart dem 
stank und miste holt? — G. Z. 2594. Nimest du den wolf für daz lam, — 
Für daz golt den bösen mist? — G. Z. 3829. Allez daz uf erden ist — 
Daz waz ir alles als ein mist. — G. Z. 6645. Nu we dir! we, du fuler mist! 

— V. 473. Da die sele daz gesprach : such — Ap. 15 963. Do ich gesprach 
:sach. — Ap. 17 267. Do er di clage gesprach :sach. — Ap. 12266. Do er 
di rede gesprach :sach — Ap. 6519. Do er di rede sprach: sach — G. Z. 
645. Da die Wisheit daz gesprach: sach. — V. 476. Si waren swartzer dann 
ein bech: — Ap. 437. Ain mor, der hieß Falech, — Der was schwertzer 
daun ain pech; — V. 477 f. Ir gruse waz so mannigfalt — Und so grülich 
gestalt. — Ap. 9015. Di was so greulich getan. — Ap. 11152. Das was so 
greulich gestalt: — G. Z. 7313. Grusen sie machent. — G. Z. 7332. Sin 
amblig wirt manigfalt: Er wirt so grulich gestalt ... — V. 481 f. Künden 
mit Tceinre geschiht — Geschriben noch gemalen niht. — mit keinre geschiht 
vgl. V. 369. — G. Z. 1570. Gemalen nooh geschriben — Kan nieman volle 
din dfigent, — V. 483 ff. Von in ging ein dicker nebel — Beide füre und 
swebel — Ließen» zu dem, münde uz. — Ap. 4404. Ir atem faul und unge- 
sundt. — Ap. 4416. Auß seinem rnund get ain gestanck, — Er drunge durch 
ain maur. — Ap. 9024. Si pliesen alle schnelle — Gifft auß irem munde. 

— Ap. 13 946. Si triben staub und nebel. — Ap. 8419. Ain dracke unge- 
hewre. — Mit gestanck und mit fewre, — Da mit det er im so we. — Ap. 
8459. Er hette ainen weytten giel. — Das fewr im dar auß viel. — V. 486. Sie 
haten äugen als ein struz; — s. o. unter Metaphern — V. 487. Ir zene 
warn als die sech; — Ap. 4467. Sein zend scharff als ain zain. — Ap. 9041. 
Ir zende gel als ain wachs, — Di schniten als ain scharsach das gras. — 
V. 488. platenblech — vgl. Ap. 7758. Si slugen das di starcken plech — 
Nider risen von den platten. — V. 489. Zu der nasen uzher hangen — Sach 
sie natem und slangen; — Ap. 8432. Paide nateren und slangen — Der 
hiengen an im also genug. — Ap. 8496. Di nateren und di slangen lanck. 

— Ap. 9019. Ir har das waren slangen, — Dy hiengen ir auff di wangen. 

— Ayderen und natren — Von dem halse untz auff di platren — Hiengen 
auß ir feile — G. Z. 4515. Beide natern und slangen, — G. Z. 7001. Da von 
wirst du ein spise — Den natern und den slangen. — V. 492. In den oren eiter 
lag , . . . Daz zu allen ziten dar uz floz. — Ap. 10851. Grünes aytter 
von ir floß. — V. 497 f. Ir äugen brauten als ein glüt , — Als swebel und 
bech düt. — Ap. 12535. Sein äugen prunnen als ain glut, — Ap. 10772. Ir 
äugen prunnen als ain glüt — Di man auß dem ofen düt. — G. Z. 4377. 


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Unser hertze bran als ein glüt. — V. 499. So grülich wart gesehen nie. — 
Ap. 4414. Ich sach so greuliches nie. — V. 503 f. Sie zügcn sie zu dem füre, 

— Do wart ir gnade türe. — G. Z. 7344. Zu dem ewigen füre, — Da uch 
alle gnade ist türe. — V. 507 f. Die mähten freude und schal — Vor der 
helle über al: — Ap. 9711. Do ward freuden und schal — In der purgk über¬ 
all. — Ap. 17 029. Nu hebt sich freuden und schal — In der statt überall. 

— V. 509f. l Biz wiUekome, geselle — Zu uns in die helle!' — Ap. 965. Piß 
willkomen, du werder degen! — G. Z. 182. ‘Bis wilkomen, Alanus! — 
V. 511. Zu den stunden. — Ap. 10744. G. Z. 3790. — V. 513 f. Mit haken 
wart sie zerzerret, — Ir hüt, ir büch geflerret. — Ap. 4751. Zerissen und 
zezerret, — Zefuret und zeflerret. — Ap. 6522. Di (seil, winde) pliesen also 
geschwinde — Das sich di pawm zerretten — Und ir este flerten. — Ap. 
19549. Si hette verquellet iren leib: — Ir har hette sy gezerret, — Ir ge- 
pende was ir zeflerret. — G. Z. 2603. Din lip wart gar zezerret, — Mit 
siegen gar zeflerret. — V. 521. Sie warn an der martel snel. — Ap. 793. 
Sie warn zu dem werk snel. — V. 529 f. Minre hat er zu tröste — Dann 
die krete in dem roste. — G. Z. 2904. Die rede gab ir einen trost: — Doch 
stekte ir dez jamers rost — Mitten in dem hertzen. — G. Z. 4403. Sin 
süße rede gap in drost — Und nam sie von der sorgen rost. — G. Z. 4047. 
Blibe ich hie, daz ist ane trost. — Sus twinget mich der sorgen rost — 
V. 533 f. Grozer pin wirt dir noch kunt — Me dann hundert dusent stunt ... — 
Ap. 4016. Si nam in lieber tausend stund ... — G. Z. 6988. Hundert du¬ 
sent stunt noch me. — V. 535 f. Da die sele daz vernam, — In ein jamer 
clage sie kam. — Ap. 925. Do Tyrus die mär vernam — In sorg er von der 
rede kam. — Ap. 1724. Von derselben jammer sage — Kam der man in 
solche klage, — V. 536. jamer clage. Ap. 1335. 4082. 16 756. — V. 537. Sie 
bat gar clegeliche. — Ap. 7119. Er klagte auch vil klagleiche, — G. Z. 7218. 
Alles daz sie verzigen mich — Daz ich sie bat clegelich. — V. 538. Got 
von himelriche: — G. Z. 212. 5248. — V. 539 f. Davides kint, erbarme dich 

— Von dinen gnaden über mich! — Ap. 1392. Wer du seyst, erparme dich 

— Taugentlich über mich! — Ap. 11848. Venus, nu erparme dich — Gena- 
diklichen über mich! — G. Z. 377. Das spricht „herre, erbarme dich — 
Gnedeclichen über mich!“ — G. Z. 5960. ‘Herre, nü erbarme dich — Über 
uns: du bist gnaden rieh! ’ — V. 545 f. Du rufest an dines Gotes namen ? 

— Da wirt dir nit me von dann schämen. — G. Z. 835. Rhetorica hiez sie 
mit namen. — Sie ging dort her ane alle schämen. — G. Z. 7050. Gedenke 
an dinen hohen namen — Und laz uns nit in diesen schämen! — V. 552. 
Rüwe gesihst niemer iht. — Ap. 2075. Hiet ir zu mir liebe icht — Ap. 
15185. Tuend dir die leute gewaltes icht — Ap. 16088. ‘habt ir — Meiner 
dochter clainot icht? — G. Z. 4396. Habent ir aber zu ezzen iht? — V. 553. 
Du sott jamer mit uns haben, — G. Z. 5385. Dann sie den jamer wolten 
haben. — V. 554. laben Ap. 7936. 9516. 12371. 16222. 18042. G. Z. 470. — 
V. 557 f. Da wirt din martel manigfalt — Da wirdest du jemerlich gestalt. — 


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G. Z. 7332. Sin amblig wirt manigfalt: — Er wirt so grulich gestalt. — 
Y. 559. Du must unter gnaden leben. — Ap. 5567. Laß mich in deinen gna¬ 
den leben. — V. 561 f. Also werdent sie getrost — Die sünder in der helle 
rost. — vgl. Y. 529 f. — V. 567. Wie ist mir sünder geschehen. — Ap. 7697. 
Herre, wie ist mir geschehen ? — V. 569. Die hende rekte ich uf zu Got. — 
Ap. 1314. Der arm eilende — Raicht zu Got sein hende. — V. 572. Die 
teile und ich daz leben han : — Ap. 3406. Dy weil ich das leben han: — 
Ap. 7146. Di weil und ich das leben mag tragen. — Ap. 16280. Das dien 
ich die weyl ich hab das leben, — Ap. 16992. Soll ich kain weil das 
leben han, — G. Z. 6759. Die wile er solte han daz leben. — V. 586. Ich 
toeiz nit wol wie ez uch behagt: — G. Z. 5019. ob uch nu wol behagt. — 
V. 587 f. Ich han ez darumb furbraht: — Vil lihte git es andaht. — G. Z. 
8097. Er hat nit durch der werlte gunst — Diz gute buch zu samen braht 

— Nit dann in rehter andaht — Daz gebezzert da von wesen — Die ez 
horn oder lesen. — V. 589 f. Wer ez in gnaden lesen hört, Sin gemüte wirt 
zerstört. — G. Z. 648. Wir han von der Naturen — Ettelichen drost gehöret, 

— Der ist nu gar zerstöret.’ — G. Z. 3531. Ir reden wart zerstöret — Ir 
sin der wart verdoret. — G. Z. 2477. Da sie daz wort horten, — Ir glider 
sich zerstörten, — V. 591 f. Und gewinnet da von ruwe — Und lihte dugent 
nüwe. — G. Z. 3784. Wann min sorge ist nuwe, — Zwifalt ist min ruwe. 

— Ap. 4209. Und gantze rewe findest, (vgl. Anm. zur Stelle: lies ruwe.) 

Der großen Zahl von Belegen für Uebereinstimraung in bezug 
auf die Ausdrucksweise in den drei Gedichten steht eine beschränkte 
Reihe von auffälligen Wendungen gegenüber, die nur in der V. 
Vorkommen. Einige dürften literarische Entlehnungen aus md. 
Quellen sein, so V. 7 entnucken , das nach dem mhd. Wb. auch 
im Passional belegt ist. Umb ein har s. o. vgl. Strauch Anz. f. 
d. A. 23, 277: har zur Verstärkung der Negation ist für Passional 
und Veterbuch charakteristisch, stankes vaz : die Belege für schänden 
vaz aus dem Pass. s. Strauch a. a. O. S. 279. Zomvar Visio 255 
= Pass. ed. Hahn 377,17. Ferner V. 9 twalm:galm , vgl. Georg 
3786. Krone 9328. Wie Singer mir mitteilt, zeigen sich auch 
sonst Berührungen mit Passional und Krone. Zu dem Komposi¬ 
tum klagegalm vgl. andere Zusammensetzungen mit klage im Glossar 
zu SlNGERs H. v. Neustadt. Entlehnung ist vielleicht auch V. 93 
sot , das im Tristan Gottfrieds vorkommt. 

Ein anderer Teil der nur in der V. vorkommenden Ausdrücke 
ergibt sich einfach aus der wörtlichen Uebertragung der Vorlage: 


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71 


V. 141 jochart —jugera. V. 283 putze = puteum , V. 120 säcä = foenus, 
V. 487 sech = ligones, V. 300 dir zu Iahte = tfi&i arrisit, V. 518 quät = 
stercora, V. 519/20 netzten mit kammerlaugen = comminxerunt. V. 414 
jamer stime übersetzt voce tarn obscura. Heinrich hat viele Zu¬ 
sammensetzungen mit jamer (s. Glossar zu SlNGERs H. v. N.), 
so daß eine Zusammensetzung von stimme , der wörtlichen Ueber- 
setzung von voce, mit jamer nicht wunder nehmen kann. V. 275 
itelkeit entspricht dem vanitas der Vorlage. 

In einigen Fällen scheint der Dichter mühsam nach einer 
treffenden Wiedergabe der Quelle gesucht zu haben; er ist um¬ 
ständlich und ungenau. Vielleicht erklärt sich aus solchen Ver¬ 
legenheiten des Uebersetzers die Wahl folgender sonst nicht be¬ 
legter Ausdrücke: 86 hoffenunge, das zu den md. Elementen 
gehört, 279 melderin , das ungenau proditrix wiedergibt. 208 sich 
pflichten ze und die Umschreibung mit sehen in V. 34 sind wohl 
auch auf Rechnung der Umständlichkeit und Ungeschicklichkeit 
des Dichters zu setzen. 

Wieder andere Ausdrücke verdanken ihr Vorhandensein dem 
Reimzwang und dem Bemühen, den Vers zu füllen; so 73 wider¬ 
rat, 76 helfe und huge (s. SlNGERs Anm.) 87 wingartberc, 106 
zersturmen (hapax legomenon), 149 eitergift (andere Zusammen¬ 
setzungen mit eiter s. Glossar zu SlNGERs H. v. N.), 128 tuot im 
Sinne von „sich befindet“, 167 abbrechcere (vgl. Ap. 1321 hin¬ 
derte, das ähnlich gebildet, auch nur an dieser Stelle vorkommt), 
97 watmal , 182 beswceren , 255 zomvar (andere Zusammenset¬ 
zungen mit var: Ap. 16 693jamervar, GZ. 4397 freudenvar , GZ. 
6242 siech var), 284 gutzen, 305 ersnellen, 367 nach gebot , 460 
we mich , das sich nur an dieser Stelle im Reim findet; we mit 
dem Dat. konstruiert ist dagegen sehr häufig, aber nur im Vers- 
innern, 475 ungerech. 

Die Stellung im Reim tritt ergänzend zu andern schon ange¬ 
führten Gründen bei 7 entnueket, 93 sot, 208 sich pflihten ze, 
279 melderin , 487 sech, 520 kamerlouge. Es bleiben einige Wen- 


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72 


düngen übrig, deren vereinzeltes Vorkommen sich nicht durch 
einen der oben angegebenen Gründe erklären läßt: 103 vogelspise, 
117 begän in der Bedeutung ‘erlangen’, 124 sich kürzen, 319 sich 
versmdhen (s. Singers Anm.) 218 üzer, 316 klagerede (doch vgl. 
Ap. 15 497 klagestime, GZ. 3730 jamerrede), 353 sich weich er¬ 
zeigen (sich erzeigen: GZ. 2024; 4340.) 493 bözkugel , 581 ver¬ 
wegenlieh, 19 lieh, das im Glossar wohl falsch als liehe angesetzt 
ist und in der Bedeutung „Leichnam“ sehr selten ist. 

Khull hat auf S. 14 seiner Abhandlung den Unterschied 
im Wortschatz gegen Heinrichs Anrecht auf die ‘Visio’ ins Feld 
geführt, obwohl er zugestehen muß, daß die ‘Visio’ seltene Aus¬ 
drücke aufweist, die sich auch in GZ. oder Ap. finden. Von der 
Liste der nur in der ‘Visio’ vorkommenden Wendungen, die 
KhüLL aufstellt, müssen einige gestrichen werden, die sich auch 
in den beiden andern Gedichten Heinrichs nachweisen lassen: 
V. 206 bewisen findet sich Ap. 18482; V. 488 blech Ap. 7758; 
V. 477 grüse GZ. 7313; V. 312 jamerkeü GZ. 7160; V. 364 tif 
ein ort körnen GZ. 2900; V. 299 trugenheit GZ. 5498; V. 266 
209 verfangen G. Z. 5085, 5679; V. 98 zindal Ap. 781, 5899; 
V. 394 gedrenge ist nicht Adj., wie Khull in seiner Ausgabe 
ansetzt, sondern Sabst., und dieses findet sich auch G. Z. 2782, 
6335. Ap. 5733, 18 963. V. 213 ungedultic ist allerdings sonst 
nirgends belegt, wohl aber gedultic G. Z. 3066 (vgl. übrigens die 
Konjektur Singers in der Anm. zu 213). 

Die wenigen nicht erklärten Ausdrücke, die allein in der 
‘Visio’ Vorkommen, verschwinden gegenüber der großen Zahl 
nicht alltäglicher Wendungen, die allen drei Werken Heinrichs 
gemeinsam sind. Die Untersuchung des Stils der drei Gedichte 
führt mich, im Gegensatz zu Khull, zu der Ueberzeugung, daß 
die ‘Visio’ in bezug auf die Ausdrucksweise zu Ap. und GZ. 
gehört. 

Unter KhüLLs Gründen für die Unechtheit der ‘Visio’ figu¬ 
riert als sehr wichtig die quantitative Verschiedenheit der mund- 


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73 


arfclichen Reime in der ‘Visio’ und der‘Gottes Zukunft’. So un¬ 
schätzbare Dienste die Reime bei Bestimmung des Dialekts, der 
Wortformen und Chronologie einer Dichtung leisten, so ist doch 
der Versuch entschieden zurückzuweisen, die relative Häufigkeit 
von ungenauen Reimen als Kriterium für oder wider die Verfas¬ 
serschaft aufzustellen. Khull verlangt von einem Dichter völlige 
Uebereinstimmung seiner Werke in bezug auf die mundartlichen 
Reime: zöge man aus dieser Forderung, die keine Berücksichti¬ 
gung dichterischen Schaffens kennt und dafür mit mathematischen 
Aufstellungen wirtschaftet, die Konsequenz, so müßte man für 
den Fall, daß die ‘Visio’ als Teil der ‘Gottes Zukunft’ aufzufas¬ 
sen wäre, erwarten, daß zwei Teile der ‘Zukunft’ bei einer Unter¬ 
suchung auf ungenaue Reime im Verhältnis ihrer Verszahl die¬ 
selben Ergebnisse lieferten. Wäre sie als selbständiges Werk 
gedichtet worden, so müßte, wenn bei ‘Apollonius’ und ‘Gottes 
Zukunft’ die relative Häufigkeit der ungenauen Reime nicht 
stimmte, eines dieser Gedichte Heinrich von Neustadt abgesprochen 
werden. Und wie die folgende Nebeneinanderstellung zeigt, findet 
sich in dieser Beziehung keine Uebereinstimmung zwischen den 
beiden Werken. Die Gedichte sind alle im bayrischen Dialekt 
verfaßt worden. Das Verhältnis der Verse ist 20 644: 8129 : 
594 = 35 :14 :1. 

Ich bin mir bewußt, durch die Vergleichung Khulls Methode 
auf die Spitze getrieben zu haben, wußte aber kein anderes 
Mittel, um ihre Unrichtigkeit genügend aufzuweisen, wenn ich 
mich nicht auf theoretische Einwände beschränken wollte. Auch 
war dies nur ein Nebenzweck der Reimuntersuchung. 

Ich folge Khulls Aufstellungen, indem ich die Bindungen 
des Ap., den Khull nicht behandelt, beiziehe, und erläutere da¬ 
bei die einzelnen Reime. Die Ziffern in [] geben die Anzahl 
der Fälle in Ap., G. Z. und V. an. 


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74 


Vokalisch unreine Reime. 

e : i bringen: hengen Ap. 13 704 : verbengen 6. Z. 5084 gehören zu den 
md. Reimen und setzen die Form brengen voraus, deine: vemime Ap. 16 289 
(nach Singebs Anm. ist ime: vemime zu lesen), totste: liste G. Z. 1671 (es 
ist toiste anzusetzen), pflegent: ligen G. Z. 7686 muß verderbt sein (s. Singers 
A nm.). [0:0:0] 

ie:i schier:dir Ap. 6163 G. Z. 401. :mir Ap. 6383. 6460. 16 505. V. 
209. : ir Ap. 245. 3334. 4657. 8798. wir: schier G. Z. 1437. Her: ir Ap. 
13 325. : mir 6697. 6949. 7029. dir: zier Ap. 2041 (s. Singers Anm. zu 
2036 ff.) G. Z. 1 371 (s. Singers Anm.): es handelt sich hier um die bair. 
Bindung ier : ier. lieht : niht Ap. 1055. 16 721. G. Z. 1675. 3647 : besieht G. 
Z. 7512. Im letzten Reime handelt es sich um md. liht. Die übrigen 
Reime kann man als lieht : nieht auffassen, in Anbetracht der Bindung 
liht: besiht und des Mangels an weiteren Belegen für nieht (s. unten) wird 
auch hier md. liht anzusetzen sein. [15:6:1] 

e:e vor Muta. Josebe:hebe G. Z. 2123. heben: geben G. Z. 1485. 
erhebet: gebet G. Z. 6434. lebet: hebet G. Z. 7382. stcebet: hebet G. Z. 7646. 
Ap. 18 236 (8. Singers Anm.). l$ge :wege Ap. 697. siege :wege Ap. 7579. 7671. 
9139. 9336. 12 446. 19 666. G. Z. 2805. degen: legen Ap. 4014. 5927. 15 993 
(8. Singers Anm.). 18 228. 18 296. siegen : degen Ap. 7877. G. Z. 3363. 
: gepflegen (st. v. s. u.) V. 273. legen : pflegen Ap. 12 791. 16 667. 16 609. engegen: 
gesegen Ap. 7073. : segen Ap. 7203. G. Z. 273. 1243. stete: bete Ap. 18 270. 
20493. missetreten: steten Ap. 11 217. 14 648. stete :tete Ap. 1522. 8648. 
getete: stete Ap. 11968. Heinrich von Neustadt reimt als Oesterreicher an¬ 
standslos e:§ vor einfacher Muta (s. Zwierzina Zsfda. XLIV, 253f.). 

[26:9:1] 

vor Liquida, gewelbc: selbe G. Z. 1695 muß ein unreiner Reim sein, 
da Heinrich seinem Dialekt entsprechend e und e vor l und l + Kons., r, 
rr und r -f- Kons, nicht rein binden kann (s. Zwierzina a. a. O. 252). 

[ 0 : 1 : 0 ] 

v o r ck recke: kecke Ap. 11175. recken:kecken Ap. 3753. 4891. 5705. 
6571. decken: kecken Ap. 17 492. kecken: stecken Ap. 20 245. ecken: stecken Ap. 
12 000. s. Zwierzina a. a. O. 261. Reime von ?:c vor st sind nicht vor¬ 
handen, da swester Ap. 19 960 e hat und Ap. 993 bresten auch bresten lauten 
kann (s. Paul mhd. Gram. § 43 Anm. 3). [8:0:0] 

vor Nasal, gez'eme: scheme Ap. 3158. (s. Zwierzina a. a.'O. 312. 
314 f.) [1:0:0] 

e : se sele: qucele G. Z. 6566 s. Singers Anm., in der auf Zwierzina 
Zsfda. XLV, 402 verwiesen ist. [0:1 :0 ] 

ä:e knehte: geslähte Ap. 19 480. rehte: geslähte Ap. 3316. 8349. 9231. 
20 542. G. Z. 1447. 6848. pfärt: wert Ap. 519. 8583. 9743. 10455. 10 586. 
11 646. 17 752. 18 983. 19131. :stoert Ap. 9979. werden : pfärden Ap. 17 562. 




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75 


Diese Bindungen sind den md. Reimen zuzuzählen und auf das Konto der 
Literatursprache zu setzen. In den Reimen auf pfdrt hat Heinrich vielleicht 
nur das Wort, nicht die ganze Bindung entlehnt, so daß also hier Einwirkung 
der Umgangssprache vorläge. [16:2:0] 

o:n schult .holt Ap. 6947. 11830. 12184. G. Z. 2 867. :solt G. Z. 2261. 
golt : schult Ap. 11928. solde: schulde G. Z. 1897. 1927. Zu diesem Reim 
ist zu bemerken, daß vielleicht ein ä- Stamm scholde neben dem yä-Stamm 
schulde anzusetzen ist. vrumen: körnen Ap. 1744. 1978. 2669. 3817. 3892. 
5439. 6815. 7287. 8491. 9174. 9523. 9928. 11 708. 11 804. 12 070. 13 381. 
14578. 15 965. 16 215. 17171. 17 215. 17 999. 19 213. 19 444. 19 580. 20 328. 
20 551. G. Z. 1039. 1051. 1075. 2801. 3717. 4549. 4575. 5819. V. 457. 543. 
vrwmen: bekomm Ap. 16 989 G. Z. 7817: willekomen Ap. 3517. 4250. :genomen 
Ap. 1922. 5693. 6569. 14 518. 14 672. ; vemomen Ap. 6441. geiounnm : körnen 
Ap. 17 965. Es handelt sich hier um bair. kumm , gmumen (s. unten). 

[41:13:2] 

u: 00 sun: tuon Ap. 638. 5121. 10 338. 18 278. 19 738. G. Z. 2 516. 4 321. 
5064. 5568. 7128. :tuom G. Z. 4765. (nicht :tuon, wie Khull angibt.) 
Apollonium: hertuom Ap. 1171. Amazonum: ruom G. Z. 5 820. sun nimmt 
eine Sonderstellung ein. Die übrigen Bindungen kommen als Reime auf 
Eigennamen nicht in Betracht. [5:6:0 und 1:1:0] 

n:uo nü-.zuo Ap. 65. 679. 1512. 2740. 2874. 6515. 8730. 10 520. 20 520. 
G. Z. 6766. V. 245. dü -.zuo G. Z. 2263. 6400. Es sind die Nebenformen 
nuo, duo anzusetzen. [9:3:1] 

n: on üf. louf Ap. 4 619. 4 715. 5 093. 5 256. 6 447. 8 287- 8 481. 10 278. 
10 302. 15 912. G. Z. 5078. 5158. 6504. 7444. ; kouf Ap. 12 749. 15 538. G. 
Z. 1 971. 5 934. :knouf Ap. 3 956. 11084. 18190. :touf G. Z. 4 936. 5158. 
5436. ouf nimmt eine Sonderstellung ein. Singeb (Unters, u. Quellen zur 
germ. u. rom. Philol., J. v. Kelle dargebracht I, 305) möchte es als Ab¬ 
lautsform ansehen. [15:9:0] 

i : ei in : Montiplein Ap. 13 986. pinen: weinm Ap. 16 139. Der erste 
Fall kommt als Reim auf einen Eigennamen nicht in Betracht. Ap. 16 139 
ist wahrscheinlich erscheinen: weinm zu lesen. S. Singers Anm. zu 16140. 

[ 1 : 0 : 0 ] 

i :ei (egi -zit: geleit Ap. 5 889 Anm. vgl. zu dem einzigen Beleg, der 
nur in A steht, Singers Anm. [ 1 ?: 0 : 0 ] 

ö:oe tröne: schoene G. Z. 8008. S. Weinhold, Mhd. Gram. § 111. 

[ 0 : 1 : 0 ] 

uo : üe schuopm: Heben Ap. 7 493. ist oberd. uoben zu lesen. S. Paul 
mhd. Gram. § 40 Anm. 6. Auch in vuoze.buoze G. Z. 3171 ist Fehlen des 
Umlauts anzunehmen. [1:1:0] 

Stumpfe Reime ungleicher Quantität. 
a:ä vor n in Ap. 203, in G. Z. 48 und in V. 3 Bindungen, nämlich 
V. 83. 313. 461. 


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76 


vor r in Ap. 41, in G. Z. 39 und in V. 1 (V. 327) Reime, 
vor t in Ap. 41, in G. Z. 11 und in Y. 1 (V. 31) Reime. 

Außerdem traf: schäf Ap. 797. 1747. 7522. hernach: gemach Ap. 20 343. 
nach: sprach G. Z. 2415 bräht:gemäht Ap. 2661. 12 420. G. Z. 621. :maht 
Ap. 7566. : unmaht Ap. 5135. : naht Ap. 1870. 2006. 5923. 8618. bedaht: 
gedäht G. Z. 4567. gedeiht: gemäht G. Z. 1231. naht: gedäht G. Z. 7404. lac 
: rehter wäc Ap. 7306 (lies reht ez wac? S. Singers Anm.). tac:hät Ap. 
1117 (s. Singers Anm. : benemen mag D). tal:mal Ap. 20082. zal:qual G. 
Z. 5700. lobesam: getan Ap. 17 095. was: äs Ap. 10 866. äs: was V. 547. 
Thomas: hast G. Z. 4435. palas : hast V. 89. Judas : äs G. Z. 6370. äz : vaz 
V. 145. [302:106:8] 

e:e widerker: sper Ap. 505. her: der G. Z. 3025. hier: wer G. Z. 5598. 
e:e vor r gehört zu den bair.-östr. Bindungen (s. Zwierzina Zsfda. XLIV 
255 f.). Dagegen kann gebet: get V. 447 nicht bair. sein (s. Zwierzina a. 
a. 0. 268 f.). Es ist den md. Reimen zuzuzählen (s. Zwierzina a. a. 0. 
288D- [1:2:0 und 0:0:1] 

i: i - rieh, rieh, glich, unflektiertes Adjektiv und verkürztes Adverb 
auf -lieh reimen nur unter einander und zu sicherer Kürze. Man muß 
also diese Wörter mit i ansetzen, und die Reime zu ich, dich, mich, sich 
sind nicht als unrein anzusehen, wie auch Khull bemerkt (vgl. Zwierzina 
Zsfda. XLV 81 ff.). 

Ob Khull Recht hat, wenn er G. Z. 4389 drin (adv.) :in (pron.) 
unter den Reimen ungleicher Quantität aufführt, scheint mir zweifel¬ 
haft. Das Adverb in findet sich in der „Gottes Zukunft“ nur an dieser 
Stelle im Reim. Im Apollonius reimt es zu sicherer Kürze 10 mal: 18 021: 
bin, 11 659. 16 625:Ät«, 1 221. 11 233. 12 795:««, 8045. 12 491 : gewin, 

8417. 9365 : ungewin ; zu unsicherer Länge 6 mal: 13 275 : künegin, 547. 
4717. 12 639. 14 888. 16 651 : -lin, zu sicherer Länge 3 mal: 4270:sornn- 
schrin, 8246 : schin , 13 057 : sin. — Aehnlich verhält es sich mit drin (tribus). 
Heinrich reimt Ap. 1970 drin: sin, Ap. 14 975 drin : sin, Ap. 13 059 drin: in 
oder : hin (A) ist unsicher, (vgl. Singers Anm. zu dieser Stelle). Heinrich 
kennt also beides in und in, drin und drin. Verkürzung von i ist auch in 
silberin: sin Ap. 29 anzunehmen. 

o:ö got: not Ap. 1419. : gebot Ap. 14139. :töt Ap. 15 203. : schröt G. Z. 
4797. [3:1:0] 

Klingende Reime ungleicher Quantität 1 ). 

a: ä tage : fräge Ap. 16 567. :mage Ap. 19 284. 19 394. sagen: betragen 
Ap. 4178. : frägen Ap. 16 023. 18 820. bägen : bejagen Ap. 19 653. betraget: 

*) Ueber die Längung des Vokals, die in den angeführten Reimen vorliegt, 
vgl. Kummer, Die poetischen Erzählungen des Herrand von Wildonie S. 198 ff. 


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77 


jaget Ap. 16 523. saget: fraget G. Z. 5688. klare: wolgevare Ap. 3401. male : 
zale G. Z. 6218. räme: briutegame G. Z. 7469. lichnamen: amen G. Z. 8116. 
brintegame kommt nur hier im Reime vor, (s. noch Singers Aum.). Auch 
lichname findet sich nur an dieser Stelle im Reim. Zwierzina Zsfda. XLV 100 
kennt kein lichdme..briutegame bei bair. oder alem. Dichtern des 13. Jhs 
G. Z. 355, das Khull als Adamen: samen mit einem Fragezeichen aufführt, 
ist Adamen: sämen zu lesen, sämen in der Bedeutung „Nachkommenschaft“. 
S. Singer, Glossar. . [8:1:0, 1:1:0, 0:2:0] 

e : e ungerte: gärte Ap. 343 gehört zu den bair. Bindungen. [1:0:0] 


Konsonantisch unreine Reime. 

b : g geslagen : haben Ap. 4168 (nach Singers Anm. hat A tragen) ge¬ 
hört zu den sog. erlaubten unreinen Bindungen. [1 :0 : 0 ] 

p : b schuopen: uoben Ap. 7493. [1:0: 0 ] 

w: b klewete : schwebete Ap. 1366 ist bair. (s. Weinhold, bair. Gram. 
§ 125). 

-ld:-lt alte: balde Ap. 4174. bilde: schilte Ap. 489. schilte: unbilde Ap. 
7 675. 12 328. gevilde : schilte Ap. 17 720. 17 484. 17 634. 19 660. schilte: gevüde 
Ap. 3743. 9321. 13 968. 17 071. schilte: wüde Ap. 3958. 5443. 8694. 18 467. 
wilde .-schilte Ap. 5318. 5348. 6305. 19 947. milte: bilde G. Z. 358. 1175. 
melden: gelten Ap. 1934. vergolten: holden Ap. 16 993. G. Z. 2105. unschul- 
dic: gedultic G. Z. 3065. ungedultic: schuldic V. 213. d für t nach Liquida 
ist gemeindeutsch (s. Weinhold, bair. Grain. § 146b.). [22:4:1] 

h : ch bräht: gemacht Ap. 2661. 12 420. G. Z. 621. verdaht: gemacht Ap. 
11133. gedäht: gemacht G. Z. 1231. gemacht: bedaht Ap. 13 617. :naht Ap. 
1057. 11 586. gedäht: versprächt Ap. 2211 (s. Singers Anm. zu 2212). slihten: 
verstrickten G. Z. 6508 (s. Singers Anm.: schicketen : venoicketen M.), ichtet: 
gebihtet G. Z. 6598. zuht: gedruckt Ap. 15 004. Um sichere Bindung von 
h: ch handelt es sich nur in 2 Fällen; über gemäht s. Zwierzina Zs. 45,23 
Anm., welches zu den md. Formen zu rechnen wäre: Ap. 2 211 gedäht: ver¬ 
sprächt und G. Z. 6 598 ichtet: gebihtet. (s. Singers Anm., in der darauf 
hingewiesen ist, daß das Wort selbst ein Lehnwort aus dem md. sei, vgl. 
noch Kluge Et. Wb. s. v. eichen. [1:1:0] 

ch : k berc: entwerch Ap. 9 319 ist bair., da im bair. g zu ch wird im Aus¬ 
laut (s. Weinhold, bair. Gram. § 186). In verch: teere Ap. 3 006 (s. Singers 
Anm.) handelt es sich um die obd. Verschiebung von k zur Affricata (s. 
Weinhold a. a. O. § 185). volc:Kolch Ap. 3174. 3 340. 3 365. 3 645 kommt 
als Reim auf einen Eigennamen weniger in Betracht. Doch wird auch hier 
volch zu lesen sein, stach: er sehrac Ap. 5 071. erschrach ist vielleicht als Bil¬ 
dung aus den sw. Praet» erschrahte zu erklären, daß also neben erschrac 
ein erschrach gebraucht worden wäre, roc: Maroch Ap. 2221 Fällt als Bin- 


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78 


düng mit einem Eigennamen nicht ins Gewicht. Es ist die Beschränkung 
dieser Reime auf den Ap. zu bemerken. [8:0:0] 

k:t tac: hat Ap. 1117 (s. Singers Anm.: mag D) luten : puken G. Z. 
4 671 gehören zu den sogenannten erlaubten unreinen Reimen. [1:1:0] 
m:n Jerobeam: man Ap. 18110. lobesäm : getan Ap. 16 944. allesamt . ge¬ 
nant G. Z. 7 842. gewesen : zesem Ap. 6 888. sun: tuom G. Z. 4 765. Juden: 
ludern G. Z. 6 483. eidem: kleiden Ap. 17 201. ‘.scheiden Ap. 3 469. scheiden: 
beiden: eidem Ap. 2 428. heim: Montiplein Ap. 14 676. Diese Reime erklären 
sich durch den Uebergang von m zu n, der sich im obd. findet (s. Wein¬ 
hold, bair. Gram. § 169). [7:3: 0] 

ng:m Sprüngen: kumen Ap. 1 540 ist bair., da nach Weinhold a. a. O. 
§ 139 ng im bair. zuweilen als m erscheint. [1:0:0] 

nn:m geiowmen: kumen Ap. 17 965 ist vielleicht genumen: kumen zu 
lesen. [1 ?: 0:0] 

nd:nn tavelrunden: gewannen Ap. 18 427. 18 625. 18 651. brunnen: al- 
unden Ap. 1946 (s. Singers Anm.) sind bair., da nd im bair. zu n» assimi¬ 
liert wird (8. Weinhold a. a. O. § 171). Die Bindung ist auf den Ap. be¬ 
schränkt. [4:0:0] 

r:rr eren.-herren Ap. 797. herren : eren Ap. 16 983.: geren Ap. 16 699. In 
diesen Bindungen tritt Vereinfachung von rr ein. Dagegen ist voreisherre : 
spere Ap. 18 635 unrein, wenn nicht Apokope anzunehmen ist. [3 (1): 0: 0] 
sch'.hs aschen: lahsen Ap. 18 047. [1:0:0] 

t:ht In diet:niht Ap. 3 551 ist die Form niet anzusetzen, 
t : nt graset: tüsent Ap. 3 018. 17 789 (? s. Singers Anm.) gehört zu den 
bair. Bindungen (vgl. Weinhold a. a. O. § 166). [1(1): 0:0] 

z : s haz: was Ap. 1 672 (doch s. Singers Anm. . 1. saz ?) vgl. Weinhold 
a. a. O. § 153. Für äs sind beide Formen bei Heinrich anzunehmen :ds: 
Judas G.Z. 6 370. äz : vaz V. 145. [1 (?): 0 : 0] 

pf: pp stapfen : knappen Ap. 17 786. Es handelt sich hier um das md. 
Lehnwort stappen. 

m: mm Bei flamme: alsame G. Z. 6 064 handelt es sich wie bei kumen: 
Sprüngen Ap. 1 540: gewunnen Ap. 17 965 (wenn in letzterem Reim nicht 
genumen zu lesen ist, s. o.) um intervok. Verdoppelung (s. Weinhold 
a. a. O. § 138). [0:1:0] 

ran: mm In verdamne: flamme G. Z. 6 374 ist mn zu mm assimiliert 
(s. Singers Anm., in der auf Steinmeyer, Zsfda. 19, 234 verwiesen ist). 

[ 0 : 1 : 0 ] 

Ausfall von Konsonanten. 

Bei G. Z. 4 823 ist nicht zu entscheiden, ob bair. allesampt: ampt 
oder allesamt : amt zu lesen ist. Worten: vorhten Ap. 14 452 (s. Singers 
A nm.: zarten A) vorhte:Worten G. Z. 607. worten: verworhten V. 119 (vgl. je¬ 
doch Singers Anm.) sind vielleicht md. Reime (s. Paul mhd. Gram. § 103), 


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79 


doch e. Weinhold a. a. 0. § 194 und Ranke, Sprache und Stil im welschen 
Gast. Palästra 68. S. 36. [1:2:1 ?) 

Abfall von Konsonanten. 

cli dä:nä Ap. 609. 10 954. G. Z. 8 561. Cnsia: damä Ap. 10 936. Beth- 
saida : na G. Z. 5 206. ho : dö Ap. 17 642. G. Z. 2 065 (Adj.). 2 859 :frö Ap. 
5 330 : sitio G. Z. 2 939 (Adj.) : habitaculo G. Z. 3167 (Adj.) : deö G. Z. 
4 749 :jubüo G. Z. 4 631 (Adj.). unhö:dö Ap. 5131. frö:hö Ap. 4 897 (? s. 
Singers. Anm.: also BCD, ho A) 6 115. 7 289. 12 825 (Adj.). strö: ho Ap. 9 425. 
also: ho G. Z. 1905 (Adj.). 6 036 (Adj.) ho : also G. Z. 7 042. nd und ho sind 
nicht aus nach und hoch entstanden, sondern andere Formen (vgl. Kraus 
Abhandl. zur germ. Philol. Festgabe für Richard Heikzel S. 164—5). 

s muoste: umostc G. Z. 2165 schönte : honte G. Z. 3 911. muoste und 
schönte 2. Sg. sind Analogiebildungen nach der 2. Sg. Praet. der st. Verben 
(s. unten). 

n handen: lande Ap. 275 (? s. Singers Anm.). herze: smerzen (smerze 
sw. Masc. s. unten) Ap. 6 959. smerze : herzen G. Z. 3 893. smerzen: herze Ap. 
7 013. dingen: ringe Ap. 1495. ringe: dingen G. Z. 619. tieren: schiere Ap. 
17 197. veste: glesten Ap. 13 345 (s. Singers Anm.). muote: guoten Ap. 3 858. 
6173. siten:bite (3. Sg. Konj.) Ap. 12 727, (s. Singers Anm.) angienge (3. 
Sg. Konj.) : Mengen Ap. 9834 (s. Singers Anm.). süeze:vüezen Ap. 15 712 
(s. Singers Anm.). zebrechen (Inf.): steche Ap. 1863 (s. Singrrs Anm.). ge- 
zemen (Inf.): neme Ap. 2067 (s. Singers Anm.). nemen (Inf.): gezeme Ap. 
14062 (s. Singers Anm.) cavaliere: buhurdieren (Inf.) Ap. 6257. nunnen: 
sunne G. Z. 6964. ouge:tougen G. Z. 1011. leben:gebe G. Z. 8106. erkenne: 
genennen G. Z. 3185 (? s. Singers Anm.). väre :jären G. Z. 6237 (? s. Singers 
A nm.). werden (Inf.): erde G. Z. 13. 7422. Ionen: schöne G. Z. 7988. reine : wei¬ 
nen G. Z. 4073. haben: labe V. 553. Der Abfall von « kann sowohl bair. 
(8. Weinhold a. a. O. § 167) wie md. sein. Vielleicht liegt auch in den 
Reimen auf die 1. Sg. Praes. Ind. Abfall von n vor (s. unten). 

[14 (1): 10 (2): 1] 

t In Thomas: haß G. Z. 4435. palas :has V. 89. äs:häs V. 117 liegt die 
Form ohne -t vor. Zu G. Z. 6344 s. Singers Anm. 

Ueber die 3. PI. Ind. Praes. auf -en s. unten. Die Apokope ist in 
der Flexionslehre behandelt. 

Rührender Reim. 

laden Ap. 13 601. -gangen G. Z. 5698. harrt Ap. 8305. G. Z. 3589. 8673. 
laut: Tyrlant Ap. 11462. arm (Subst.): arm (Adj.) Ap. 18 308. hochvart: vart 
G. Z. 5094. majestat: trinität G. Z. 6880. trinität: missetät G. Z. 383. daz G. Z. 
6886. da Ap. 17 243. gät G. Z. 1427.6096. hende: behende Ap. 7411: wert (Verb). 
wert (Adj.) Ap. 339. -veste: veste Ap. 4771. bergen (montibus):verbergen G. Z. 
5370. stet A. 1526. e {lex): e {prius) G. Z. 1553. ave:we G. Z. 1361. einsidel: 


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80 


gesidel G. Z 6976. niht G. Z. 1913. 7216. im G. Z. 3419. wirt (hospes): wirt 
fit) G. Z. 3037. 6962. ewirt: icirt (fit) G. Z. 7544. sich Ap. 18 879. riche: ert- 
riche Ap. 18 057. ertrich: himelrich G. Z. 5184. sin (Pron.): sin (V.) Ap. 18418. 
Baldin : din Ap. 3902. porten ( s. Singers Anm.) Ap. 3171. gienc Ap. 9327. 
gereiten : bereiten Ap. 3974. hochgezit: zit G. Z. 4269. Herzogen: zogen G. Z. 
5344. Enoch: noch G. Z. 5514. 5900. boten (Subst.) : verboten G. Z. 4123. ge¬ 
boten : boten (Subst.) G. Z. 6266. 6838. gewunden: tounden G. Z. 3455. eine: 
aleine G. Z. 4769. eine: reine: meine: gemeine G. Z. 2169. bereit G. Z. 7658. 
schult: verschütt Ap. 12 096. V. 235. 291. liehe: clegeliche V. 19. Die Reime 
von gelich , iegelich: -lieh, von geliche: -liehe sind nicht mit Sicherheit 
als rührend anzusehen, da die für Heinrich geläufige Form wohl glich etc. 
war. gelich reimt auf -lieh: Ap. 595. 1213. 5153. 5543. 10 710. 14 556. 
18 951. G. Z. 743. 1329. 1795. 6124, iegelich auf -lieh : Ap. 16 557, geliche 
auf -liehe Ap. 11370. 11784. 12302. 18 943. G. Z. 2837. geliche (Verb): 
liehe Ap. 9047. Zweifelhaft ist auch, ob der Reim libe: belibe Ap. 12 098. 
G. Z. 6194. V. 249 rührend ist, oder ob man auch hier die synkopierte Form 
anzusetzen hat. [17 (14) : 31 (6) : 8 (1)] 

Rührender Reim gleicher Ableitungssilben. 

-sam G. Z. 2417. 6808. -schaft Ap. 12 386. G. Z. 7712. 8084. -inne 
G. Z. 7058. -nisse G. Z. 7764 (? s. Singers Anm.). -in Ap. 11752. -lin 
Ap. 112. 2556. 12933. 13139. 13145. 15089. 19594. V. 91. -lieh Ap. 21. 
1069. 4378. 6619. 6885. 16679. 17353. G. Z. 627.2913.3295.4419.4699.4994. 
5012. 5992. 6790. 6810. 6858. 7210. 7464. -liche(n) Ap. 775. 4805. 11354. 
19020. -heit Ap. 397. 12755. 15 674. 16781. G. Z. 821. 4449. 4463. 5498. 
5941. 6914. 7750. -Teeü Ap. 14750. G. Z. 159. 1157. 1343 (Vierreim). 7754. 
7872. -ier Ap. 369. 4020. [27 : 30 (1): 1] 

Nicht rührende Reime gleicher Ableitungssilben. 

-cere Ap. 1131. 1289 (Dreireim) 1320. 1844. 2142. 2275. 2319. 3912. 7197. 
7227. 7819. 10236. 12198. 19934. G. Z. 1205. 2247. 4125. 5068. 5466. 5518. 
5966. 6258. 6530. 6610. 6866. 6958. 7208. 7540. V. 167. 479. -lieh: -dich 
Ap. 349. 1640. 1876. 13231. 15050. 17544. G. Z. 7780. -liehe: -cliche Ap. 
3162. 4060. 15353. 17085. -in G. Z. 7664. V. 99. -keit: -heit Ap. 5561. 
20088. G. Z. 1065. 1343 (Vierreim) 7782. 7846. -cheit: -heit Ap. 9. -keü: 
-cheit Ap. 10602. 20 411. G. Z. 2621. -scheit: -cheit G. Z. 2549. -scheit: 
heit G. Z. 6906. -unge G. Z. 7792. Ueber rührenden und identischen Reim 
vgl. Zwierzina Zsfda. XLV, 287 ff. In einigen Fällen bin ich versucht an¬ 
zunehmen, daß Heinrich den rührenden Reim mit künstlerischer Absicht 
anwendet, so G. Z. 7750 und 7754. 1157. 7872. Dasselbe gilt von einigen 
Reimen auf -<ere: Ap. 1320. 10236. 19934. G. Z. 5068. 6530. 6866. 

[29 :24:3] 


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Gleitender Reim. 

klagcte: sagete Ap. 17 2B3.: tagete Ap. 6839.: jagete G. Z. 4061. bejagete 
sagete Ap. 1518. lachete: krachete Ap. 2365. entwachete: lachete Ap. 5975. er- 
krachete: erwachete Ap. 13123. verdageten : sageten Ap. 15 772. verzageten 
klageten Ap. 19486. krächzten : macheten Ap. 19 662. Jebete: swebete Ap. 1874. 
16591. V. 317. klewete: swebete Ap. 1364. zerreten : vlerreten Ap. 6523. genei- 
gete: erzeigete Ap. 1387. erzeigete: neigete V. 353. geeiniget : gereiniget G. Z. 
7518. heiligen : meiligen G. Z. 6856. rindelin : kindelin G. Z. 2091. [14:4: 2] 

Dreireim findet sich häufig im Ap.: 627. 654. 1398. 1489. 1584. 1641. 
2048. 2147 (? 8. Anm.) 2283 (? s. Anm.) 2077. 2509. 2578. 2687. 3350. 3835. 
4386. 5251. 5388. 6185. 6192. 7353. 7379. 7391. 7561. 7576. 7603. 8587. 8942. 
(r. Anm.) 9976. 10152 (s. Anm.) 10225. 10497. 11124. 11189. 11197. 11245. 
11558. 12450. 13671 (s. Anm.) 14124. 14393. 14954. 14995. 15076. 15920. 
16901. 16978. 17035. 18107. 19097. 19114. 20114. G. Z. und V. weisen ihn 
nicht auf. 

Vierreim ist in Ap. und G. Z. belegt. Ap. 691. 911. (s. Anm.) 2034 
[(8. Anm.) mit Binnenreim] 4074. 4731. 4783 (s. Anm.) 8237. 8357. 9371. 
10352. 11254. 11946. 13103. 13812. 14323. 18158. 18689 (s. Anm.) 20469. 
G. Z. 1405. 2169 (s. Anm.) 5014. 6672. 

Fünf re im findet sich Ap. 20640ff. Doch sind die Verse wohl als 
Schreiberverse aufzufassen (s. Singers Anm.). 

Sechsreim erscheint G. Z. 1069 ff., S i e b e n r e i m G. Z. 4879 ff., 
Achtreim G. Z. 247 ff., Zehnreim G. Z. 8064 ff. 

Aus der Untersuchung der Reime Heinrichs ergibt sich, daß 
der Dichter bair. und md. Bindungen mischt. Bair. sind folgende 
Reime: ier : ir, e : e vor einfacher Muta, um:om , e : c vor r, tv : b, g : 
ch im Auslaut. 

Die md. Bindungen in Heinrichs Werken treten spärlicher 
auf. Es sind folgende: brengen : hengen , UM : besiM: niM (?). ä : e, 
gebet: get, stappen : knappen. 

Der Ausfall von h zwischen r und t ist vielleicht md., viel¬ 
leicht aber auch bair. 

Diese Mischung bair. und md. Bindungen teilt die ‘Visio’ mit 
Ap. und G. Z. Wie in Ap. und G. Z. finden sich auch in ihr 
bair. ier: ir, e : e vor einfacher Muta, u : o. Md. ist die Bindung 
gebet: get V. 447, und vielleicht Worten : verworMen V. 119, wenn 
sie nicht als bair. anzusehen oder vorMen : verworMen zu lesen ist 

Sprache und Dichtung 10: Geiger. 6 


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82 


(s. Singers Anm.). Bei dem geringen Umfang der Visio und der 
kleinen Anzahl md. Reime, ist es nicht auffallend, daß sich nur 
eine sichere md. Bindung in der ‘Visio’ findet. Daß dieser Reim 
nur in der Visio steht, kommt nicht im Betracht. Auch Ap. und 
G. Z. weisen vereinzelte mundartliche Reime auf. 

Für Heinrichs Verfasserschaft läßt sich ferner anführen, daß 
die ‘Visio’ (mit Ausnahme von gebet : get) keine mundartliche Bin¬ 
dung aufweist, die nicht auch in den beiden andern Gedichten 
vorhanden wäre, daß die „Visio* in Gebrauch des rührenden, 
identischen, gleitenden Reims mit Ap. und G. Z., in dem Mangel 
an Dreireimen mit der G. Z. übereinstimmt. 

Khüll hat in seiner Abhandlung die Formenlehre nicht 
berücksichtigt. Im folgenden sollen die wichtigen Erscheinungen 
der Flexion in den drei Gedichten Heinrichs von Neustadt darge¬ 
stellt werden. Es wird sich dabei zeigen, ob die Visio im Ge¬ 
brauch der Flexionsformen mit den beiden andern Gedichten 
überein stimmt. 

A. Konjugation. 

Das Auftreten von Apokope und Synkope wird im Anschluß an die 
Bemerkungen über die Endungen behandelt. 

Die 1. Sg. Ind. Praes. weist neben der Endung -e (Ap. 20569. 
4082. 13710. 20168. 4737. 17553. 19125. 19382. 19330. 13455. 13710 etc. 
G. Z. 7604. 6070. 1817. 4451. 4835. 5020 etc. V. 250) die Endung -en, ahd. 
-an, -en, auf, die ursprünglich nur der II. und III. Klasse der sw. Yerba 
zukam, auf die I. Klasse und die starken Verba übertragen wurde und im 
al. und md. noch vorkommt (vgl. Paul. Mhd. Gram. § 167 anm. 3). Diese 
für einen österreichischen Dichter auffällige Endung ist durch folgende im 
Ap. seltener vorkommende Reime belegt: reinen : meinen Ap. 2890. tragen 
(1. Sg.): behagen Ap. 2381. kamen : vernomen G. Z. 4201. diuten : liuten G. Z. 
8048. gegeben: leben G. Z. 5554. varn (1. Sg.) bewam G. Z. 4443. gesagen : 
tragen (1. Sg.) V. 81. kroenen : schoenen Ap. 11456. Eine 1. S g. Conj. auf 
-en findet sich G. Z. 5744 besprechen (1. Sg.): rechen. Es wäre auch mög¬ 
lich, daß das -n in diesen Reimen nicht ausgesprochen wurde, daß also 
auch hier die Endung -e für die 1. Sg. vorläge. Reime mit Abfall von 
-n finden sich, wenn auch nicht häufig, in allen drei Gedichten. 
Apokope findet sich nach Kürze -j- r: mir : enbir(e) Ap. 10451, ferner Ap 


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83 


12182 trit : bit(ej, Ap. 6753 huc*: fiurziuc (wenn nicht fiurgeziuge zu lesen 
ist, weil Apokope nach 6, g, d selten ist (s. Anm. u.). 

Bei der 2. S g. I n d. Praes. ist die (md?) Endung -s in häs zu 
bemerken, häs steht in G. Z. und V. im Reime (s. haben S. 93). 

Synkope findet sich nur im neutralen Reim: generst: werst Ap. 8093 
sihst: gibst G. Z. 3405. 7282. V. 389. 

3. S g. I n d. Praes. Neben neutralen Reimen [lebet: strebet Ap. 7947. 
G. Z. 3593. 3203.: swebet Ap. 6865. 16617. G. Z. 663. 1173.: hebet G. Z. 7382. 
swebet: hebet Ap. 18236 (s. Singers Anm.). G. Z. 7646. habet (2. PL): labet 
Ap. 13631. sprichet: richet G. Z. 3740. zerbrichet : richet Ap. 85. erstirbet: ver- 
dirbet V 425. geregent (P. Praet.): segent G. Z. 1679. vert: verliert (P. Praet.) 
G. Z. 1439. ernert: teert (3. Sg.) Ap. 9862. usf.] findet sich eine Reihe von 
Bindungen, die die synkopierte Form sichern: ivirt (Subst.): enbiii Ap. 16265. 
wirt G. Z. 3037. 6963. ewirt: ivirt G. Z. 7544. niht \ geschiht Ap. 11264. 19798 
etc. G. Z. 4199. 4459. V. 49. 157. gibt: niht Ap. 12162. 15816 etc. G. Z. 1081. 
2113. 2351. V. 223. siht:pfliht G. Z. 5910.: niht Ap. 4346. G. Z. 6184. 2347. 
niht : siht Ap. 3391. Y. 33. 369.: ersiht Ap. 4667. list: ist G. Z. 7498. Ly- 
samont: wont Ap. 11 746. 

Die 2. P1. I n d. Praes. endigt auf -et, resp. -t: leget: meget Ap. 
14080. erhebet (P. Praet .): gebet G. Z. 6434. houbet : gloubet Ap. 16645. 460. 
G. Z. 1829. 5670. strit-.sit G. Z. 5102. zit: sit Ap. 10535 (s. Singers Anm.) 
G. Z. 497. sit: zit Ap. 4090; 

ebenso die 2. PI. Imp.: machet : wachet (3. Sg.) Ap. 17001. tribet: schri- 
bet (3. Sg.) G. Z. 4313. spehet: sehet (2. PI. Ind.) G. Z. 7032. gesegenet (P. 
Praet.): regenet G. Z. 1341. houbet: gloubet Ap. 17 015. Synkope im beweisen¬ 
den Reim findet sich in folgenden Fällen: kneht :jeht G. Z. 5234. 5614. seht: 
reht (? s. Singers Anm.) G. Z. 6445. Ueber die synkopierte 2. PI. Praes. 
von toellen s. u. 

3. PI. Ind. Praes. Die Endung -ent, resp. -nt ist nur in drei 
beweisenden Reimen belegt: hant : stänt G. Z. 6284 (s. Singers Anm.). tü- 
sent:susent Ap. 7587. grusent : tüsent Ap. 17 790 (vgl. jedoch die Anm. 
Singers, in der die La. gruset vorgeschlagen wird). Neutrale Bindungen 
sind: stent ibegent G. Z. 5286. gent: stent Ap 1 12987. G. Z. 6032. erent’.me- 
rent Ap. 7651, ferner Ap. 7312. 15012. 15083. 16563. G. Z. 207. 2493. 5306. 
5876 (?) 6108. 6564. 7232. In einer Reihe von Fällen ist die 3. PI. mit 
:Wörtern auf -en gebunden: wissagen (Subst.: klagen G. Z. 6260. Zeichen 
(Subst.): gereichen G. Z. 5788. rotieren: banieren (Subst.) G. Z. 5844. brehen 
(Subst.): sehen G. Z. 7702. sprechen : rechen (Inf.) G. Z. 6666. pflegen : ligen 
(Inf.) G. Z. 7687. geben (Inf.) : leben G. Z. 6834. 2310. bejagen (Inf.): tragen 
G. Z. 7549. gevallen (Inf.): schallen G. Z. 5880. bergen (Subst.): verbergen G. Z. 
5370. beten: teten G. Z. 2535. jehen: gesehen (P. Praet.) G. Z. 1417. erden : 
werden Ap. 10986. kamen (P. Praet.) : envrumen Ap. 11804. leben-.geben (Inf.) 
Ap. 10 632. schellen: hellen Ap. 6489. G. Z. 4677 (s. Singers Anm.) sehen 

6 * • 


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84 


( Tnf .); jehen Ap. 17 700. G. Z. 4267. geschehen (P. Praet.): jehen Ap. 19022. 
(8. Singers Anm). gän: han (Inf.) Ap. 9962 (s. Singers Anm.) 9860. man • 
hän Ap. 16197 undertän: han G. Z. 8018 *). Steht in diesen Reimen der 
Konj. für den Ind., wie Singer annimmt (vgl. seine Anm. zu G. Z. 4678) ? 
Oder hat man hier die jüngere Endung -en für die 3. PI. Ind. Praes. an¬ 
zusetzen? Vielleicht ist das Auxiliär hän der Ausgangspunkt für diese 
Entwicklung gewesen, da es keine Form auf -nt aufweist. 

2. S g. Imp. Die Endung -e der schwachen Verben ist in Ap., G. Z. 
und V. erhalten: verzage: slage (Subsh) Ap. 7749. sage : tage Ap. 9258 vüeze : 
büeze Ap. 7350. lege : wege Ap. 697. aleine : weine G. Z. 2853. 3791. gemeine ; 
weine G. Z. 6730. -tübe: clübe G. Z. 2307. merke: Sterke G. Z. 4149. bucke : 
smucke G. Z. 2319. sage-.behage V. 109. 

Die 2. S g. Praet. sw. V. findet sich selten im Reim. Die Bindungen 
schönte (2. Sg.):Äonte (3. Sg.) G. Z. 3911. muoste: wuoste G. Z. 2165 sichern 
die nach Analogie der 2. Sg. Praet. st. V. gebildete Form ohne -st (s. 
Weinhold. Bair. Gram. § 314). In der Visio findet sich nur die neutrale 
Bindung zeigete: neigete 353. Im Apollonius fehlt jeder Beleg. 

Die 3. S g. Praet. sw. V. weist Apokope auf: maget: behaget' Ap. 136. 
: verzaget’ G. Z. 2927. verzaget-.jaget’ Ap. 9995. jaget': verzaget Ap. 12138. 
gert’-.wert Ap. 8295 (Konj.). 8812. 9651. 20353. wert : gert’ (Konj.) Ap. 18535. 
gert ': swert Ap. 10475. 18997. wert: begert' Ap. 1145. gert’: gewert Ap. 16954. 
(s. Singers Anm.). uvgewert: gert' Ap. 2209. 20489. schilt: beeilt’ Ap. 8594. 
18 747. teilt: beeilt' Ap. 4593 (s. Singers Anm.). zedenet : senet' Ap. 6543. hun¬ 
dert: wundert' Ap. 1814. meit-.leit' (Konj.) Ap. 18312. leit’: gern eit Ap. 20383. 
: breit G. Z. 3479. arbeit : leit' G. Z. 6630. Die V. enthält keine apokopierte 
3. Sg. Praet. im Reim. G. Z. weist nur 3 Fälle auf, während im Ap. die 
apokopierte Form in einer ganzen Reihe von Bindungen belegt ist. Ueber 
Synkope im Praet. sw. V. s. S. 90 ff. 

Das Part. Praet. st. V. weist neben neutralen Bindungen solche 
auf, die die synkopierte Form sichern: gevarn-.barn Ap. 6901. 17398. G. Z. 
4605. gebom: hagedorn G. Z. 5036.: horn Ap. 4579. 19102 etc.: zorn Ap. 
207 etc. G. Z. 5458. horn: wolgeborn Ap. 4172. 18807 etc. körn : wolgeborn 
Ap. 17584.: verlorn Ap. 1708. verlorn-.hom Ap. 4441. 9155. 

lieber Synkope des Part. Praet. sw. V. s. S. 90ff. 

Infinitiv. Synkope findet sich im beweisenden Reim: tabem : enbern 
Ap. 815. barnzvam Ap. 10642. 11343. G. Z. 3599. 5916. regen(en): wegen 
G. Z. 7591. Sonst ist der Inf. in neutralen Bindungen belegt: eilen-.zellen 


') Zu bemerken ist, daß Fälle dieser Art im Ap. verhältnismäßig selten 
sind. — Ap. 7883. 5871. 15592. 2710. 5388. 16189. 10878. G. Z. 6842. 7192. 
5378. 5380. 3523. 4438. 950. 5364. 7438. 7072. 7878. V. 106. 453 ist die 
3. PI. Konj. Praes. anzusetzen. Ueber sint s. u. Verbum substantivum. 


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85 


Ap. 1053. 7829. 10 980. G. Z. 1823. 6038. erhellen : schellen Ap. 18 721. grellen: 
■gesellen Ap. 3168. gesellen : veilen Ap. 12352. 12 593. 20226. wellen: gesellen 
Ap. 5263. 12274. wellen G. Z. 5833. sparnivarn Ap. 17 664. 20419. V. 171. 
scharn: bewarn G. Z. 5920. bernwoern Ap. 7489 etc. swem: bern Ap. 20149 
etc. wem x ernenn Ap. 16413 etc. zern-.nern Ap. 3106 (a. Sinoebs Anm.). In 
einigen Fällen findet sich Abfall von /?. Die Belege s. S. 79, vgl. Wein¬ 
hold bair. Gram. § 288. 311. 


Ablaut. 

I. e ■ o • R e i h e. 

1. e, i, a, ä, e. 

pflegen. Der S g. Praea. ist nur mit einer unkontrahierten Form 
im Reim vertreten: gesiget: pfliget G. Z. 4709. Das P r a e t. ist stark flek¬ 
tiert : pflac: lac Ap. 2829. 11982. G. Z. 1599. 2338. lac: pflac Ap. 435. 2394. 
11800. 19774. gesmac:pflac. G. Z. 923. pflac: slac Ap. 14 305. G. Z. 33 u. ö. 
pflagen: lägen Ap. 18318. lägen: pflägen G. Z. 1645. Das Part. Praet. 
lautet gepflegen, degen: gepflegen Ap. 17510. 12232. 18451. gelegen : gepflegen 
Ap. 13922. 10922. gepflegen : gelegen Ap. 10658. : segen Ap. 6941. 15 884- G. Z. 
7894. 7950. : gesegen Ap. 1265. : wegen Ap. 4266. Stegen : gepflegen (? s. Singers 
Anm.) Ap. 8213. Daneben findet sich md. gepflogen,: gezogen Ap. 1483. 6970 
gezogen : gepflogen Ap. 15949. underzogen : gepflogen Ap. 605. In der ‘Visio’ 
findet sich nur der Inf. im Reim, '.wegen V. 217. : siegen V. 274. 

b i t e n weist bei Heinrich nur ungeminierte Formen im Inf. und 
Praes. auf: bitemsiten Ap. 1566. 14028. 16899. G. Z. 4341. siten-.biten 
Ap. 14074. 16 359. 16827. G. Z. 183. 709. 4341. damite-.bite (1. Sg. Praes. 
Ind.) Ap. 10646. siteibite (3. Sg. Praes. Konj.) Ap. 12727. G. Z. 8104. mit¬ 
ten, das als Reimwort für bitten mit Gemination in Betracht käme, findet 
sich nicht im Reim. Das Praet. bat, das in Ap. und G. Z. häufig gereimt 
ist, steht in der V. nur im Versinnern, 537. 

e z z e n dessen Inf. in folgenden Reimen belegt ist: vergezzen: ezzen Ap. 
1153. ezzen : vergezzen Ap. 1536.1564.2205. 4330. \mezzen G. Z. 1501. gesezzen: 
ezzen G. Z. 6406, das als Part. Praet., besezzen : gezzen G. Z. 2249. und als 
3. S g. P r a e s. K o n j. ezze : vergezze Ap. 16 279 im Reim vorkommt, reimt die 
3. S g. P r a e t. I n d. 1 ) - die 1. Sg. ist nicht belegt — nur auf Kürze: az : baz Ap. 
1415. G. Z. 409. saz: az Ap. 9527. vergaz : az Ap. 8205. laz: az Ap. 10 003. — vaz: 
naz:az Ap. 1584. baz-.gaz Ap. 14822. saz:gaz Ap. 9938. Daraus ist aber 
nicht ohne weiteres zu schließen, daß Heinrich nicht äz sprach, da äz 
schwer zu reimen ist, und da er ä:a häufig bindet und nicht nur vor n 
und r, sondern auch vor t, f, ch, ht, k, l und s (vgl. S. 76 f.). Vielleicht 
sind auch Doppelformen bei unserem Dichter anzunehmen. Der PI. Praet. 
Ind. findet sich in folgenden Reimen: äzen: vergäzen Ap. 12621. : sträzen 

x ) 8. Zwierzina. Zsfda. X LIV 12. 


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- 86 — 

Ap. 9611. säzen :äzen Ap. 1599. 4126. 19095. 20856. G. Z. 4427. 4452. ge- 
säzen: gäzen Ap. 13 045. 

Die 3. S g. Praet. Konj. findet sich Ap. 6729 im Reim auf seeze. 
(8. Singers Anm). Die ‘Visio’ weist keine Form von eenen im Reim auf. 
Es findet sich die 3. PI. Praes. Ind. im Yersinnern, 170. 

2. i, e, a, u, u, o. 

beginnen. Heinrich umschreibt den Aorist häufig mit beginnen. 
In Ap. und V. lautet der Sg. Praet. began ,: man Ap. 191. man: began Ap. 
1798. 14 295. V. 5. an : began Ap. 7356. 16 468. began : an V. 21. 179. tan : 
began Ap. 8680. In der G. Z. findet sich kein began im Reim. Hier tritt 
begunde auf, das sich im Reim nur einmal nachweisen läßt: stunde : begunde 
3113. Auch im Ap. findet sich die schwache Form einmal, ebenfalls im 
Reim auf stunde 2908. 

‘Visio’ und ‘Apollonius’ stehen in diesem Fall im Gegensatz zu ‘Gottes 
Zukunft’, Man könnte vielleicht aus diesem Umstand schließen, daß die 
‘Visio’, was die Zeit ihrer Entstehung anbelangt, dem ‘Apollonius’ näher 
steht als der ‘Zukunft’, und daß der Dichter sie nachträglich derselben ein¬ 
gefügt hat. Gegen eine solche Annahme läßt sich einwenden, daß Heinrich 
bei der Abfassung der ‘Visio’ durch die Schwierigkeit einen versifizierten 
Stoff in deutsche Reime umzugießen, bewogen werden konnte, nach der 
Umschreibung mit began zu greifen, die ihm bequeme Reime an die Hand 
gab. Auch wird die Vermutung durch keine andere Erscheinung gestützt. 

3. e, i, a, ä, o. 

körnen. Der Inf. lautet kumen. Er reimt auf vrumen, das allerdings 
auch md. vromen sein könnte, Ap. 3817. 5439. 6815. 7287. 9174. 9523. 9928. 
12 070. 14 578. 15 965. u. ö. G. Z. 1039. 1051. 1075. 2801. 3717. 5819. und 
auf das Part. Praet. von nemen, Ap. 3667. 4298. 18 120 u. ö. G. Z. 4441. 
1191. 2063. 629, u. ö. das wahrscheinlich mit u angesetzt werden muß, da 
es auf vrumen reimt, Ap. 1922. 6569. 5693. 14518. 14 672. 6441. vgl. auch 
Weinhold. Bair. Gram. § 28. Das Part. Praet. von körnen steht im 
Reim auf vrumen Ap. 1744. 1978. 2669. 3892. 8491. 11 708. 11 804. 16 215 u. 
ö. G. Z. 4549. 4575. V. 457. 543, und auf genumen : Ap. 7709. 9222. G. Z. 
4183. V. 67,: vernumen Ap. 6911. 5087. 7049. etc. G. Z. 4998. 5504 etc. 
Ferner reimt es einmal auf geiounnen, Ap. 17965, das aber vielleicht 
genumen zu lesen ist. Folgende Praesensformen von körnen stehen 
im Reim: kumet (3. Sg. Ind.): gevrumet V. 163. kum (1. Sg. Konj.): vrum 
Ap. 12428. vrum : kum (3. Sg. Konj.) Ap. 19 043. 20221. kumet (2. PI. Konj.) 
: vrumet Ap. 3032. Was das Praet. anbelangt, so kann das Fehlen von 
kom, körnen im Reim nicht wundernehmen, da diese dem bair. Dialekt 
eigentümlichen Formen keine Reimwörter sind. Heinrich wendet aber 
sehr häufig die fremde Form im Reime an, ob al. kam, oder md. quam ist 
nicht zu entscheiden: kam : vemam Ap. 16113. G. Z. 1429. : genam Ap. 
17418. : warn 18 809. 19 910. 20 060 u. ö. G. Z. 8122. 3659 u. ö.,: gram Ap. 


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87 


15 277. swam : kam Ap. 8505. nam : kam Ap. 20 525. G. Z. 5580. vernam: kam 
Ap. 16 857. 17 598. V. 311. 535. Tarsiam:kam Ap. 15 255. Jerobeam\kam 
Ap. 20 529. — Der PI. Praet. ist in folgenden Reimen belegt: kamen: 
vemämen Ap. 5320. 13 716. 16171. 17 101. G. Z. 1241. 2773. 3973. vernamen : 
samen Ap. 17 325. : nämen Ap. 6453. 19 832.: genämen Ap. 12 635. Ferner 
steht im Reim die 3. Sg. Konj. Praet.: käme : neeme Ap. 7001. 8951. 
15 649. 17 347.: geneeme Ap. 8485. neeme : koeme Ap. 15 688, die 1. Sg. Konj. 
Praet. zceme : keeme Ap. 1330. gezaeme : kaeme Ap. 6147 und die 3. PI. 
Konj. Praet. kamen : genämen G. Z. 944. 4481. 

II. ei — o i — Reihe. 

!, ei, §, i, i. 

schrien. Der Inf. findet sich in folgenden Reimen: schrien : 
schalmien Ap. 18707. schalmien: schrien Ap. 17764. krien: schrien Ap. 2459. 
Der Sg. Ind. Praet. 1 ) lautet schre,:me Ap. 4989. :we Ap. 5081. 5483. 
19490. we:schre Ap. 5035. 8283. 10814. awe:schre Ap. 3242. meischre Ap. 
3156. 7081. Daneben findet sich zweimal schrei ,: manigerlei Ap. 8177. en- 
zwei -.schrei Ap. 10760. Es ist auffällig, daß alle Belege aus dem Ap. stam¬ 
men. Vielleicht hat der Dichter später vermieden, den Sg. Praet. im Reim 
zu gebrauchen, weil er unsicher war. Der PI. Praet. ist nicht im Reim 
belegt. Das Part. Praet. kommt einmal in der schwachen Form vor: 
toit: gesehnt Ap. 7407. Andere schwache Formen sind im Reim nicht vor¬ 
handen. 

spiwen findet sich nicht im Reim. 

Reduplizierende Verba. 

r u o f e n wird in allen drei Gedichten stark flektiert: rief: lief Ap 
2466. 9112. 12550. 15497. 16 790. G. Z. 1136. 2952. : tief V. 502. : slief Ap 
1892. 3733. 10702 u. ö. 

vähen, enphähen, hähen 8 ). Der Inf. von vähen reimt — ab 
gesehen von der Bindung mit hähen G. Z. 1989. 4077. 5702 und mit en 
pfähen Ap. 7971 — auf gähen 8 ) Ap. 2637. 17107 u. ö. und auf nähen 8 ) Ap 
5937. Der Inf. von enpfähen findet sich in folgenden Reimen: gähen: en 
pfähen Ap. 17 482. 18091. 17420. 18245. enpfähen: sähen 8 ) Ap. 6889. 17395 
Der Inf. von hähen findet sich nur im Reim auf vähen G. Z. 1889. 4077 
5702. 

Folgende Präsensformen finden sich im Reim: nähet : enpfähel 
(3. Sg. Ind.) G. Z. 4499. enpfähe (3. Sg. Conj.): nähe G. Z. 4713. vähent: 
gähent G. Z. 2493. Eine Bindung mit -d« oder -dt ist nicht vorhanden. 

*) s. Zwiebzina. Zsfda. XLV 30 ff. 

8 ) 8. Zwiebzina a. a. O. 47 ff. 

8 ) gähen , nähen, sähen reimen nie auf än, sind also beweisend. 


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88 


Dieser Umstand, sowie die angeführten Reime auf sicheres -ähen lassen 
schließen, daß immer die Formen mit Guttural anzusetzen sind. 

Die Reime gevangeti: toangen Ap. 19 235. : Spangen Ap. 13 283. : slangen 
Ap. 15488. slangen: gevangen Ap. 10830. enphangen: wangen Ap. 7111. -.langen 
Ap. 1576. : belangen Ap. 11248. 14496.: slangen Ap. 8431. spangen: gehangen 
Ap. 8241. wangen: uberhangen G. Z. 2541 sichern das Part. Praet. ge¬ 
vangen, enphangen, gehangen. Reime auf -an kommen nicht vor. Bei den 
Reimen auf das Part. Praet von gen (gevangen: gegangen G. Z. 7198.: zer¬ 
gangen Ap. 13982. : begangen Ap. 15293. begangen: gevangen Ap. 17163. er¬ 
gangen: gevangen Ap. 3833. 12709. enphangen: ergangen Ap. 805. G. Z. 7450. 
gegangen: enphangen Ap. 3497. begangen: erhängen G. Z. 2835), handelt es 
sich deswegen auch um Bindungen der Formen mit Guttural, obwohl gegän 
vorkommt. Das Praet. von vähen findet sich 2 mal, nur im Ap., im Reim 
auf sicheres -ie: lie: gevie Ap. 5338. nie:gevie Ap. 8718. Es ist außerdem 
auf das Praet. von hohen (s. unten) und 10mal im Ap., 5 mal in der G. Z. 
auf das Praet. von gen gereimt (s. u.). Der Dichter bindet das Praet. 
von enphähen lmal im Ap. mit sicherem -ie:hie 2770, und 11 mal im Ap. 

1 mal in der G. Z. mit dem Praet. von gen. (s. u.). Das Praet. von 
hohen steht einmal im Reim auf -ie. knie:hie Ap. 10059. Sonst findet es 
sich im Reim auf das Praet. von vähen Ap. 10063. 20634. G. Z. 2907, das 
Praet. von enpfähen G. Z. 6828 und auf das Praet. von gen G. Z. 2815. 7396. 
Es ist auffallend, daß, bei der Leichtigkeit, mit der sich Reime auf -ie 
bilden ließen, nur 4 derartige Bindungen nachzuweisen sind, und daß sie 
nur im Ap. Vorkommen 1 ). Diese Umstände machen den Reim des Praet. 
von vähen, enphähen, hohen auf das Praet. von gen in der Form mit Gut¬ 
tural wahrscheinlich. 


Schwache Verba. 

1. Von den Verben, die Praet. und Part. Praet. von vornherein ohne 
Zwischenvokal gebildet haben, sind folgende bei Heinrich im Reime nach¬ 
zuweisen : 

wirken. Der Inf. ist nicht belegt. Das Praet. findet sich nur im 
Reim auf vorhte, worhte (1. Sg.): vorhte (1. Sig.) V. 321. vorhte (Subst.): worhte 
(3, Sg.) G. Z. 7608. Ferner ist das Verbaladjektiv verworht belegt, verworUe: 
vorhte (Subst.) G. Z. 5190. vorhte (Subst.): verworhte G. Z. 6680. 6998. Worten 
[vielleicht vorhten s. Singers Anm.]: verworhten V. 120. 

f ü r h t e n ist nur in der 1. und 3. Sg. I n d. Praet. belegt und reimt 
auf worhte s. o. 

D Aehnlich verhält es sich mit der Verteilung von gän, der entlehnten 
Form, die, wie Singer, Die mittelhochdeutsche Schriftsprache. (Mittei¬ 
lungen der Gesellschaft tür deutsche Sprache in Zürich V. Heft.) S. 19 51 
ausführt, im Ap. im Verhältnis häufiger gereimt ist als in der G. Z. 


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denken. Das Praet. Ind. steht im Reim auf brähte, brähte : be- 
dähte (1. Sg.) G. Z. 7920. : dähte (3. Sg.) Ap. 2061. Vom Praet. Conj. 
ist die 3. Sg. belegt: dahte: brähte G. Z. 3877. gedoehte : brähte Ap. 211. 
16297. 

Das Part. Praet. steht im Reim auf bräht Ap. 9505. 10334. 14734. 
5366. 18 777. 20 590. 4010. 14 654. 17 160. 17 437. 7283. G. Z. 41. 7122. 7006. 
7488. 1197. 2121. Y. 419. Es findet sich einmal im Reim auf sicheres ch: 
gedäht: versprächt Ap. 2211 (s. Singers Anm.), einmal im Reim auf gemacht 
(s. unter machen S. 90) G. Z. 1231 und auf naht G. Z. 7404. 

bringen. Der Inf. lautet bringen : bringen: geringen Ap. 16401. 
dnngen : bringen Ap. 1143. betwingen: bringen Ap. 10530. Daneben findet 
sich die md. Form brengen im Reim: brengen: verhengen G. Z. 5084. : hengen 
Ap. 13 704. lengen : brengen Ap. 19940. Vom Praet. ist die 3. Sg. Ind. 
und Konj. belegt in der Bindung mit dähte und dahte s. o. Das Part. 
Praet. steht häufig im Reim auf das Part. Praet. von denken s. o. Es 
findet sich außerdem in folgenden Reimen: furbräht: andäht Y. 587. bräht : 
andäht G. Z. 8098.: rersmäht Ap. 2172. Die Reime von bräht auf das Part. 
Praet. von machen s. u. Außer dieser Bindung mit Kürze finden sich 
noch folgende Reime von bräht auf äht : bräht : mäht (Subst.) Ap. 7566.: un- 
niaht Ap. 5135.: naht Ap. 1870. 2006. 5923. 8618. 

zellen. Das Praet. von zellen ist im Reim nicht belegt. Das 
Part. Praet. gezalt findet sich in folgenden Reimen: gezalt : alt G. Z. 
6366 ,:balt Ap. 19 684. : manicvalt G. Z. 2619 .-.gestalt Ap. 4136. 5169. 10774. 
2956 (b a) G. Z. 3141. geioalt: gezalt G. Z. 8022. 8040. Daneben findet sich 
die Form gezelt, heit-, gezelt Ap. 5717. 7665. 12668. 12847. envelt: gezelt Ap. 
14628. 4786. G. Z. 2099, 4009. 6954. 7602. weit-, gezelt Ap. 2882. uzerwelten . 
üzgezelten (subst. Adj.) G. Z. 5304. 6350. 8058. 

setzen. Das Praet findet sich in der Form sazten im Reim auf 
hazten G. Z. 2237. Vielleicht ist auch G. Z. 5876 wetzent: setzent das Praet. 
zu setzen (s. Singers Anm.), das dann hier als satzten oder setzten belegt 
wäre. Das Part. Praet. ist als gesatzt oder gesetzet in folgenden Reimen 
belegt: gesatzt: geschätzt Ap. 17 879. ergatzt: gesatzt Ap. 18 222. G. Z. 4951. 
gesatzt: ergatzt Ap. 1778. gelatzt: gesatzt Ap. 20391. 6407. G. Z. 2645 (b a). ge- 
vletzet: gesetzet Ap. 13289. Analog dem Praet. sazten findet sich das Part. 
Praet. gesazt: gevazt Ap. 1217. 6291. 13115 (s. Singers Anm.) 18162. ge- 
vazt:gesazt Ap. 18375. 4142. gesazt -.gehazt (?) Ap. 15 728. (s. Singers Anm )• 
suochen, ruochen. Die beiden Verba reimen nur untereinander. 
Praet.: suohten: geruohten Ap. 5607. 18705. Part. Praet.: gesuocht: 
gemocht G. Z. 8889. 

2. Von den Wörtern auf ck, die neben den ursprünglichen Praeterital- 
formen auf -ht solche auf -ct aufweisen *), kommen folgende bei Hein¬ 
rich von Neustadt im Reim vor: 

*) S. Paul. mhd. Gram. § 83. Anm. 


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bedecken. Nur das Part. Praet. ist belegt. Die Form bedaht 
findet sich in folgenden Reimen: bedaht: naht Ap. 10890.8577.: mäht G.Z. 5552. 

: braht G. Z. 5484.: gedäht G. Z. 4567. verdaht: gemacht resp. gemäht Ap. 11133. 
gemacht: bedaht Ap. 13617. Daneben findet Bich die Form bedecket, be¬ 
stecket 9 : bedecket G. Z. 561. gewecket: bedecket G. Z. 3609. gedecket: wecket 
Ap. 18923. 

drücken. Das Praet. ist nicht belegt. Neben dem einmal be¬ 
legten Part. Praet.: gedruht:zuht Ap. 15004 findet sich das Part. 
Praet. im Reim auf gezucket : Ap. 3439. 12436. 18847. 

stricken. Das Praet. findet sich einmal im Reim: slihten: ver- 
strihten G. Z. 6508. Im Gegensatz zum Praet. weist das Part. Praet. 
die -ct Form auf: bestricket: vencicket Ap. 1656. 

Es ist zum Schluß noch auf machen hinzuweisen. Das Praet. von 
machen steht nur einmal im Reim: kracheten : macheten Ap. 19 962. Es findet 
sich also nur in der Bindung mit ch. Das Part. Praet. dagegen reimt 
nur auf - aht: braht: gemacht Ap. 2661. 12420. verdaht: gemacht Ap. 11133. 
gemacht: bedaht Ap. 13 617.: naht Ap. 1057. 11586 (b a) gedäht: gemacht G. Z. 
1231. gemacht: braht G. Z. 621. 

Hat man hier gemäht zu setzen, eine Form, die nach Zwi erzina Zsfda. 
XLV 23 2 den Bayern und Oesterreichem durchaus fehlt, oder ist die Bin¬ 
dung ht: cht anzunehmen, die sich in 2 Fällen bei Heinrich findet ? (s. h: 
ch S. 77). 

3. Verben mit Synkope (und Rückumlaut) im Praeteri* 

tum und Participium. 

erloesen. Inf.: erloesen : boesen (Adj.) Ap. 3513. loesen: boesen 
Adj.) Ap. 15995 Praet. : 3. Sg. Ind. löste: röste G. Z. 571. erlöste : tröste G. Z. 
4657. trösten: lösten (8. PI. Ind.) V. 143. Part. Praet.: röst: erlöst Ap. 16 962. 
tröst-.erlöst Ap. 13824. 14866. 16071. 16363. u. ö. G. Z. 3585. 15120. 7380. 
V. 445. 85 (b a). Die unflektierte Form des Part, weist im Reim keinen 
Umlaut auf. 

zerstoeren. Inf.: stoeren: gehoeren G. Z. 6696. hoeren: stoeren G. 
5186. hoeren (subst. Inf.): gestoeren G. Z. 7696. Praes.: (3. Sg. Ind.) 
stoeret: toeret G. Z. 2267. angehoeret: stoeret (3. Sg. Ind.) G. Z. 5144. gestoe- 
ret (3. Sg. Ind.): gehoeret G. Z. 7486. Praet.: hörten: zerstörten G. Z. 2477. 
Part. Praet. gehört: zerstört G. Z. 649. zerstört: vertört G. Z. 3531. sind 
neutrale Reime. In der „Visio“ findet sich nur die Form zerstoeret:hoeret 
V. 589. 

hoeren. Inf.: hoeren: roeren Ap. 11094. 18011. luteren (subst. Inf.): 
roeren G. Z. 115. (s. Singers Anm.) und im Reim auf stoeren s.o. Praes. 
1. S g. Ind. hoere: koere G. Z. 4693. koere: hoere (3. Sg. Konj.) G. Z. 7998. 

x ) Von bestecken , wecken , recken, strecken ist kein Part. Praet. auf ht 
belegt. Das Praet. ist im Reim nicht vorhanden. 


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gestoeret (3. Sg.): gehoeret (2. PI. Ind.) G. Z. 7486. hoeret (3. Sg. Ind.): zer- 
stoeret V. 589. P r a e t. und Part, stehen nur in der Bindung mit dem 
Praet. und Part, von zerstoeren s. o. 

toeren. Von toeren findet sich nur die 3. Sg. Praes. Ind. und 
einmal das Part. Praet. im Reim, s. unter zerstoeren. 

troesten. Nur das Part. Praet. ist belegt. Die Reime getrost : 
erlöst G. Z. 1237.: röst V. 561 sichern die Form getrost, getroestet kommt im 
Reim nicht vor. 

kroenen. Inf.: kroenen : schoenen (Adj.) Ap. 13 401. Part. Praet. 
geschoenet: gekroenet G. Z. 7634. überschoenet : gekroenet Ap. 11122. 

schoenen. Praet. schonte (2. Sg. Ind.): honte (3. Sg.) G. Z. 3911 
(s. Anm.). Das Part. Praet. findet sich nur im neutralen Reim auf das 
Part, von kroenen. 

hoenen. Inf.: hoenen : schoenen (Adj.) Ap. 15243. Außerdem findet 
sich einmal das Praet. im Reim auf schönte s. o. 

riieren. Inf.: gerüeren : snüeren Ap. 11942.: füeren Ap. 6977. liieren : 
füeren Ap. 1912. Praes. füert (3. Sg. Ind .):rüert (3. Sg. Ind.) Ap. 3789. 
Praet. ruorten: fuorten Ap. 17 698. Das Part, ist nicht belegt. 

füeren. Abgesehen von der 3. Sg. Conj. Praes. umbfüere : sniiere 
Ap. 4322. durchfüere: snüere Ap. 15 109 findet sich nur der Inf., die 3. Sg. 
Ind. Praes. und das Praet., im Reim auf Formen von rüeren , s. o. 

senden, wenden, sehenden, kennen, nennen, brennen, rennen, versperren, 
zerzerren etc. weisen im Praet. und Part., soweit diese Formen belegt 
sind, den sog. Rückumlaut auf. senden. Praet.: sandc : wigande Ap. 821. 
lande Ap. 4066. 6401. 8810. lande : sande Ap. 1374. 4774. 7367. 11476. 
17 516. sarjande : sande G. Z. 3515. Part Praet.: gesant: zehant Ap. 14 056. 
16 859. 18165. 20233. G. Z. 1613. 2563. : hant Ap. 14 335. 16 906 etc. G. Z. 
4558 etc. zehant : gesant Ap. 2802. 2930. 3693. G. Z. 4211. 

wenden. Praet.: hant : anewant G. Z. 1473. gewant: hant Ap. 11 100. 
19 726. G. Z. 7888 (ba). 

sehenden. Das Praet ist im Reim nicht belegt. Part. Praet.: hant 
geschant Ap. 337. 12 807. 20 151. 20 257 (baj. 

kennen. Praet.: kande : lande G. Z. 1781. erkunde : Niderlande G. Z. 
1887. lande : erkande Ap. 17 460. Tyrlandfr. erkande Ap. 17 855. Tyrlande 
: schände : erkande Ap. 654. erkande : schände Ap. 19 982. erkanten : manten 
G. Z. 4345. Part. Praet. : bekant : hant G. Z. 2695.: helphant Ap. 17 646. 
hant: bekant Ap. 20 182. 3457. 1223. G. Z. 595. 335. 199. : erkant G. Z. 2553. 

nennen. Das Praet. reimt nur auf das Praet. von kennen und senden : 
erkande : nande Ap. 17 271. G. Z. 3838. 4107. sande : nande Ap. 16 295. Part. 
Praet.: genant : hant Ap. 10 415. 13 269. 16 355. G. Z. 855. 2505. 6986. 6978. 
: zehant Ap. 10 306. 16 305 etc. G. Z. 1825. 1806 etc. V. 541 (b a).: erkant 
Ap. 7147. 

brennen. Das Praet. ist nicht belegt. Part. Praet. : verbrant: hant 


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Ap. 11884.: zehant Ap. 16 960. 16 968. 20 295. 16 916 (b a). lant: verbrant 
Ap. 18 764. 13 878. : gebrant Ap. 13 996. gebraut: berant Ap. 2524. 

rennen. Das Praet. findet sich nicht im Reim. Part. Praet.: geraut : 
haut Ap. 18751. 18813 etc. lant.gerant Ap. 18836. 7091. 7667. geraut: braut: 
geioant Ap. 19097. geraut: entrant: haut Ap. 7576. 

sperren. Part.: wart: verspart Ap. 18059. G. Z. 5812. verspürt: wart 
Ap. 1930. G. Z. 91. bespartiwart G. Z. 1507. gespart: wart Ap. 13992,: ge- 
zart Ap. 5549. Das Praet. findet sich nicht im Reim. 

(zer)zerren. Das Praet. steht im neutralen Reim: zerreten: vlerreten 
Ap. 6523. Das Part. Praet. findet sich einmal im beweisenden Reim: wart: 
zerzart G. Z. 3121 und einigemal im neutralen Reim auf das Part. Praet. 
von vlerren: Ap. 19550. 4751. G. Z. 2603. V. 513. 

veilen. Das Praet. ist nicht belegt. Das Part. Praet. ist als gevalt 
durch folgende Reime gesichert: gevalt: alt Ap. 11292. : manicvalt Ap. 11177. 
:walt Ap. 6269. gewalt: gevalt Ap. 7753. G. Z. 5414. abegevalt: galt 18972 (s. 
Singers Anm.). gevellet steht im Reim auf ersnellet V.305 und gesellet V. 381. 
Die umgelautete Form mit Synkope ist durch den Reim heit: entvelt Ap. 
9393 belegt. 

stellen. Das Part. Praet. lautet gestalt: alt Ap. 4629. G. Z. 6214. 
7526.: halt Ap. 663. 3665. : manicvalt Ap. 15115. G. Z. 227. 1605. V. 477 und 
ö. in Ap. und G. Z. gestalt: gevalt G. Z. 1665. : ervcdt G. Z. 1889 sind neu¬ 
trale Bindungen. 

Von schepfen findet sich einmal das Part. Praet. geschaft im Reim, 

: uberkraft Ap. 2422. 

k ü 8 s e n. Das Praet. Ind. ist nicht belegt. Part. Praet.: lust: gelcust 
G. Z. 4087. tjust:gekust Ap. 12206. brust: gekust Ap. 11954. 

gelüsten resp. gelüsten. Der Inf. findet sich im Reim auf brüsten 
G. Z. 7154. Oder ist lüsten: brüsten zu schreiben? Das Praet.Ind. ist nicht 
im Reim belegt. Part. Praet.: gelüst: vlust G. Z. 2287. brust: gelüst Ap. 
15072. 18897. 

Von zücken, rücken, entnücken findet sich nur das Part. 
Praet. im Reim. Die Part, sind nur in neutralen Bindungen belegt: ent- 
nucket: verzucket V. 7. gezucket: gedrucket Ap. 3439. 12436. 18847.: gerucket 
G. Z. 4585. entzücket: verrücket G. Z. 3755. 

Von gürten ist das Part. Praet. gegurt belegt: buhurt Ap. 6361. 7523. 
-.gehurt Ap. 1887. 12326. 

Von künden findet sich das Part. Praet. gekunt im Reim auf wunt 
G. Z. 1493. 

Das Part. Praet. von enzünden lautet enzunt,: munt G. Z. 1811. 
2043. 4861. .grünt Ap. 3533. : stunt G. Z. 3649. gezunt-.iount Ap. 12481 (s. 
Singers Anm.), von b e h ü e t e n behuot, : guot Ap. 2441. 15175. 15832. 
17235 etc. G. Z. 6269. 

Synkope in Praet. und Part Praet. findet statt nach Kürze + r: 


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gert*-.wert Ap. 8295. 8812. 9651. 20353. wert: gert' Ap. 18535. gert *: sweii 
Ap. 10475. 18997. wert:begert* Ap. 1145. herte -.enterte Ap. 3260. :berte Ap. 
3250. gecerte: werte. G. Z. 897. släfgeverten: werten Ap. 4062. erkanten: rannten 
G. Z. 4345. — gert*: gewert (Part.) Ap. 16954. ungewert : gert' Ap. 2209. 20489 
sind neutrale Reime. Beweisende Bindungen für Synkope des Part. Praet. 
sind folgende: emert-.wert (Halbinsel) Ap. 4973. art: gespart Ap. 1972. ge¬ 
spart : vart Ap. 423. 17724. G. Z. 2753. Tyrlant : gemant Ap. 10516. lant: gemant 
Ap. 1433. dort: bekort G. Z. 4839. verkort: wort G. Z. 5240. durchbort : ort 
G. Z. 3389. Die Part. Praet. gesegent, geregent finden sich nur in neutralen 
Reimen : gesegent: regent (2. PI. Imp.) G. Z. 1341. geregent : segent (3. Sg. Praes.) 
G. Z. 1679. gesegent: Überregent G. Z. 7478. 

Bei den Verben mit Dentalauslaut wird durchweg synkopiert: teste : 
glesten (Praet.) Ap. 13345 (s. Singers Anm.) Nazaret:gebret G. Z. 3679. 
gegurt: buhurt Ap. 6361. 7523. gurten (Inf.) : hurten (Praet.) Ap. 17 728. 
schult: verschütt Ap. 12096. V. 291. 235. verwunt: grünt Ap. 2297. stunt :ver- 
umnt Ap. 5809. 7535. gekleit : seit Ap. 601. : eit Ap. 13181. klarheit : gekleit 
G. Z. 1463. bekleit: wirdikeit Ap. 10592. süezekeit: verleit V. 231. vinsterkeit : 
bereit G. Z. 981. bitterkeit: bereit V. 69. bereit: bescheidenheit V. 203. süeze¬ 
keit : bereit V. 437. klarheit: bereit G. Z. 1149 u. ö. gewonheit : bereit Ap. 12 619. 
bereit: arkeit Ap. 12048 u. ö. Mit Ausnahme von G. Z. 981 kann in allen 
Fällen bereit das Adj. sein. — gegurt: gehurt Ap. 12326. 1887. verdulten: 
gulten G. Z. 2179. beite: bereite Ap. 889 sind neutrale Reime. 

Kontrahierte Verba. 

haben. Der Inf. ist in der unkontrahierten und der kontrahierten 
Form belegt. Die kontrahierte Form reimt auf Kürze: man: hän Ap. 5195. 
(Aux.) 10 846 (Aux.) 18240 etc. G. Z. 4537. V. 462. began : hän (Aux.) V. 813. 
Aon (Aux.): entran G. Z. 2745. : an Ap. 5485. an: hän Ap. 13581. G. Z. 2711 
(Aux.), und auf Länge: undertänihän G. Z. 2081. 5080. V. 28. getan: hän 
Ap. 16 843. 16991. hän (Au x.):getän Ap. 15957. gestän-.hän (Aux.) V. 265. 
wän : hän Ap. 2679. plan : Aan Ap. 1459. gän : hän Ap. 233 (Aux.) 659. hän : 
gän Ap. 1455. 3022. haben findet sich in folgenden Reimen: haben Ap. 9515 
(Aux.) 12370. 16221 G. Z. 469. V. 553.: knaben Ap. 3144. -.graben Ap. 341 etc. 
: begraben G. Z. 3753 (Aux.) begraben: haben G. Z. 3665 (Aux.) 4100. 5385. 
5888. haben: geschoben G. Z. 3739. Die 1. S g. I n d. Praes. findet sich 
nur in der kontrahierten Form. Sie steht im Reim auf Kürze: an: hän 
G. Z. 38 (Aux.) V. 84. hän (Aux.): an Ap. 6285. G. Z. 6450. 7410, und auf Länge: 
hän (Aux.): verlän V. 191. län : Adn (Aux.) Ap. 10823. 14459. 13511. bestämhän 
V. 572. buoliän : hän (Aux.) Ap. 15545. hän : wän Ap. 15 355. G. Z. 205 (Aux.): gän 
Ap. 1417. Für die 2. S g. I n d. Praes. ist neben häst (Aux).: läst G. Z. 7104, das 
aber vielleicht häs: läs zu lesen ist, häs belegt: Thomas : häs (Aux.) G. Z. 
4436. palas:häs (Aux.) V. 90. äs: häs (Aux.) V. 118. Die Form Aas fehlt 


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wohl zufällig im Ap. — Die 3. S g. I n d. P r a e t. lautet hat und reimt 
sehr häufig auf Länge: hätistät Ap. 17365. :enlät Ap. 764. xldt Ap. 1594. 
palnuit: hat Ap. 3946. granät: hat Ap. 1619. 8896. aromat: hat G. Z. 3967 
(Aux.) gät.hät (Aux.) G. Z. 3013. gät: stät: missetdt : hat (Aux.) G. Z. 5014. 
missetät: hat (Aux.) V. 212. rät : hat Ap. 17742. 20405. (Aux.) G. Z. 641. 675. 
(Aux.) 7234. hat: rät Ap. 18224 (Aux.) 19392 (Aux.) u. o. G. Z. 4139. (Aux.) 
7972. (Aux.) u. o. V. 455. Sie findet sich auch nicht selten mit Kürze ge¬ 
bunden : hat: bat Ap. 975. (Aux.): trat Ap. 685.: «tot Ap. 13790. 20509. 
(Aux.) u. o. 8tat:hat Ap. 19323. G. Z. 1415. 3603 (Aux.) 4185. (Aux.) 5056. 
(Aux.) 6348. (Aux.) 8010. (Aux.). In der ‘Visio’ ist kein hat belegt, das auf 
Kürze reimt. Die 1. PI. Ind. Praes. weist beide Formen auf. hän findet 
sich in folgenden Reimen: an.han (Aux.) Ap. 1901. hän (Aux.): getan Ap. 
16095 G. Z. 3259. 6574. 6582. gänxhän (Aux.) G. Z. 615. haben reimt auf 
begraben Ap. 15 506 (Aux.) G. Z. 3964 (b a Aux.). Die 2. PI. Ind. Praes. 
ist einmal belegt: habet, (= in Händen habt): labet Ap. 13631. Die 3. PI. 
Ind. Praes. lautet hän: undertän : hän G. Z. 8018. man:han Ap. 16197. 
G. Z. 5984 (b a Aux.) und haben,: gegraben G. Z. 6532 (Aux.). Es findet sich 
keine Form mit-«£. Vom Praes. Konj. *) ist die 1. Sg. in der unkontra- 
hierten Form belegt: habe: knabe Ap. 6549 (Aux.), ebenso die 3. Sg.: habe: 
abe Ap. 12310. G. Z. 6204. (Aux.) 7390 (Aux.).: herabe Ap. 14329.: grabe Ap. 
2576. abe: habe Ap. 9469 (Aux.) 11592. G. Z. 6208. Die 3. PI. findet sich 
in beiden Formen: ergän:liän (Aux.) G. Z. 6842. an:han (Aux.) Ap. 10878, 
haben .laben G. Z. 7192 (Aux.). Die Verwendung von haben als Auxiliär bei gen 
in G. Z. 7192 ist vielleicht md. Wie aus den Belegen hervorgeht, gebraucht 
Heinrich kontrahierte und unkontrahierte Formen ohne Rücksicht auf die 
Bedeutung. Das Auxiliär tritt in beiden Formen auf. Die unkontrahierte 
Form findet sich in der Bedeutung besitzen und in auxiliärer Verwendung *). 
— Das Praet., das nur im Sg. belegt ist, weist verschiedene Formen im 
Reime auf. Die 2. Sg. Ind. lautet hette,: bette V. 95. Diese md. Form, eben¬ 
falls auf bette reimend, ist noch einmal als 3. Sg. Konj. belegt: Ap. 18345. 
Die 2. Sg. Ind. findet sich ferner als hcete: toete (2. Sing. Ind.) G. Z. 6664. 
Die 3. Sg. Ind. reimt auf tete: Ap. 14932. 20357. G. Z. 1143. 1283. Ap. 750. 
(b a) 17381 (b a). Ob hete oder hete anzusetzen ist, kann nicht mit Sicherheit 
entschieden werden, da Heinrich e: e vor t reimt. Einmal ist die heimi¬ 
sche Form liet belegt,: glet Ap. 1413. Das Part. Praet. lautet gehabet,: 
gelobet Ap. 3687. isnabet G. Z. 3907. 

1 i g e n hat in der 3. Sg. Praes. die kontrahierte Form: lit: zit Ap. 
11187. zit: lit Ap. 2815. 2827. lit: sit G. Z. 4283. sit: lit G. Z. 6617. nit: lit 
G. Z. 489. Kt: «oft Ap. 13087. witxlU Ap. 7814. 8911. 13286 u. ö. G. Z. 
5760 u. ö. V. 112. liget findet sich nur zweimal im Ap.: gesiget: liget 6353 
8480. 

*) vgl. Paul mhd. Gram. § 180. Anm. 2. 

2 ) vgl. Paul a. a. O. § 180. 


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läzen. Der Inf. lautet län,:hän Ap. 10822. 13511. 13768. vertan: 
hart Ap. 13223. begämlän Ap. 4526. 4713. an-, vertan G. Z. 1978. ge¬ 
tan : getan G. Z. 6668. getan : vertan G. Z. 3058. hän : vertan V. 192. und 
iäzen,: sträzen Ap. 11674. 20231. : verwcueen Ap. 3922. 6861. verwäzen: läzen 
Ap. 15643. sträzen :läzen Ap. 9824. In G. Z. und V. finden sich keine Be¬ 
lege für läzen im Reim. Die 2. Sg. Praes. ist einmal belegt: hast: last G. Z. 
7105, was auch häs: las sein kann s. o. Die 3. Sg. Ind. Praes. kommt nur 
in der kontrahierten Form vor. Die Belege finden sich nur im Ap.: hat: 
enlät 764. rät: lät: sät: hat 10353. rät: lat 744. (s. Singers Anm.) hät-.lät 
1597. grät-.lät 13134. Arfaxät: rät: lät: missetät 11213. missetät-.lät 12045. 
Die 3. Sg. Konj. Praes. ist einmal belegt: täte: sträze G. Z. 1097. Das Part. 
Praet. findet sich in beiden Formen: geläzen: mäzen Ap. 15504. -.sträzen 
Ap. 4619. 5828. gelän : getan Ap. 6439. getan : erlän Ap. 4700.: län Ap. 18886. 
Für das Praet. findet sich lie 8 mal im ‘Apollonius’: verlie-.gie 15742 
15397. lie-.gie 1804. 15213. : gevie 5338. gie:lie 13148. -.verlie 1444. zergit • 
lie 10595. In der G. Z. findet sich kein lie im Reim. Dagegen ist liez in 
Ap. und G. Z. belegt: liez:hiez Ap. 14957. 15959. 16519. 17 339. 5419. hiez : 
liez Ap. 1695. 8333. 9870 (s. Singers Anm.) 13760. : erdiez G. Z. 4844. ge- 
hiez:liez Ap. 14107. liez : stiez Ap. 1794. 14926. geliez: stiez G. Z. 1395.2820. 
stiez: liez G. Z. 420. driez:erliez G. Z. 725. Daß sich in der G. Z. neben 
liez kein lie findet, ist bei der geringen Zahl der im Reim vorkommenden 
lie nicht auffallend. In der V. ist weder lie noch liez im Reim belegt. 

geben. Die 3. Sg. Praes. ist nur in der kontrahierten Form vorhan¬ 
den: zit:git Ap. 3284. G. Z. 6276. 6484. 763 u. ö. hochzit-.git Ap. 20341. 
lit-.git G. Z. 7798. Davit :git G. Z. 4629. git:wit G. Z. 3133. : rit G. Z. 1093. 
Die 2. Sg. Praes. kommt im Reim nicht vor. 

pflegen. Es findet sich einmal ein pfliget,: gesiget G. Z. 4627. Ein 
pflit, pflist , pfligest ist nicht belegt. 

tragen. Die kontrahierte Form treit findet sich im beweisenden 
Reim: meit: treit Ap. 3414. 16697. treit: gemeit Ap. 11466. : leit (Adj.) Ap. 
5827. ireinetceit Ap. 15790. richeit -.treit Ap. 4352. 17989. meineit -.treit G. Z. 
5180. 3855. 6649. 7586. 7668. 7672. treit : enweit <C weget Ap. 4344. weit ist 
nur hier belegt. Ein weget findet sich nicht. Y. 37 bret: dret ist verderbt 
(8. Singers Anm.). Die 2. Sg. und die 2. PI. von tragen sind nicht belegt. 
Unkontrabierte Formen sind nicht nachzuweisen. 

legen weist für das Praet. und das Part. Praet. nur die kontrahierte 
Form auf: arebeit: leit(e) G. Z. 6630. meit : leit(e) Ap. 18313. leitfe): gemeit 
Ap. 20383. : breit G. Z. 3479. geleit: richeit Ap. 5837. richeit: geleit Ap. 3942. 
G. Z. 171. wisheit: geleit G. Z. 597. V. 347. angeleit: bereit Ap. 19616. V. 527. 
bereit: geleit Ap. 12390 etc. meit-.geleit G. Z. 1551. Die 2. und 3. Sg. Praes. 
sind nicht im Reim belegt. Die 2. PI. Praes. steht einmal im Reim auf 
meget Ap. 14080, findet sich also nur in der Form mit g. 

8 a g e n. Für die 3. Sg. Ind. Praes. ist die Form seit durch folgende 


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Reime gesichert: seit: gekleit (zu kleiden) Ap. 602. : gewonheit Ap. 14981. 
leit (Adj.): seit 6. Z. 3946. gemeit: seit Ap. 13485. Die Form saget findet 
sich im beweisenden Reim auf vrdget G. Z. 5688, bejaget Ap. 4870 (fehlt 
B C D s. Singers Anm.), unverzaget Ap. 7475. 5619, klaget G. Z. 3063 und 
in der neutralen Bindung mit maget 1 ) Ap. 16995. G. Z. 1487 und verklaget 
V. 125. Die 2. PI. Praes. Ind. findet sich nur im Reim auf das Part. Praet. 
von verdagen Ap. 391. Sie lautet saget, da verdaget anzusetzen ist. Für 
das Part. Praet. sind beide Formen durch Reime gesichert, geseit findet 
sich in folgenden Bindungen: geseit-.breit Ap. 4464. : gelegenheit Ap. 10996. 
-.zagheit Ap. 12132. -.wisheit G. Z. 688. -.gewonheit Ap. 19354. -.warheit G. Z. 
1594. vrirdikeit : geseit Ap. 8781. G. Z. 7495. geleit: geseit Ap. 5933. 8957 G. Z. 
5624. gemeit: geseit Ap. 5735. 11034 (b a) 11048 (b a). bereit : geseit Ap. 9259. 
G. Z. 5806. gesaget steht in folgenden Reimen: gesaget: klaget G. Z. 3063. 
-.klaget (e)Ap. 16205. gesaget: bejaget Ap. 9197.9757. 17 057 (b a) etc. : ver¬ 
zaget Ap. 12665 G. Z. 415. -.behaget 8928. G. Z. 5018. V. 261. 585. : betaget 
G. Z. 3271. 3587 (b a). unverzaget-.widersaget Ap. 19654. Die Reime gesaget : 
geklaget Ap. 16869. G. Z. 7392. maget: gesaget Ap. 128. 977. G. Z. 1355 sind 
neutral. Das Praet. ist in folgenden Reimen belegt: klagete: sagete Ap. 
17253. bejagete: sagete Ap. 1518. verdageten: sageten Ap. 15772. Für die 
kontrahierte Form finden sich keine beweisenden Reime. 

klagen. Die 3. Sg. Praes. Ind. steht im Reim auf saget, gesaget 
(8. oben) und maget Ap. 15668, also nur in neutralen Bindungen. Das Feh¬ 
len von Reimen auf sicheres -eit, die leicht zu finden waren, sichert die 
unkontrahierte Form. Das Part. Praet. findet sich in folgenden Rei¬ 
men: geklaget: verjaget G. Z. 1187. -.verzaget Ap. 8612. gejaget : geklaget Ap. 
4969. Daneben findet sich eine sichere Bindung auf -eit: gekleit: leit (Adj.) 
Ap. 17148 und die neutrale Bindung mit maget Ap. 15308. 15574 etc. 
G. Z. 7044 und saget, gesaget s. oben. Das Praet. reimt auf jagete G. Z. 
4061, tagete Ap. 6839, sagete und gesaget s. oben. Ein kleite ist nicht 
belegt. 

Für jagen, verzagen, behagen, verdagen, betagen 
sind mit großer Wahrscheinlichkeit die unkontrahierten Formen anzusetzen. 
Dafür spricht in erster Linie das Fehlen der bequemen und angenehmen 
Bindungen mit -eit. Die betreffenden Formen reimen hauptsächlich unter¬ 
einander. Sie finden sich im neutralen Reim auf saget, gesaget, geklaget und 


*) maget findet sich im Reim auf Formen von betagen, behagen, verzagen, 
jagen, klagen (s. diese). Daneben sind Bindungen vorhanden, die die Form 
meit sichern: meit: leit (Subst.) Ap. 2445. 16729. 20239 (ba). -.geleit Ap. 1423 
(ba) G. Z. 1551. : rxcheit Ap. 19117 : drivaltikeit G. Z. 1373. scelikeit: meü 
Ap. 2014. wisheit: meit Ap. 15902 G. Z. 927. wirdikeit: meit Ap. 12236. 
reit: meit Ap. 19908. 


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maget. Für das Part. Praet. gejaget findet sich ein Reim auf sicheres aget: 
betraget: gejaget Ap. 16 523 l ). 

Verba ohne Themavokal. 

gen. sten. 

Der Inf. findet sich in der bair. östr. Form gen nicht im Reim, in¬ 
folge der Schwierigkeit, Reime auf gen zu finden. Er ist nur in der frem¬ 
den Form gän belegt: an: ergdn Ap. 734. 9918. : gän Ap. 1467. begdn ; an 
G. Z. 6596. gän: hdn G. Z. 615. ergdn: hän G. Z. 6842. getän: gän Ap. 
12634. 12654 etc. Der Inf. sten ist einmal belegt: ufsten : Pentapolen Ap. 
17400. gesehen: andersten Ap. 1243 ist nach Singers Anm. zu Ap. 12 510 
ergen : andersten. Die fremde Form ist sehr häufig im Reim : stdn : an Ap. 
2299. 10191. bestän: an Ap. 221. getan: stdn Ap. 10525. bestän: getän Ap. 
3603. Silviän: bestän Ap. 20210, im ganzen 64 mal im Ap., stdn: an G. Z. 
4171 und noch 10 mal, bestän: Mn V. 571. gen (Inf.) und sten (Inf.) reimen 
untereinander: Ap. 3579. 5685.8541.8971. 9239. 10726. 12829. 13353.14249. 
15578. 19380. 20203 (s. Singers Anm.) 20237, im ganzen 21 mal. G. Z. 213. 
127. 1259. 3719. 5668. 5756. 6120. 6190. 6342, also 9mal. Der Inf. gen reimt 

auf die 1. Sg. Praes. von sten G. Z. 4307 und die 3. PI. Konj. Praes. von 

sten G. Z. 6156. Die 1. Sg. Ind. Praes. von gen ist einmal belegt im Reim 
auf die 1. Sg. Ind. Praes. von sten G. Z. 4043. Die 1. Sg. Ind. Praes. von 

sten findet sich außerdem im Reim auf den Inf. von gen G. Z. 4307. Je 

einmal in Ap. und G. Z. findet sich stdn: verstän:ldn Ap. 1688. getan: stdn 
G. Z. 6326. In dem Reim sten: Altristaten Ap. 17 275 erscheint die eigene 
Form des Dichters. Die 2. Sg. Ind. Praes. von gen und sten reimen nur 
aufeinander: Ap. 969. G. Z. 6674. 6660. Die 3. Sg. Praes. Ind. findet sich 
in der entlehnten Form 10mal im Ap., 3mal in der G. Z., gdt:Mt Ap. 
17 365. G. Z. 3013.: grät Ap. 12745 (s. Singers Anm.) :missetät Ap. 12849. 

*) j agen. 3. Sg. Praes. Ind. verzaget: jaget Ap. 9995. jaget: maget Ap. 
15690. Part. Praet. bejaget : unverzaget Ap. 10638. 3171. maget : gejaget 
G. Z. 1523, : bejaget Ap. 18653. 19344 etc. Praet. tagete: jagete Ap. 229. 
jaget(e): verzaget Ap. 12138. Die Reime von bejaget und jagete auf die Formen 
von sagen und klagen s. oben, verzagen. Part. Praet. betaget: verzaget 
G. Z. 5196. verzaget: maget Ap. 15518. 16421 etc. G. Z. 1623. Die übrigen 
Reime s. unter sagen, klagen, jagen. Das Praet. verzageten: klageten findet 
sich nur in Hs. A., s. Singers Anm. zu Ap. 19486—89. maget : verzaget(e) 
G. Z. 2927. behagen. 3. Sg. Praes. Ind. maget: behaget Ap. 5811. gesaget: 
behaget s. oben. Praet. maget: behaget(e) Ap. 136. verdagen. Das Praet. 
reimt auf sageten Ap. 15772, das Part. Praet. auf saget (2. PI.) Ap. 391. 
betagen. Part. Praet. maget: betaget Ap. 1356. 1611. 2000. G. Z. 5582. 
7666. 7962. betaget : gesaget und verzaget s. oben. Praet. klagete: tagete 
Ap. 6839. tagete: jagete Ap. 229. 

Sprache und Dichtung 10: Geiger. 7 


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G. Z. 6646. maintdt: begdt Ap. 17167. rdt-.gdt Ap. 12689. 1854. 9959. 819. 
3593. 5201. G. Z. 535. get ist nur einmal in der G. Z. belegt: Olyvet 5925. 
Im Ap. fehlt es. In der ‘Visio’ findet es sich einmal im Reim auf Kürze: 
gebet 448. Die 3. Sg. Praes. Ind. von sten ist mit ä 12 mal im Ap., 5 mal 
in der G. Z. und lmal in der V. belegt: stdt-.hat Ap. 1379. 11050. 17 365. 
G. Z. 1967. 6628. rät:stdt Ap. 5201. 6403. 9237. 14022. 16906. G. Z. 511. 
missetdt : »tat G. Z. 3251. karität: stdt G. Z. 7860 (s. Singebs Anm.) Nidt: 
stät Ap. 541. granat-.stdt Ap. 12957. verstat-.tcdt Ap. 535. stdt: Rundelät Ap. 
18749. matistät V. 31. stet ist im Ap. lmal, in der G. Z. 2mal belegt: 
stet’.Nazaret Ap. 19954. G. Z. 7136. iglet G. Z. 6100 (s. Singebs Anm.) get 
und stet reimen untereinander 8 mal im Ap., 14 mal in der G. Z., Ap. 14052. 
16482. 17185. 18423 etc. G. Z. 7470. 7626. 7574. 7722 etc. get reimteinmal 
auf stet (2. PI. Ind. Praes.) Ap. 13826. get: get G. Z. 1427. 6096. stet findet 
sieb einmal im rührenden Reim Ap. 1526. Die 1. PI. Ind. Praes. ist in der 
Form begdn (: an G. Z. 6596) belegt. Die 2. PI. Ind. Praes. von sten reimt 
auf die 3. Sg. Ind. Praes. von gen Ap. 13826. erget (2. PI. Praes. Ind.) reimt 
auf stet (3. Sg.) Ap. 12512. Die 3. Sg. Praes. Konj. lautet ge, me: ge Ap. 
13979. G. Z. 4165. V. SU.-.erge Ap. 13770. 9853. ge-.ioe G. Z. 2427. sneige 
G. Z. 957. geie G. Z. 471. und ste, me-.beste Ap. 6648. 9224 G. Z. 6376. 

: ste Ap. 10 528. 18 728 G. Z. 67. 6988. ste: me G. Z. 483. ge und ste reimen 
2 mal untereinander G. Z. 439. 6142. Die 2. Sg. Imp. ste findet sich im 
Reim auf we G. Z. 400. Die 3. PI. Praes. Konj. von ersten reimt auf den 
Inf. von gen G. Z. 6156. Das Part. Praet. ist in der Form gegangen 5 mal 
im Ap., 1 mal in der G. Z. belegt: gegangen : toangen Ap. 13 663. wangen: 
übergangen Ap. 3126. G. Z. 3031.: zergangen Ap. 18211. ergangen: strängen 
Ap. 15431. Stangen: ergangen Ap. 19500. Dazu kommen im Ap. 7, in der 
G. Z. 3 Reime auf die Part. Praet. von vahen, hohen, enphäheti s. oben. 
Rührender Reim findet sich G. Z. 5698. Die entlehnte Form gegdn ist 6mal 
im Ap., lmal in der G. Z. belegt: gegdn: getan Ap. 15 329.: an Ap. 15 766. 
begdn: an Ap. 345. ergdn: understan (Inf.) Ap. 13872. Süvidn: gegdn Ap. 
20084. gegdn :hdn Ap. 8579. getan: begdn G. Z. 2611. Bei dem Part. Praet. 
von sten ist die fremde Form selten gereimt. In der G. Z. findet sie sich 
überhaupt nicht, im Ap. 2 mal, han: understan: Idn 3350. 20 040, in der V. 

1 mal, gestdn: han 265. gestanden ist in folgenden Reimen belegt: gestanden - 
anden Ap. 19215. -.banden G. Z. 3073. 3713. er standen: banden G. Z. 3619. 
5770. bestanden: voiganden Ap. 17073. 18495. ihanden Ap. 3160. erstanden: 
schänden G. Z. 3505. 6542. Das Praet. von sten ist nicht im Reim belegt. 
Von gen findet sich das Praet. als gie 14 mal im Ap., 5 mal in der G. Z. 
verlie : gie Ap. 15742. 15 397. gie : verlie Ap. 1443. : lie Ap. 13147. 1804. 15218. 
zergie : lie Ap. 10594. nie : begie G. Z. 2591. 2839. gie: nie Ap. 817. G. Z. 3051. 
knie: gie Ap. 3803. 17 251. sie: gie G. Z. 865. gie: hie Ap. 1842. 5264. 9429. 
G. Z. 1767. alhie : ergie Ap. 1233. Unser Dichter bindet das Praet. von gen 
ferner mit dem Praet. von vahen, enphähen, hohen. Es ist fraglich, ob in 


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diesen Fällen gienc oder gie anzusetzen ist. Wahrscheinlicher ist die Form 
giene (s. o. unter vähen etc.). Die Belege sind folgende: gienc :vienc Ap. 632. 
6617.18517. 15821. : bevienc Ap. 8678. 1 1944. : gevienc Ap. 6671. 7973. 12778. 
G. Z. 371. 3863 .:umbevienc G. Z. 7194. vergienc: gevienc Ap. 8255. begienc: 
bevienc G. Z. 1917. bevienc: übergienc G. Z. 7914. gienc: enpfienc Ap. 12744 
(s. Singers Anm.) 13273. 14167. 15121. 15 760. 16233. 12643. 19231. 19518. 
begienc : enpfienc Ap. 11980. entgienc: enpfienc Ap. 11720. gienc: hienc G. Z. 
2815. 7396. gienc: gienc findet sich Ap. 9327. 

t u o n. Yon tuon sind folgende Praesensformen bei Heinrich im 
Reim belegt: 3. Sg. Praes. Ind. tuot'.behuot Ap. 4879. bluot: tuot Ap. 15052. 
tuot-.gluot G. Z. 5715. 7204. gluot:tuot Ap. 1625. 10772. 15056 (s. Singers 
Anm.) Y. 497. muot: tuot Ap. 1696. 5227 (b a). tuot: gemuot G. Z. 5726. : un- 
gemuot Ap. 12981. guot:tuot Ap. 10165. 10532. 16201. 2722. 2880. 3709 u. ö. 
G. Z. 73. 703. 1451. 5198. 6946. u. ö. V. 127. 441. 1. Sg. Konj.: zuo:-tuo 
G. Z. 513. 3. Sg. Konj.: zuoituo Ap. 10990. 16303. 3. PI. Konj.: suon(e) : 
tuon G. Z. 2691. Die 1. Sg. Ind. Praet. findet sich in folgenden Reimen: 
verzet :tet G. Z. 6460. tete: bete Ap. 8614, die 3. Sg. Praet. Ind.: verzet: tet 
G. Z. 3095 (8. Singers Anm.). Elisabeth: tet G. Z. 7984. Nazaret: tet G. Z. 
1987. Lafet : tet Ap. 19968. 20000. -bret:tet Ap. 1310. 8371. gebet: tet Ap. 
15357. getet: gebet G. Z. 4579. tete:gebete Ap. 12611. tet: bet Ap. 15319. 16910. 
tüte : bete G. Z. 7940. bete: tete Ap. 4112. G. Z. 2389. getete:bete Ap. 11322. 
hete:tete Ap. 20357. 14932. G. Z. 1143. 1283. tete:hete Ap. 750. 17381. stete : 
tete Ap. 1522. 8648. getete: stete Ap. 11968. Abgesehen von den Bindungen 
mit Eigennamen und den neutralen Reimen auf hete , überwiegen die Reime 
von tete auf Wörter mit e. Darauf gestützt kann man annehmen, daß tete 
anzusetzen ist und es sich in den übrigen Reimen um die Bindungen e:e 
handelt, die ja Heinrich auch vor t nicht meidet. Ob man ein tet oder ein 
apokopiertes tete ansetzen muß, kann ich nicht entscheiden. Auch nicht, 
ob im Reim zu tete immer bete oder auch bet zu lesen ist. bet fände sich 
nur in der Bindung mit tet. bete ist auch im Reim auf stete belegt: Ap. 
18270. 20 493. Die 2. Sg. Praet. Ind. findet sich nur einmal, im Reim auf 
die 2. Sg. Praet. Ind. von hän: täte: hcete G. Z. 6664. Die 3. PI. Praet. Ind. 
reimt einmal auf beten G. Z. 2535. Sonst reimt sie : täten: bäten G. Z. 3655. 
7224 (b a).: priläten G. Z. 6974. piräten: täten Ap. 15403. Vom Praet. Konj. 
finden sich folgende Formen: tcete (1. Sg.): beete Ap. 14171. wcete:täte 
(2. Sg.) G. Z. 2525. tcete (3. Sg.): beete Ap. 14108. stcete: tcete (3. Sg.) G. Z. 
7970. beeten: täten (3. PI.) G. Z. 4906. Das Part. Praet. getan ist häufig im 
Reim belegt: getan: soldan Ap. 12757. 12334. hän:getan Ap. 15 957. 16095 
(ba). getän: hän Ap. 16773. 16841. 16991.: län Ap. 14034. 17117. 18885. 
werlän G. Z. 3057. :gelän Ap. 20537. G. Z. 6668 (b a). :plän Ap. 3306. 
5955. getän .wän Ap. 14448. 3359 (b a) u. ö. G. Z. 4157. 7048 (ba) u. ö. 
Es findet sich einmal im Reim auf -ön :Catelön: undertän Ap. 4114. 

sin. Der Infinitiv des Verbum substantivuni ist in der Form sin sehr 

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100 


häufig im Reim belegt: im Ap. 288 mal, in der G. Z. 55 und in der V. 7 mal. 
Jcindelin: sin Ap. 2872. 2878 (b a). vingerlin: sin Ap. 5217. G. Z. 1529. 1738. 
(b a). sin: pin V. 77. müeterlin: sin Ap. 6043. gesin:pin V. 469. tevelin: sin 
Ap. 2113. win:sin V. 108. sin: min Ap. 20225. 18234. 9251 etc. G. Z. 7930. 
765. 4219 etc. sin: din V. 355. din: sin V. 199. 421. 555. Der Inf. wesen 
findet sich viel weniger oft: gelesen: wesen Ap. 6663. 15383. 3070. 16635. 
G. Z. 1719. wesen: gelesen Ap. 7. 20169. 16647. 16119. geioesen: gelesen Ap. 
4234. wesen .lesen Ap. 6201. G. Z. 5516. 1037 (b a). : genesen Ap. 16447. 
14844. 16 719. 11223. 13746. 2333. 2712. 7022. 3371 (s. Singers Anm.) 4262. 
3419. 20195 (b a) 15411 (b a) 4711. gewesen: genesen Ap. 2503. 19326. (s. Sin- 
Gkks Anm.) genesen: gewesen Ap. 10027. überwesen: genesen Ap. 15313. G. Z. 
6586. V. 227 ist wesen wie in V. 219 = existentia. Vom Praes. Ind. sind 
folgende Formen im Reim belegt: 2. Sg. vrist’.bist Ap. 10350. G. Z. 7848 
etc. 2. Sg. bist: ist Ap. 7705 etc. Y. 153. 3. Sg. ist:list Ap. 15 572. 18 009. 
G. Z. 947. 1527. list : ist Ap. 16109. G. Z. 8124. ist:vrist Ap. 16271. 16 615. 
16950 etc. V. 215. 443. Crist:ist G. Z. 4982. 5112 etc. 2. PL sit: lit G. Z. 
4283. 6616. :zit Ap. 14090. zit’.sit Ap. 10534 (s. Singers Anm.) G. Z. 497. 
strit: sit G. Z. 5102. 3. PL sint: Teint Ap. 9745. 9830. 10312. 16273. 16443. 
16813 etc. G. Z. 7378. 7536. 7692. 7958. 8038 etc. V. 307. 351. 423. Teint: 
sint V. 451. sint : blint Ap. 5326. G. Z. 5244. 5728. 6022. : rint Ap. 8884. 
10 992. : wint G. Z. 7424. wint: sint Ap. 13 842. In den folgenden Reimen 
braucht der Dichter die md. Form, sin:kemerlin Ap. 15798. :pin Ap. 4533. 
knebelin: sin Ap. 13014. ioirtin:sin G. Z. 7546. Oder ist hier sin als Konj. 
aufzufassen? (vgl. Singers Anm. zu Ap. 13014). Vom Praet. Konj. finden 
sich folgende Formen im Reim: 1. Sg. si:bi Ap. 8075. 5£:siAp. 8363. vri: 
si Ap. 14454. 15309. 3. Sg. si:bi Ap. 16 321. 12687. 17 442 etc. G. Z. 2299. 
2355. 2743. etc. Daneben ist vereinzeltes wese belegt: wese : überlese Ap. 
20622 (s. Singers Anm.) lese: wese G. Z. 63. 3. Pl. sin: junefroulin Ap. 
11730. : kindelin Ap. 7103. : din Ap. 19319. :min Ap. 16791. min: sin Ap. 
6374. schin: sin G. Z. 5936. Einmal findet sich wesen ,: lesen G. Z. 8100. 
Das Part. Praet. lautet gewesen. Es ist in dieser Form in folgenden Rei¬ 
men belegt: gelesen: gewesen Ap. 2170. 2303. 14570. 14938. 17263. G. Z. 5118. 
7858. gewesen: gelesen Ap. 671. 759. 8211. G. Z. 6928. : lesen Ap. 6179. G. Z. 
1585. 6580. 7016. lesen: gewesen G. Z. 3767. gewesen: genesen Ap. 273. 947. 
1173. 3840. 3980. 5457. 6808. 6907. 7521. 8455. 8563. 9075. 10080. 10348. 
11159. 11812. 15447. 16097. 17203. G. Z. 3385. genesen: gewesen Ap. 4605. 
7039. 19696. gewesen: zesen Ap. 6883. Die fremde Form gesin kommt nur 
sporadisch vor: gesin: kindelin G. Z. 7278. : schin G. Z. 261. min: gesin Ap. 
10340 (s. Singers Anm.) melderin : gesin V. 279. 


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Praeterito-Praesentia. 

g a n. Es findet sich im Reim nur die 3. Sg. Ind. Praes. gan : man Ap. 
1627 und die 8. Sg. Ind. Praet. stunde : gründe Ap. 9633, künde: gunde Ap. 1271. 

kan. Vom Praes. Ind. sind folgende Formen belegt: 1. Sg. kan: an 
G. Z. 43. 3. Sg. kan: an Ap. 16783. 20293. man: kan Ap. 16 605. 18216. 
G. Z. 515. 5852 etc. nieman:kan Ap. 16631 etc. 3. PI. gewannen: kunnen V. 
79. Das Praet. lautet künde: 8. Sg. Ind. künde-.munde Ap. 17297. 18761. 
4649. munde: künde Ap. 6727. 9025. G. Z. 2039. gründe-.künde Ap. 19582. 
stunde : künde Ap. 4042. 11 060. 1. Sg. Konj. künde : munde Ap. 17422. 3. Sg. 
Konj. vunde: künde Ap. 1766. G. Z. 5168. 3. PI. Konj. munden: künden Ap. 
18071. 

darf. Nur die 3. Sg. Praes. ist belegt: scharf: darf Ap. 5235. bedarf: warf 
Ap. 11474. 14632. 

Von turren ist keine Form im Reim vorhanden. 

s o 1. Folgende Praesensformen stehen im Reim : 1. Sg. sol: wol Ap. 
11262. 15085. 15858. 20213 etc. G. Z. 543. 1179. 3379 etc. wol:sol V. 397. 
sol-.vol G. Z. 6314. 2. Sg. alt:salt Ap. 14967 (s. Singers Anm.). 3. Sg. 
sol:vol Ap. 1613. G. Z. 4447. 5524. 6314.8005. vol-.sol Ap. 4328. G. Z. 1311. 
wol: sol Ap. 15698. V. 387. Das Praet. Ind. lautet solde: 3. S g. solde: golde 
Ap. 19880. 465 (b a) G. Z. 579.: holde (= htdde) G. Z. 385. 3. PI . holden :sol- 
den G. Z. 4525. 4827 (b a). Ap. 12997. solten im Reim auf vergalten ist 
3. PI. Konj. 

mac. Heinrich bindet folgende Praesensformen: 1. Sg. mac:lac Ap. 
551. 8229. slac:mac Ap. 20271. mac:lac Ap. 16 753 etc. bejac-.mac G. Z. 
3803. 3. Sg. gehac: mac Ap. 8912. slac : mac G. Z. 5948. mac: hoc Ap. 8920. 
•.sac Ap. 4803. 15124 etc. bejac-.mac G. Z. 7776 etc. 2. Sg. mäht -.naht Ap. 
1429. 1. PI. mögen: zogen G. Z. 7834. Oder megen: zegen ? 2. PI. leget: me- 
get Ap. 14080. 3. PI. mugent: tugent (Nomen) G. Z. 8026. : tugent (zu touc) 
G. Z. 6895. Die 3. Sg. Konj. findet sich im Reim auf tage V. 193. G. Z. 

5272 7034. Das Praet. lautet mohte: tohter: en moht er Ap. 2749 (s. Singers 

Anm.) tohte: mohte G. Z. 4230. 

w e i z. Die 1. Sg. Praes. steht im Reim auf kreiz Ap. 20157, die 2. Sg. 
Praes. im Reim auf geist: Ap. 829. G. Z. 7088. V. 359. Die 3. Sg. Praes. 
reimt auf kreiz: Ap. 5954. Vom Praet. Ind. ist nur die 3. PI. belegt: 
westen: gesten Ap. 6629. Die 3. Sg., die einzige Form des Praet. Konj., die 
bei Heinrich im Reim nachzuweisen ist, findet sich im Reim auf liste G. Z. 
1671. Das Part. Praet. lautet gewist. Es reimt auf vrist Ap. 910. 

touc. Die Belege für tagen sind sehr spärlich. Die 3. Sg. Praes. 

Konj. tage reimt nur auf muge (s. unter mac). Die 3. PI. Praes. Ind. findet 

sich nur in der Bindung mit mugent G. Z. 6859. 

m u o z. Die I. Sg. Praes. Ind. findet sich in folgenden Reimen : muoz: buoz 


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* 


- • • — 102 — 

Ap. 12651. G. Z. 3781. V. 411. :gruoz Ap. 12485. Die 3. Sg. findet sich: 
buoz.muoz Ap. 13323. G. Z. 7302. gmozimuoz Ap. 16 631. Die 8. Sg. Praes. 
Konj. ist einmal belegt: süezeimüeze Ap. 15151. Vom Praet. steht nur 
die 2. Sg. Ind. im Reim in der den starken Verben angeglichenen Form: 
muoste :«(moste G. Z. 2165. 


wellen. 

Vom Praes. finden sich folgende Formen im Reim : 1. Sg.^Ind. vtl 
:wil Ap. 17428. 13463. 14438 etc. G. Z.257. 1413 etc. 3. Sg. Ind. vü.wü Ap. 
1789 etc. G. Z. 7744. 7804 etc. V. 1 (b a) 221. wüispil Ap. 6087. 11514. 
12392 etc. sü:wü G. Z. 5678. 2. Sg. Ind. wüt-.bevilt Ap. 1736. Die 2. PI. 
lautet weit. Ein wellet findet sich nicht im Reim, heit: weit Ap. 6361. 8997. 
7277 (b a) weit: üzerwelt Ap. 20435. (s. Singers Anm.). Die 3. Sg. Ind. Praet. 
ist wolde, : golde Ap. 15 556. 18735 (b a) G. Z. 601. : soWe (Subst.) Ap. 13906. 
:solde (zu suln ) Ap. 13806. 15644. 16165. 18284. G. Z. 337. V. 287. 271. 
Die 3. PI. Ind. Praet. findet sich in folgenden Bindungen: wNden: solden 
Ap. 4767. 6013. hulden : wolden Ap. 16 293. wolten: vergölten Ap. 5991. Die 
3. Sg. Konj. Praet. reimt auf golde Ap. 18 463. 


B. Deklination. 

I. Substantiva. 

Masculina. 

Zu den Endungen der starken Masculina ist nur wenig zu bemerken: 
Ein flexionsloser Gen. Sg. im Reim findet sich Ap. 18922. war : adelar (vgl. 
SiNGEBs Anm.) und G. Z. 2347 wint : kint (s. Singers Anm.). 

Der Dat. Sg. erscheint häufig ohne -e: adelar' (Dat.): jdr G. Z. 5412. 
ms: pris' G. Z. 4974. itewiz>: btz G. Z. 1951. fliz ’: snhoiz G. Z. 3453. stric 
Nie G. Z. 5610. ersehne : anebliö Ap. 4723. hin : sin' G. Z. 2253. tuon : sun’ 
Ap. 5191. «V : hin G. Z. 2499. stdn : wän’ Ap. 13890. undertdn : solddn' Ap. 
10310. plan' : getan Ap. 5723. 5955. (b a) plan’ : 8tan Ap. 2263. plan? : man 
Ap. 7801. 7513. (b a) icin ': toerlin Ap. 3669. schm ': sin G. Z. 5936. sin : pin' 
G. Z. 3245. 7434. 7334. 7124. 3622. V. 77. min : pin' V. 433 din : pin' G. Z. 
7142. Adam : rdm' G. Z. 7532. ruom' : tuom G. Z. 4819. Amazonum : ruom' 
G. Z. 5820. hraht ': naht Ap. 5370. kranc : swanc' G. Z. 1915. laut ': genant 
Ap. 373. munt' : kunt G. Z. 8044.: enzunt G. Z. 1811. bekant : laut' Ap. 523. 
hant : wigant' Ap. 1912. glanz': ganz G. Z. 7522. : schranz G. Z. 2035. solt' : 
golt Ap. 15 620. holt: solt' Ap. 2245. geist': weist G. Z. 7088. ist: lief Ap. 18009. 
G. Z. 1041. 1527. vrist : list' G. Z. 789. guft: luft' Ap. 15918. tröst': erlöst Ap. 
3549. 6788. tröst :röst' G. Z. 4403. getrost: röst' V. 561. tdt'-.nöt Ap. 20197. 
widerstrit' : wit Ap. 9345. zit : widerstrit' Ap. 9511. gast : leist' G. Z. 2693. 
lam : kam' G. Z. 4767. (s. Singers Anm.). rät' : bat Ap. 10 232. trat: rät' 
G. Z. 361. got': schröt G. Z. 4797. berc ': werc Ap. 4539. 13 726. (?. s. Singers 


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103 


Anm. zu 13 722 ff.). gieV : viel Ap. 10 171. muot': guot Ap. 15 269. buoz: vuoz' 
Ap. 9431. geschuof: ruof G. Z. 1909. liberal: sai Ap. 12 553. orderi: worden 
G. Z. 429. worden: orderi G. Z. 5002. V. 287. degen': legen Ap. 18 297. 4014. 
(b a) : pflegen G. Z. 2929. gepflegen : segen' G. Z. 7950. regen ’: segen Ap. 16 367. 
wegen: segen' G. Z. 1315. 

Bei dem Nom. PI. ist in einigen Reimen das -e der Endung apokopiert. 
kneht' : jeht G. Z. 5234. degen': pflegen Ap. 427. 3228. 11460. 12 262. 18 429. 
G. Z. 8080. ougenblic': stric Ap. 11826. visch': Domisch Ap. 18049. : vrisch 
Ap. 8888. Ebenso bei dem Acc. PI., icigant': lant Ap. 20 477. gröz: amböz' 
Ap. 12 440. Einmal findet sich ein Gen. PI. ohne -e: Filomin: sin ’ Ap. 2758. 
— Synkope findet sich in dem Dat. PI. degen: pflegen Ap. 17 049. 

Konsonantische Stämme, vater findet sich nicht im Reim, bruoder ist nur 
im Nom. und Acc. Sg. belegt. Von man ist der Gen. Sg. im Reim nicht 
nachzuweisen. Der Dat. Sg. findet sich als man,: an Ap. 5631. 7917. 8977. 

13 603. man: kan Ap. 11 332. dan: man Ap. 18 302 etc. getan: man G. Z. 4291. 
man: getan G. Z. 4837 etc. und manne, : danne Ap. 2124. 14 030. 14 068. 20 165. 
G. Z. 3481. Johanne: manne G. Z. 2187. Der Nom. PI. ist nur ohne Endung 
belegt: man : an Ap. 20 445. 18 559. 10 548. 9269. 10400. 9229. 7479 etc. 
G. Z. 333. 1621. 6134 etc. :dan Ap. 13 706, 14698 etc. Ebenso der Acc. PI. 
man: an Ap. 3212. : stän G. Z. 3867. undertän : man G. Z. 5342. Auch der 
Gen. PI. findet sich nur in der flexionslosen Form: an : man Ap. 4881. 
man : gän Ap. 3288. Der Dat. PI. lautet man. -man: an Ap. 6275. getan : man 
Ap. 8043. und häufiger mannen, : dannen Ap. 7635. 7785. 12180. 14 624. 

14 770. 4459. 7077.: Schrannen Ap. 16 930. 20 117. mannen: zannen Ap. 7431. — 
Von genöz findet sich einmal ein flexionsloser Nom. PL, im Reim: gröz 
G. Z. 7710. 

Schwache Masculina. Das -e der Endung ist abgefalien in 
t vurzgart': zart Ap. 1603. Synkope findet sich bei sporn (Dat. pl.): zom Ap. 
19053 und sporn (Acc. Pl.): zom Ap. 8407 und einigen substantivierten 
Partizipien: erslagen (Gen. Pl.): getragen Ap. 9455. begraben (Acc. Sg.): 
haben G. Z. 3665. zome: verlorne (Nom. Sg.) Ap. 8264. 19069. dornen-.ver¬ 
lornen (Dat. Sg.) G. Z. 3351. : verlornen (Acc. Sg.) G. Z. 5672. 

Es erübrigt noch, bei einigen Substantiven Genus und Art der Dekli¬ 
nation festzustellen, rucke ist als starkes Masc. durch folgende Reime ge¬ 
sichert : rucke (Acc. Sg.): stucke V. 523,: ungelucke Ap. 5481. 8593. 16 922 t 
: gelucke Ap. 10726, -.drucke G. Z. 2495 *). mag ist starkes Masc. Nom. Pl. 
rndge: läge Ap. 865, : vräge Ap. 16 665. G. Z. 2699. Acc. Pl. : wäge G. Z. 5792, 

x ) Man kann im Zweifel sein, ob rucke: mit stözen und mit drucke oder 
rucke: drucken mit Abfall des n oder rucken (sw. M.) : drucken zu setzen ist. 
Da rucke in allen andern Fällen stark flektiert ist, hat man rucke: drucke 
zu lesen, mit Mischung von Inf. und Subst., die im mhd. im Gegensatz zum 
nhd. beliebt ist. 


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104 


: tage Ap. 19394, im Dreireim klage : tage : mdge Ap. 19283. — eite ist als 
starkes Masc. durch folgende Bindungen gesichert: eite (Dat. Sg.) : bite G. Z. 
8104, : mite G. Z. 6420. 6534. 6820. V. 238. Ap. 2822. »merze ist schwaches 
Masc. Es findet sich im beweisenden Reim: »merzen (Acc. Sg.) : herzen 
(Dat. Sg.) Ap. 7127. 2702. 5753 etc. Y. 875. — Ob gelüst und lust starke 
Masc. oder Fern, sind, läßt sich nicht entscheiden. Der Dat. Sg. gelüst: 
brust (Acc. Sg.) Ap. 2678. 5463. 8704 kann starkes Masc. mit Apokope sein 
oder die Kurzform eines femininen »-Stammes. Ebenso verhält es sich mit 
dem Dat. Sg. lust: {just (Acc. Sg.) Ap. 18 629 und igekust G. Z. 4087. Das 
gleiche gilt von gewalt (Dat. Sg.) :alt Ap. 19324, : balt Ap. 5811. G. Z. 5590, 
: gevalt Ap. 7753. G. Z. 5414, : gezalt G. Z. 8040, : manicvalt Ap. 7247. 7887. 
5761 und list (Dat. Sg.) -.ist Ap. 18009. G. Z. 1527. 1041, :vrist (Dat. Sg.) 
G. Z. 789. gewalt findet sich als Nom. Sg. V. 331, list V. 293. Y. 345 ge- 
dank gehört der »-Deklination an. Beweisend ist der Reim G. Z. 7868 ge¬ 
denken : toenken (vgl. auch Singers Anm., die auf die Lesart der Hs. A. Ap. 
1948 hinweist) und das Fehlen von gedanke, gedanken im Reim. 

Neutra. Starke Neutra. Wie bei den starken Masculinis findet 
sich bei den stark flektierten Neutris in einigen Reimen ein flexionsloser 
Gen. : zil: vil Ap. 10948. tor: vor Ap. 4545. 17 944, vielleicht auch spil: vil 
Ap. 17 672 (s. Singers Anm.). Der Dativ weist häufig Apokope der En¬ 
dung auf: Tigris: paradis' Ap. 8892. sint : leint' G. Z. 5810. zendal: mal' Ap. 
5899. laut': genant Ap. 873. bant': lant G. Z. 1239. bekant: laut' Ap. 523. 
gras'-.was Ap. 17957. vaz'-.baz Ap. 12993. : laz G. Z. 3747 (? s. Sin¬ 
gers Anm.). zorn : hom' Ap. 6327. bort' : dort Ap. 2631. durchbort : ort' 
G. Z. 3389. got: gebot' Ap. 15 365. 15670. G. Z. 1801. 3253. 4207. 5132. 5508. 
6186. 6504. 7386. Milgot: gebot' Ap. 7025. doch: loch,' V. 429. korri : verlom 
Ap. 1708. kneht:reht' G. Z. 6636. bret':dret (?) V. 37. dabi: zwi' Ap. 18743. 
(s. Singers Anm.). Nach Kürze -f- l findet stets Apokope statt: vil : -spil 
Ap. 14114. wiT.spif Ap. 11514. ziV-.spil Ap. 18883. :wil G. Z. 423. 5310. 
viT.ziC Ap. 13679. tal':wal Ap. 14664. 7871 etc. tal':val G. Z. 7592 etc. 
ameral: waV Ap. 13 984. Für Apokope nach Kürze -{- r fand ich ein Beispiel: 
sper': ger Ap. 10808. Das e der Endung fällt immer nach -en : leben' : geben 
Ap. 359. 20626. 16167. G. Z. 6984. 6942. : gegeben Ap. 19884. 1019. G. Z. 
7004. V. 197. : streben G. Z. 6934. geweben: leben' G. Z. 591. Der Dat. Sg. 
von hüs lautet hüs,: süs G. Z. 4851. hüse ist nicht belegt. 

Bei den o-Stämmen findet sich in Ap. und G. Z. kein Nom. Acc. 
PI. auf e. In der Visio steht der Nom. PI. vorwerc: berc V. 87 im bewei¬ 
senden, die Nom. PI. sech: blech V. 488/9 im neutralen Reime. V. 496 aber 
findet sich der Acc. PI. home (: vorne), also ein isolierter Acc. PI. auf - e. 
Ob Heinrichs metrische Gewohnheiten erlauben, hom: vom zu lesen, weiß 
ich nicht. Ein PI. auf -er läßt sich in allen drei Gedichten nicht nach- 
weisen. Eine Ausnahme macht glit, das sich in der Visio nur in der Ein¬ 
zahl im Reim findet V. 115. Der PI. glider erscheint in Ap. und G. Z. im 


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105 


Reim: glider: toider Ap. 18561. G. Z. 6226. :nider G. Z. 2791. 3397. 2871. 
Die Wörter, die regelmäßig den PI. auf -er bilden, weisen keine Pluralform 
im Reim auf. rint V. 135 kann Acc. Sg. sein. 

Bei den jo-Stämmen riche und gesihte finden sich apokopierte For¬ 
men : froelich: himelrich' (Nom. Sg.) Ap. 12988. Jierlich: rieh' (Dat. Sg.) G. Z. 
6846. rieh' (Dat. Sg.): almehticlich G. Z. 4763. dich: rieh (Dat. Sg.) G. Z. 2069. 
1867. rieh' (Dat. Sg.):dich G. Z. 2689. 3159. sich: rieh' (Dat. Sg.) G. Z. 211. 
2881. angesiht' (Nom. Sg.): niht G. Z. 6804. gesiht' (Dat. Sg.): niht G. Z. 1087. 
6894. — Von göu und höu ist nur ein Beleg vorhanden: göu (Dat. Sg.): 
höu (Nom. Sg.) Ap. 7771. 

Deminutive. Es finden sich nur selten Deminutive auf -l im Reim: 
Prinzei: sprinzel (Nom. Sg.) Ap. 11334. minnetöckel (Nom. Sg.): löckel (Acc. 
PI.) Ap. 11914. minnetöckel (Dat. S g.):löckel (Nom. PI.) Ap. 15082. — Die 
Deminution durch -in ist durch magetin und diemin vertreten: magetin (Acc. 
PI.): kunigin Ap. 4823. magetin (Nom. PI.): sin Ap. 2809. diemin: sin G. Z. 
1891 (s. Singers Anm.). Sehr häufig finden sich Deminutive auf -lin im 
Reim. Die Casus sind gleichlautend: Sg. Nom. vingerlin: min Ap. 14474. 
in: kindelin Ap. 4717 etc. Gen. kindelin :vin G. Z. 1793. Dat. vingerlin: min 
Ap. 12 669. Filomin: sin: kindelin Ap. 14955. Acc. vingerlin: kunegin Ap. 
14325. kunegin: kindelin G. Z. 1607. PI. Nom. kindelin: kamererin Ap. 4733. 
goltringelin: vingerlin V. 91. Gen. kindelin: min Ap. 5943. Dat. kindelin: sin 
G. Z. 577. Acc. vingerlin : sin Ap. 10037. Auffällig ist der allerdings nur 
einmal belegte Gen. Sg., der wohl den flexionslosen Genitiven im Reim 
zuzuzählen ist. — Zu der schwachen Deklination ist nichts zu bemerken. 

Feminina. Starke Deklination. Apokope findet sich im 
Nom. Sg.: zier':tier Ap. 12151. :dir G. Z. 1371 (? s. Singers Anm.) toider- 
ker’: sper Ap. 505. im Gen. Sg. : lac: wäc *) Ap. 7806. lam : schäm G. Z. 6659. 
im Dat. Sg. Adam: ungehorsam' G. Z. 1892. im Acc. Sg. : zier : dir (? s. Sin¬ 
gers Anm.) zu Ap. 2086) schäm':enzam Ap. 259. nam: schäm' Ap. 19472. 
suon' : tuon G. Z. 2691. im Nom. PI. : kunst': gunst G. Z. 775. 

Von den i-Stämmen weisen die meisten nur die kürzeren Formen 
im Gen. und Dat. Sg. auf: kraft (Dat. Sg.): tugenthaft Ap. 20 559. : sigehaft 
G. Z. 3611. :behaft Ap. 16448. G. Z. 2823. 4259. 4511. 4587. 5058. meister- 
schaft (Acc. Sg.) : kraft (Dat. Sg.) V. 277. kraft (Gen. Sg.) : teilhaft G. Z. 
521. — naht (Dat. Sg.): braht G. Z. 2447. braht: naht (Dat. Sg.) 1870. 5923. naht 
(Dat. Sg.): mäht (Dat. Sg.) Ap. 19772. G. Z. 1661 ist neutral. — mäht (Dat. Sg.): 
naht (Acc. Sg.) Ap. 7821. naht (Nom. Sg.): mäht (Dat. Sg.) G. Z. 5300.: unmaht 
(Dat. Sg.) G. Z. 3545. naht (Acc. Sg.) : unmaht (Dat. Sg.) Ap. 9478. — vart 

*) wdc } und liuc Ap. 6753 (s. o.) sind die einzigen Belege für Apo¬ 
kope nach einfachem g. Vielleicht wäre zu lesen reht ez wac. Apokope 
nach einfachem d findet sich einmal: tot' Ap. 20197. Sonst wird nach 
b d g nur hinter n, l apokopiert. 


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106 


(Dat. Sg.) : verspart Ap. 2645. 18059. Bemart: vart (Dat. Sg.) G. Z. 1985. 
wart: vart (Dat. Sg.) Ap. 11056. 12499. 13940. 17810. 18105. Y. 65. schif- 
vart (Dat. Sg.) : gespart Ap. 6801. — stat (Dat. Sg.) : bat Ap. 181. 771. 3769. 
10880. 11686. 14965. 18268 etc. G. Z. 291. 941. 4000. 4848 etc. — art (Dat. 
Sg.) : wart G. Z. 101. 1863. zart: art (Dat. Sg.) 14991. 16483. — ward (Dat. 
Sg.) : genant Ap. 5241, vant: ward (Dat Sg.) Ap. 5425. Tyrlant: want (Dat 
Sg.) Ap. 9683. — Der Dat. Sg. sät findet sich im Vierreim rät: lat: sät: hat 
Ap. 10354 (s. aber Singers Anm.) tät (Dat. Sg.) :hät Ap. 20075. G. Z. 
4703. 6890. missetät (Dat. Sg.) : hät V. 211. missetät (Gen. Sg.) : hät Ap. 
12144. tät (Gen. Sg.) : hät G. Z. 2313. rät (Acc. Sg.) : missetät (Dat. Sg.) Ap. 
12192. meintät (Dat. Sg.) : rät (Acc. Sg.) Ap. 15437 (s. Singers Anm.) — 
wät (Gen. Sg.) : schreiät G. Z. 2889. : hät G. Z. 2051. wät (Dat. Sg.) : hät Ap. 
13391. — vrist (Dat. Sg.) :ist Ap. 13579. 15195. 15842. 16091. 16271. G. Z. 
1871. 7358. 7890. list (Nom. Sg.) : vrist (Dat. Sg.) V. 293. — geschiht (Dat. 
Sg.) : niht Ap. 59. 363 (? s. Singers Anm.) 6321. 7885. 8519. G. Z. 3247. 
4695. : pfliht (Dat. Sg.) Ap. 9687. und : pfliht (Acc. Sg.) Ap. 1679 ist neutral. 
— schoz (Dat. Sg.) : genöz (Nom. Sg.) G. Z. 1517. — vruht (Dat. Sg.) : genuht 
G. Z. 7742. — not (Dat. Sg.) : gebot G. Z. 3061. : bot Ap. 1123. 1445. 5659. 
G. Z. 1053. got (Nom. Sg.) :nöt (Dat. Sg.) Ap. 1418. rot: not (Dat. Sg.) Ap. 
5797. 15 217 etc. — vluot (Dat. Sg.) : behuot G. Z. 2192. — -Schaft, kraft (Acc. 
Sg.) : ntterschaft (Gen. Sg.) Ap. 7259. : meistcrschaft (Dat. Sg.) Ap. 8905. 
11980. G. Z. 885. kraft (Nom. Sg.) : vriuntschaft (Gen. Sg.) G. Z. 7830. heiden- 
schaft (Dat. Sg.) : sigehaft G. Z. 5406. geselleschaft (Gen. Sg.) : manhaft Ap. 
7315. botschaft (Gen. Sg.) : behaft Ap. 10 386. eigenschaft (Dat. Sg.): manhaft 
Ap. 6103. vriuntschaft (Gen. Sg.) : behaft Ap. 19970. G. Z. 2467. behaft:ge¬ 
selleschaft (Dat. Sg.) Ap. 4100. ivirtschaft (Dat. Sg.) : kraft (Nom. Sg.) Ap. 
3541. Ein Gen. oder Dat. Sg. auf -schefte findet sich nicht. Auch kein Gen. 
oder Dat. auf -heite, -keite im beweisenden Reim. Vielleicht ist -hexte, -keite 
in Reimen auf bereite anzusetzen. (S. u. unter bereit), arebeit : kintheit 
G. Z. 2077 ist neutral, bereit: arebeit (Dat. Sg.) 7457. 8092 sichert die kurze 
Form. — kunst (Dat. Sg.) : gunst (Acc. Sg.) G. Z. 8096. nebeltunst (Acc. Sg.) 
ikunst (Dat. Sg.) Ap. 6847. 

Die längeren Formen für Gen. und Dat. Sg. lassen sich nur für wenige 
i-Feminina nachweisen. Für snuor ist der Dat. snüere belegt, im Reim auf 
-fixere Ap. 4322. 15109. Von gluot findet sich neben der kurzen Form des 
Dat. (guot : gluot G. Z. 7170. tuot: gluot G. Z. 7204) einmal die umgelautete 
Form (gemüete: glüete G. Z. 2301). In der „Visio“ steht nur der Nom. Sg. 
im Reim 497. — Auch bei hüt und brät finden sich beide Formen neben¬ 
einander: hät (Dat. Sg .): überlut G. Z. 3201. :lüt Ap. 9059. hiute (Gen. Sg.) 
: Hute Ap. 9241. brät (Dat. Sg.) : trüt Ap. 5918. briute (Dat. Sg.) : liute Ap. 
6037. 18389. 

Die Kurzform des Dat. Sg. von zit findet sich im Reim auf strit (Nom. 
Sg.) G. Z. 5626., widerstnt (Acc. Sg.) G. Z. 5752. Ap. 17 359. 17951. Da- 


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107 


neben erscheint der Dat. Sg. zite:stnte (Dat. Sg.) G. Z. 1115. — Von tugen. 
findet sich die Kurzform des Gen. Sg. im Reim auf jugent (Nom. Sg.) G. Z. 
1461. Die längere Form findet sich nicht im beweisenden Reim, jugent 
(Dat. Sg.) : tugent (Dat. Sg.) G. Z. 3227. 425. Ap. 69. 16473 sind nicht be¬ 
weisend. Im Gegensatz zu tugent weist jugent nur die längeren Formen im 
Reim auf: tugent (Nom. PI.) : jugent (Dat. Sg.) V. 349. jugent (Dat. Sg.) : tu¬ 
gent (Acc. PI. oder Sg. ?) G. Z. 5060. — pfliht, das als i-stamm (Acc. Sg. 
:niht V. 129. 229. 333. Ap. 1024. 12769) und als o-stamm (Nom. Sg. pflihte: 
rihte G. Z. 2755) erscheint, weist die kürzere Form für den Dat. Sg. auf: 
pfliht :niht Ap. 955. G. Z. 3993. 1299. Ob in pflihte: gesihte G. Z. 7724 die 
längere Dativform vorliegt, ist zweifelhaft, da pflihte auch Dat. des o-Stam- 
mes sein kann. 

Der alte u-Stamm hant weist neben sehr häufiger Kurzform des Dat. 
Sg. (: hant Ap. 11876. 11897. 20008, iwigant Ap. 8569. 8602. : zehant Ap. 
8305. G. Z. 3589. 3673. : bekant G. Z. 595. 335. 199 etc.) in folgenden Reimen 
die längere Form auf: genende: hende Ap. 7625. sehende : hende Ap. 19932. 
eilende : hende G. Z. 3205. wende : hende G. Z. 285. 

Der Dat. PI. von hant erscheint in der nicht umgelauteten Form der u- 
Deklination: handen: anden Ap. 7766 (s. Singers Anm.) : banden G. Z. 2673. 
1481. schänden : handen G. Z. .7014. bestanden : handen Ap. 3160. handen: 
lande Ap. 275. Daneben findet sich die umgelautete Form der t-Deklina- 
tion. henden : enden Ap. 8473. : lenden Ap. 15 263. : eilenden Ap. 6633. : wen¬ 
den Ap. 7677. -.umbwenden Ap. 17484. : senden G. Z. 5124. Die nicht um¬ 
gelautete Form des Gen. PI. findet sich in der Verbindung: maneger hande: 
lande Ap. 8825. 

Konsonantische Stämme, muoter ist in folgenden Reimen be¬ 
legt: Nom. Sg. :guoter Ap. 13241. G. Z. 2717. 2739. 7276. 7600.2925.2129. 
Dat. Sg. :guoter Ap. 19271. G. Z. 2145. Acc. Sg. : guoter G. Z. 1281. — 
tochter steht einmal im Reim, Nom. Sg. : enmohter Ap. 2756. — naht er¬ 
scheint nur als Dat. Sg. im Reim s. unter »-Stämmen. Von brust finden 
sich Formen der alten konsonantischen Deklination im Reime: Nom. PI. 
brüste : geluste(te) Ap. 13217. Acc. PI. brüste: gelüste (Dat. Sg.) G. Z. 7134. 
und vielleicht der Dat. PI. brüsten: lüsten G. Z. 7155, wenn nicht brüsten: 
lüsten zu lesen ist. 

Zu der schwachen Deklination ist nichts zu bemerken. Schwanken 
zwischen starker und schwacher Deklination findet sich bei sunne. Für die 
schwache Deklination sprechen folgende Reime: bmnnen (Acc. PI.): sunnen 
(Dat. Sg.) Ap. 6459. brunnen (Dat. PI.): sunnen (Dat. Sg.) Ap. 4308. brunnen 
(Acc. Sg.): sunne» (Dat. Sg.) Ap. 6715. 6933. nunnen (Nom. PI.): sunnen 
(Acc. Sg.) 7457. sunnen (Acc. PI .): brunnen (Verb) G. Z. 1737. sunnen (Acc. 
Sg.): gewunnen Ap. 18 439. Stark flektiert ist der Gen. Sg. sunne : brunne 
(Nom. Sg.) G. Z. 1625. Vielleicht ist aber Abfall von n anzunehraen, 
da kein anderer Beleg für stark flektiertes sunne vorhanden ist. — Ferner 


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finden sich stark und schwach flektierte Formen von sträze, pflege und 
tcise. Folgende Reime sichern sträze als starkes Fern.: nutze (Dat. Sg.): 
sträze (Dat. Sg.) G. Z. 758. sträze (Acc. Sg.): nutze (Acc. PI.) G. Z. 873.: 
mäze (Acc. Sg.) G. Z. 5878. läze: sträze (Dat. Sg.) G. Z. 1097. Im 
Ap. ist sträze schwach flektiert: läzen: sträzen (Acc. Sg.) 9824. 11674. 
20231. : sträzen (Acc. PI.) 11070. äzen: sträzen (Acc. Sg.) 9611. venoäzen: 
sträzen (Dat. Sg.) 5489. : sträzen (Acc. Sg.) 9874. In der G. Z. finden sich 
neben den stark flektierten auch schwach flektierte Formen: venoäzen ; 
sträzen (Dat. Sg.) 5890. geläzen: sträzen (Acc. Sg.) 4619. 5828. — pflege ist 
in Ap. und G. Z. stark und schwach flektiert: degen: pflegen (Acc. Sg.) G. Z. 
2929. wegen : pflegen (Acc. Sg.) Ap. 16001. wege : pflege (Acc. Sg.) Ap. 4118. 
12386. pflege (Dat. Sg.): wege G. Z. 359. — tcise weist stark flektierte For¬ 
men in Ap. und G. Z. auf: reisen (Acc. Sg.): bisen Ap. 8149. : risen (Nom. 
PL) G. Z. 2203. 8078. Für die starke Deklination spricht nur ein Reim, 
Ap. 11171, reise (Dat. Sg.) :rise (Nom. Sg.). Durch die Annahme, daß n in 
den Reimen abgefallen wäre, ließe sich das Schwanken der eben behan¬ 
delten Feminina zwischen den beiden Deklinationsarten beseitigen. Eine 
derartige Annahme wäre aber zu schlecht gestützt. — nase ist nur einmal 
im Reim belegt, als starkes Fern.: nase (Dat. Sg.): tease (Nom. Sg.) Ap. 
9027. zunge ist durch folgende Reime als schwaches Fern, gesichert: 
jungen: Zungen (Acc. PI.) G. Z. 5482. : zungen (Dat. Sg.) Ap. 8048. zungen 
(Nom. PI .): gesungen G. Z. 7994. sungen: zungen (Dat. Sg.) Ap. 18198. G. Z. 
809 so junge : zunge (Acc. Sg. oder PI.) ist zunge stark flektiert. Doch ist 
mir die Stelle unverständlich*). — riuwe findet sich als Acc. Sg., : niutoe 
G. Z. 5974. 6164. V. 591, : getriuwe Ap. 2611, als Dat. Sg., : niuwe G. Z. 
3445. : getriuwe G. Z. 2132, 4042, : triutee Ap. 2902. Diese Reime sichern 
die starke Deklination von rirvuoe. — helle ist stark flektiert. Es findet sich 
der Dat. im Reim auf geselle V. 52. Ap. 8917. 11907. Der Acc. ist ebenfalls 
mit geselle gebunden V. 510. Ap. 6351. G. Z. 5982. — kemenäte ist als Nom. 
PI. kemenäten belegt, : beräten Ap. 8189. : unberäten V. 48. Der Dat. Sg. 
lautet kemenäten ,: beräten Ap. 8251. 6929, :geräten Ap. 1859, :räten Ap. 5243. 
kemenäte ist also bei Heinrich schwach flektiert. 

Adjektiv. 

Ueber die Deklination der Adjektiva läßt sich nur bemerken, daß die 
Reime bei der Frage, ob der stark flektierte Nom. Sg. Fern., Nom. Acc. PI. 
Neutr. auf -tu oder schon auf -e endigte, im Stich lassen. Für die Endung 
-e spricht der Umstand, daß der Nom. Sg. Fern, des Demonstrativpronomens 
als die belegt ist G. Z. 7560 und von vier der Nom. Acc. Neutr. viere lautet. 
Apokope findet sich je einmal in Ap. u. G. Z. zier': tier Ap. 6943. G. Z. 8194. 

*) Vielleicht wäre zu lesen: Mit koste spiset sie die jungen , — da alle 
Hss. sie haben, vgl. Singers Anm. — : zungen (schwach flektiert). 


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Adverb. 

Apokope findet sich in folgenden Reimen : soldan: an' Ap. 12 569. an': 
getan Ap. 14315. 16301. G. Z. 1213. 6430. hän-.än' G. Z. 7410. gedrät':rät 
G. Z. 4349. algemein': schein G. Z. nach 1638 (s. Singers Anm.) ier: schier' 
Ap. 245. 3334. 4657. 8798. vier-, schier' Ap. 118. schier' :dier Ap. 6163. G. Z. 
401. :mier Ap. 6383. 16460. 16505. mier: schier' V. 209. icier: schier' G. Z. 
1437. betschelier: schier' Ap. 3096. 7295. tier: schier' Ap. 6561. 8167. 8393. 
8616. 9875. 12218. G. Z. 2294. pantür: schier' Ap. 6687. 8157. 10201. offen¬ 
bar' : war G. Z. 8503. dar: offenbar' G. Z. 6180. aldar: offenbar' G. Z. 2449. 
schon': Ion G. Z. 7954. Adv. -lieh' Ap. 517. 4453. 4745. G. Z. 745. 751. 2372. 
3123. 4193. 4241. 4501. 6716. 7218. V. 459. 581. — Neben swäre (: häre Ap. 
5077) findet sich die umgelautete Form swo’.re: lasterbeere V. 147, : leere Ap. 
16 653. 


Pronomina. 


1. Persönliches Pronomen. 

a) Ungeschlechtliches persönliches Pronomen. 

1. P e r 8 o n. Der Dat. Sg. erscheint in der bayr. Form mier, schier: 
mier Ap. 6383. 16 505. 6460. V. 209. tier: mier Ap. 6697. 6949. 7029. Er findet 
sich ferner im Reim auf dir Ap. 906. 3311. G. Z. 3925. V. 61. 247 etc., auf 
ir Ap. 4289. 5397. G. Z. 3677. u. s. f., auf wir G. Z. 7630 etc., auf enbir Ap. 
10451, auf gir Ap. 11520. 3038. 5593. 945. G. Z. 225. 2011. V. 575. Der 
Nom. PI. lautet wiex: schier G. Z. 1437. Abgesehen von den Bindungen 
mit mir, dir , steht wir einmal im Reim auf gir G. Z. 4898. — 2. Person. 
Der Nom. Sg. du steht im Reim auf nu G. Z. 1057 (s. Singers Anm.) 4069. 
Der Reim auf zuo G. Z. 2263. 6400 spricht für die Ansetzung einer Neben¬ 
form duo. Der Gen. Sg. din findet sich G. Z. 6292, :pin. Der Dat. Sg. 
findet sich neben den Reimen auf mir, wir, ir in folgenden Bindungen, die 
die bayr. Form sichern: dier : zier Ap. 2041 (s. Singers Anm.) Ap. 1371 
(s. Singers Anm.) schier: dier Ap. 6163. G. Z. 401. Außerdem ist er mit 
gir gebunden: Ap. 7251. 10640. G. Z. 549. 1195. Der Nom. PI. findet sich 
nur im Reim auf mir: Ap. 19 031. 16087. G. Z. 4465 etc. 

Reflexivum. Der Dat. Sg. ir reimt auf gir Ap. 299. Er findet sich 
in der Form ier in der Bindung mit schier Ap. 8798. Der Acc. Sg. sich 
findet sich in folgenden Reimen: rieh: sich Ap. 2692. sich: dich Ap. 2327. 
: ich Ap. 18310 etc. : sicherlich G. Z. 2953. V. 124. -.jcemerlich 6865 etc. Der 
Acc. PI. erscheint in den Bindungen: sich-.dich Ap. 16181 etc. V. 309. 
: clegelich G. Z. 7039. sich erscheint als Dat. Sg. Ap. 1578 rieh: zuo sich. 

b) Geschlechtliches persönliches Pronomen. 

M a s c. Der Dat. Sg. ist einmal belegt: im(=imbe ): im G. Z. 3419 (s. Sin- 
OKR8 Anm.). Der Nom. PI. lautet sie: hie Ap. 3647. G. Z. 4287. 6230. 7196. 
7676. 7844. 4057. 3565. 3873, : knie G. Z. 3023, : nie V. 500. Der Acc. PI. 


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110 


hat die gleiche Form, sie: hie G. Z. 6538. 6982. 4841. — Neutr. Der Dat. 
Sg. findet sich einmal im Reim in der Form ime: vernime Ap. 16 289 (Kon¬ 
jektur s. Singebs Anm.). Außerdem ist der Gen. PI. belegt. Er lautet »er,: 
tier Ap. 13325. — Fern. Der Nom. Sg. erscheint in der Form sie, :gie G. Z. 
865. :Me Ap. 5683. 15 810. G. Z. 1095. 779. 4029, :nie Ap. 4418. Der Dat. 
Sg. lautet ier,: schier Ap. 245. 3345. 4657. 8798. Er steht ferner im Reim 
auf gir Ap. 2726. Der Acc. Sg. ist sie. Er reimt auf hie Ap. 4108 (s. Sin- 
GEBs Anm.) 10796 und wie Ap. 9031. 15 127. 

2. Demonstrativa. 

a) Das einfache Demonstrativpronomen. 

Masc. Der Nom. Sg. der findet sich im Reim auf her Ap. 13750. 
6157. 9010. 14864. G. Z. 3025. 3136, auf ger Ap. 3220, auf Lucifer G. Z. 32. 
2337. Der Nom. PI. erscheint im Reim auf hie V. 506, der Acc. PI. im Reim 
auf hie G. Z. 6832. — Neutr. Der Nom. Sg. steht in der Bindung mit 
haz Ap. 16674, mit laz Ap. 11304. Der Gen. Sg. findet sich in folgenden 
Reimen: des : Altistrates Ap. 2867, : Diomsiades Ap. 15134, : Ercctdes Ap. 
19151. Der Dat. Sg. findet sich einmal im Reim, : verneine Ap. 16289; doch 
ist vorzuziehen, mit Singers Konjektur ime: vernime zu lesen s. Singers 
Anm. Der Acc. S g. ist in folgenden Reimen belegt: daz: vürbaz Ap. 
16659, : haz Ap. 7177. G. Z. 5138. 2077. 69. 2411. 5086, :besaz Ap. 145, :vcus 
Ap. 20578. G. Z. 1223, :laz G. Z. 491. Der Instrumentalis findet 
sich nicht im Reim. Der Plural läßt sich nicht nachweisen. — Fern. Der 
Nom. Sg. lautet die: aXhie G. Z. 7560. Die Form diu findet sich nicht. Der 
Acc. Sg. die steht im Reim auf ie G. Z. 3983. Die anderen Casus sind nicht 
belegt. 

b) Das zusammengesetzte Demonstrativpronomen. 

Nur Nom. Sg. Neutr. ditz: spitz Ap. 5429 und Acc. Sg. Neutr. ditz: kitz 
Ap. 20261 kommen im Reim vor. 

3. Fragepronomen. 

Es sind nur neutrale Formen belegt: der Nom. waz: saz Ap. 2736, der 
Acc. waz: haz Ap. 5182. 15951 und der Gen. wes: Aristotiles G. Z. 4807. 

Zahlwörter. 

1. Cardinalzahlen. 

zwene. Masc. Der Dat x ), die einzige Form, lautet zwein,: bein Ap. 
16285. — Neutr. Der Nom. ist zweimal im Reim belegt: zwei:ei G. Z. 
1765. zwei (= Zwillinge des Tierkreises): mei G. Z. 327. Der Dat. lautet 

J ) Im Text steht umb gülden zwein. Es ist zu lesen: mit g. z. 


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111 


zwexn:ein Ap. 15423. : bein Ap. 16204 (s. Singers Anm.). — Fern. Nom. 
zijoo im Reim auf dö Ap. 18173. Dat. zwein im Reim auf bein Ap. 16705. 

beide. Der Dat., die einzige belegte Form, lautet beiden ,: scheiden 
Ap. 1886, ’.gescheiden Ap. 12376. Daß beide nicht häufiger gebunden ist, 
spricht ftir bede als Form des Dichters. Das Fehlen von bede im Reim ist 
nicht verwunderlich, da es schwer reimt. 

dri. Der Nom. Acc. Masc. und Fern, lautet dri: Nom. Masc. driikar- 
medi Ap. 19649. :dabi G. Z. 7854. :vri G. Z. 8110. : si G. Z. 86. 7430. Acc. 
Masc. dri:bi Ap. 10868. 5427. : si Ap. 10431. G. Z. 785. Nom. Fern. dri:bi 
Ap. 19966. :dabi G. Z. 3304. :si Ap. 18501. iJacöbi G. Z. 2735. Acc. Fern. 
dri: bi Ap. 8836. 7161. :vri Ap. 18634. :si Ap. 20125. Nom. Acc. Neutr. 
weisen ebenfalls die Form dri auf: Nom. dri: dabi Ap. 3984. Acc. : vri Ap. 
15435 (8. Singers Anm.) :dabi 8120 *). Der Dativ ist als drin (: sin Ap. 
1970) und drin (: sin Ap. 14975) belegt. Auch 13059 ist wohl drin zu lesen, 
im Reim auf hin s. Singers Anm. 

vier, vier findet sich einmal in der unflektierten Form im Reim auf 
schier Ap. 118. Sonst ist es flektiertes Adj. oder Subst. Masc. Nom. 
viere (Adj.): ziere Ap. 18 671. (Subst.) : schiere Ap. 7195. Acc. viere (Subst.) 
: rivier G. Z. 104. : schiere G. Z. 7248. Der Nom. Acc. Neutr. lautet viere, 
vieriu findet sich nicht im Reim. Neutr. Nom. : maniere : viere (Subst.) Ap. 
13101. viere (Adj.) : ziere G. Z. 197. 319. schiere : viere (Adj.) G. Z. 3109. Acc. 
schiere : viere (Subst.) G. Z. 6106. ziere: viere (Subst.) Ap. 16 555. Fern. Nom. 
paniere: viere (Subst.) Ap. 17833. schiere : viere (Subst.) Ap. 19758. viere 
(Subst.) : ziere Ap. 1103. Acc. schiere: viere (Subst.) V. 139. 

tusent erscheint in dieser Form Ap. 7587, : susent. tüset wird durch den 
Reim auf grüset verlangt, Ap. 3018 (s. Singers Anm.) Ap. 17789 ist viel¬ 
leicht auch gruset : tüset zu lesen (s. Singers Anm.). — hundert findet sich 
im Reim auf besundert Ap. 17780. 17819. An allen angegebenen Stellen 
erscheinen hundert und tusent, die neutrale Substantiva sind, im Nom. 

2. Ordinalzahlen. 

Es ist nur ahte belegt, als Acc. Sg. Masc. ahten: trabten G. Z. 1017 und 
Nom. PI. Masc. ahten: trabten G. Z. 8034. dritte findet sich nicht im Reim. 

Wortgebrauch. 

Substantiva. 

Neben Sterne (Nom. S g.): gerne Ap. 4200. 13207. Nom. PI. ‘.gerne Ap. 
18933 findet sich in der ‘Gottes Zukunft’ sterre (Nom. Sg.) werre 1637. herre 
findet sich Ap. 797. 16983 :eren, Ap. 16699 :geren. Daneben erscheint 
herre Ap. 18635 : spei e, herren: werten Ap. 16683. 17115. 

x ) 8120 f. gehören zu den Versen, die vielleicht als Schreiberverse anzu¬ 
sehen sind. 8. Singers Anm. zu 8113. 


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112 


drö erscheint nur in dieser Form, Dat. Sg. : also G. Z. 5236. Acc. 
Sg. :so Ap. 5727, : Ephesö Ap. 17702, :vro Ap. 3678, zströ Ap. 1077. 
19049. 20415. — Bei den movierten Femininen finden sich 
die Formen auf -in neben denen auf - inne: kuniginzin Ap. 13275. 
: kindelin G. Z. 1607.: schrin Ap. 19 764 (s. Singers Anm.) : «in Ap. 19 822. 
19782. '.min Ap. 16079, tievelin: sin Ap. 9555. 9585 wirtin : »nin Ap. 16053. 
: sin G. Z. 7546. melderin : gesin V. 279. dienerin : sin Ap. 4509. G. Z. 773. 
kunigin: priorin G. Z. 7664. kuniginne: minne Ap. 18066. 18549. 185. 3429. 
14 682. minne : rätgcbinne Ap. 154. inne:gotinne Ap. 1095. 11308. 13311. 
minne : ketzerinne Ap. 162. nachbcerinne: minne Ap. 15 658. kuniginnen : minnen 
Ap. 4797. Neutral sind die Bindungen: herzoginne:dienstmannine Ap. 17867 
(s. Singers Anm.). durchliuhterinne: kuniginne G. Z. 7062. toiderbringerinne: 
minnerinne G. Z. 7058. — Neben maget findet sich meit im Reim s. o. 

Adj ektiva. 

Bei den doppelformigen Adjektiven sind selten beide Formen im Reime 
nachzuweisen: lanc findet sich nur in dieser Form, :ganc Ap.4376. 4515.11916. 
16607. 15030. 19914. G. Z. 119, :kranc Ap. 8495. 14870. 19104. G. Z. 2093. 
V. 45, :dranc Ap. 18037. 19446 u. s. f. — war erscheint sehr häufig im 
Reim, :jdr Ap. 20583. 20594. G. Z. 1445. 1831, : offenbar ’ G. Z. 3503, :har 
Ap. 4224. 14183. 17 849. G. Z. 6202. V. 185 u. s. f. weere findet sich nicht. 
— swcere ist nur in dieser Form belegt: klagebcere G. Z. 1060, : erbeere Ap. 
2641, zlasterbcere Ap. 8598, zmanbeere Ap. 12475, : sundeere G. Z. 6178. 6278. 
6346. 6602. Y. 107, : meere V. 239 und öfter in Ap. und G. Z. — Doppel¬ 
formen sind bei offenbar und gack nachzuweisen, offenbar steht häufiger im 
Reim, : här G. Z. 3657, :jär G. Z. 6652. : klär G. Z. 6756, : aldar G. Z. 2449, 
: dar G. Z. 6181, : gar G. Z. 2937. V. 328. Im Apollonius findet es sich nicht im 
Reim. Dagegen ist hier offenbare belegt (: Tyrcere 12315,: weere 20052), das in 
G. Z. und Yisio nicht vorkommt. gäch ist in allen Gedichten Heinrichs be¬ 
legt, -.nach Ap. 12646, 6675. 6983. 8385. 8547. G. Z. 939. 1471. 5940. V. 241 
und öfter in Ap. und G. Z. gcehe findet sich einmal im Reim, : versmeehe 
G. Z. 2276. — hoch ist in dieser Form in folgenden Reimen belegt: zflöch 
Ap. 8289. 10683, : zöch Ap. 15042. 17977. G. Z. 6778. 1693 etc. Daneben 
findet sich hö’.frö Ap. 12825, : do G. Z. 2065, : sitio G. Z. 2939, : habitaculö 
G. Z. 3167, zjubilö G. Z. 4631, : also G. Z. 1905. 6036. — bereit ist nur in 
dieser Form belegt (: geleit Ap. 1983. V. 527,: gemeit Ap. 12 883, : arbeit G. 
Z. 2401, : frumekeit Ap. 7361, : zeit G. Z. 2405, : menscheit G. Z. 2413, : richeit 
Ap. 13373, : wisheit Ap. 16545, : krankeit V. 267. : trugenheit V. 299 u. ö. in 
Ap. und G. Z.), wenn in folgenden Reimen die Gen. und Dat. Sg. nicht in 
der Form -hexte,-keite zu lesen sind: bereit, resp. bereite : uppikeit resp. uppi- 
keite (Gen. Sg.) G. Z. 2143, : gewonheit (Dat.) Ap. 11580. : warheit (Gen.) G. 
Z. 191, : Schönheit (Dat. Sg.) G. Z. 853, : bitterkeit (Dat.) V. 69, : itelkeit (Dat.) 
V. 275. 


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113 


Adverbia. 

Neben häufig belegtem näch(: schach V. 29, : gäch Ap. 12641. 19618. 
6665. 6991. 8385. G. Z. 939. 1471. 5940. V. 241 u. ö. in Ap. u. G. Z.) findet 
sich im ‘Appollonius’ zweimal nä,:dä 610. Crisia:darnä 10936. — nähe 
findet sich in dieser Form, :emphähe G. Z. 4714, als nä:dä Ap. 10955. G. 
Z. 3562, : Bethsaida G. Z. 5207 und als nähen ,: sähen Ap. 4999. 7405. 7089. 
G. Z. 4597, : gäben Ap. 8171. — Neben höch(:z6ch G. Z. 1633. unhoch:zöch 
Ap. 13904) ist ho belegt, :dö Ap. 17642. G. Z. 2859. unhö:dö Ap. 5131, 
:frö Ap. 5330. 6115. 7289. 4897 (s. Singrrs Anm.), : strö Ap. 9425, :deö G. Z. 
4749. — Neben sit{:zit Ap. 20551. 14928. G. Z. 1720, : -zit Ap. 6831. 4034. 
5873. 13 423) ist sint(: kint Ap. 108. 1928. 16217. 16711. 16801. 19 838. 
20395. 20581. G. Z. 7610, iimnt Ap. 13 842), die md. Form, und sider be¬ 
legt; sidermider Ap. 16045. 6705. 8573. 12030. G. Z. 2291. 5666, :danider 
Ap. 9141, \ wider Ap. 11282. 12116. 12685. 14008. 17145. 20557. G. Z. 1145. 
1257. 2999. 4147. V. 17 u. ö. in Ap; und G. Z. — mite. Das Adverb erscheint 
in dieser Form im Reim auf site Ap. 19340. 2822. G. Z. 2161. 2785. 4473. 
6534. 4535. 715. 1321. 4877. 6420. 6820. V. 233, .rite Ap. 8808, : trite Ap. 
12821. mit findet sich nur einmal im Reim, V. 115. :lit. Vielleicht ist aber 
in diesem vereinzelten Beleg apokopiertes mite anzunehmen. — gar findet 
sich häufig im Reim, war Ap. 586. 1623. 16693. G. Z. 6074. V. 255. : offen¬ 
bar V. 327, : har Ap. 3282. 8561. V. 577 u. ö. in Ap. und G. Z. ganoe kommt 
nicht vor. Nebeneinander stehen im Reim me,: schre Ap. 3156. 7881, : se 
Ap. 16157. 18019. 4437, : ste Ap. 18727. G. Z. 483. 6988, :we Ap. 16381. 
20056. G. Z. 7448. 6290. 6362. V. 531. 549 u. ö. in Ap. und G. Z. und mere,: ere 
Ap. 11288, 11314. 14319. 20185. 1202. 5211. 9201. G. Z. 4751. : widerkere 
Ap. 17 658. : sere Ap. 11302. mer findet sich einmal im Reim auf einen 
Eigennamen: Palmer Ap. 13469. Neben sä(:dä Ap. 901. 1260. 1422. 6923. 
7062.7769. 18981. : Auriga Ap. 9342. : Crisa Ap. 13479. : Filomacia Ap. 
15136. : Antiochia Ap. 98. 441. 18209. : Galilea G. Z. 4218) findet sich 2mal 
im Ap. das md. sän{ : plän 19145. : getän 14 055 s. Singers Anm.). 

Die gewöhnliche Form der Negationspartikel ist niht. Sie 
kommt sehr häufig im Reime vor. Ich gebe nur einige Belege: nihtxpfliht 
Ap. 7213. 12769. G. Z. 6136. 6440. 7108. V. 129. 229. 333, :geschiht Ap. 
15656. 11263. 14163. G. Z. 6118. 6134. 6224. V. 481.369. 165. 157.49, :giht 
Ap. 18051. G. Z. 2113. V. 223, -.gesiht Ap. 14780. G. Z. 6894, :siht Ap. 3391. 
G. Z. 237. V. 33. 361, : iht Ap. 2075. 15185. G. Z. 4407. V. 551 u. o. in Ap. 
und G. Z. Der Reim auf lieht Ap. 16721. 1055. G. Z. 1675. 3647 kann als 
Bindung niht : md. UM, oder lieM: nieM aufgefafit werden. Einmal findet 
sich niet im Reim auf diet Ap. 3551. 

Die Untersuchung der Flexion in den Gedichten Heinrichs 
fördert ein ähnliches Ergebnis zutage wie die Untersuchung der 

Sprache und Dichtung 10 : G e i g • r. 8 


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- 114 — 

Laute: neben den einheimischen Formen finden sich entlehnte. 
Aus dem md. stammen gepflogen, brengen, kette, vielleicht sin 
(3. PL Ind. Praes.) und die 3 PL Ind. Praes. auf - en, die Adverbia 
sint , sän. Md. oder alem. sind folgende Entlehnungen: 1. Sg. 
Ind. Praes. auf - en, quam oder kam, vielleicht gemäht (Part. Praet.), 
gän, stän etc., gesin neben bair. gewesen. Fremd sind auch vie, 
enphie, hie, lie, die nur im Ap. belegt sind, vielleicht auch gie. 

Auch die ‘Visio’ enthält neben den österreichischen fremde 
Formen. Mit Ap. und G. Z. teilt sie die 1. Sg. Praes. auf - en, qmm 
oder kam, stän, stät, das Part, gesin. Die Form hette, die einmal in 
der ‘Visio’ belegt ist, findet sich einmal im Ap., das Part, gestän, 
das einmal in der Visio verwendet ist, zweimal im Ap. 

Man darf von der ‘Visio’ nicht verlangen, daß sie alle Formen, 
die in den beiden umfangreichen Gedichten Vorkommen, enthalte. 
Für Heinrichs Autorschaft ist es beweisend, daß die Visio neben 
der Uebereinstimmung in bezug auf Mischung einheimischer und 
fremder Formen, in allen Erscheinungen der Flexion sich mit Ap. 
und G. Z. deckt. Weder in Apokope und Synkope, Rückumlaut, 
Deklinationsart und Genus, Wortgebrauch noch in den Flexions¬ 
endungen und einzelnen Formen der Konjugation und Deklination 
nimmt sie eine Sonderstellung ein. Vielleicht hätte man in dem 
Acc. Pl. home V. 496 eine Ausnahme zu konstatieren, doch ist 
wahrscheinlich hom : vorn zu lesen. 

Zusammenfassung. 

Im folgenden fasse ich dieResultate meiner Arbeit kurz zu¬ 
sammen. 

Eine Vergleichung der Visio Heinrichs mit ihrer latein. Vor¬ 
lage, der ich den von Wright veröffentlichten Text zugrunde legte, 
ergab für mich, daß das Gedicht, was stoffliche und sprachliche 
Wiedergabe anbetrifft, als gute Uebersetzung anzusprechen ist. 
Im Gebrauch gefühlsanregender Mittel hat der Uebersetzer den 
Dichter der latein. Visio überflügelt. 


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115 


Der Umstand, daß von den drei Hss. der G. Z. nur eine, 
die Heidelberger, die ‘Visio’ enthält, hat Anlaß gegeben zu von 
einander abweichenden Ansichten über Autorschaft und Stellung 
des Gedichtes zur G. Z. Während Khull das Gedicht Heinrich 
abspricht, hält SINGER ihn für den Autor. Meine Untersuchungen 
geben SINGER recht. Für die Autorschaft Heinrichs fällt besonders 
ins Gewicht, daß sich die ‘Visio’ in bezug auf die Diktion dem 
Ap. und der G. Z. anschließt. Trotz der engen Anlehnung an 
die Vorlage und trotz der Schwierigkeiten, die mit der Ueber- 
tragung eines versifizierten latein. Stoffes in deutsche Reime ver¬ 
bunden sind, hat sich die individuelle Sprache des Dichters von 
Ap. und G. Z. in der ‘Visio’ durchgesetzt. Es ist ausgeschlossen, 
daß die Sprache eines andern Dichters sich zufällig mit der Aus¬ 
drucksweise Heinrichs in Ap. und G. Z. so vollständig deckte, 
oder daß ein noch so geschickter Nachahmer sein Vorbild so 
genau hätte kopieren können. Khull spricht von einem be¬ 
merkenswerten Unterschied im Wortschatz der Visio und Gottes 
Zukunft. Ein Teil der Wendungen, die sich nach Khull nur in 
der ‘Visio’ finden, läßt sich auch in G. Z. und Ap. nachweisen. 
Wieder andere ergeben sich aus wörtlicher Uebertragung der 
Vorlage und aus dem Reimzwang. Der geringen Anzahl der nur 
in der ‘Visio’ vorkommenden Wörter, die nach diesen Abzügen 
bleibt, stehen andere seltene Ausdrücke gegenüber, die die ‘Visio’ 
mit Ap. und G. Z. teilt. 

Aus der Untersuchung der Reime geht hervor, daß Heinrich 
neben bair. östr. Reimen md. Bindungen verwendet. Auch in 
dieser Beziehung nimmt die Visio keine Sonderstellung ein, wenn 
sie auch nur eine sichere md. Bindung enthält. In Eigentümlich¬ 
keiten des Reimgebrauchs, wie rührender, identischer, gleitender 
Reim, stimmt sie mit Ap. und G. Z. überein. Allerdings erfüllt 
die ‘Visio’ KhüLLs Forderung in bezug auf die relative Häufig¬ 
keit der mundartlichen Reime nicht. Doch heißt es das Wesen 
dichterischen Schaffens vollständig verkennen, wenn man mit 


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116 


mathematischen Proportionen für oder gegen die Autorschaft 
argumentieren will. 

Aehnlich wie bei den Lauten verwendet Heinrich in der FlexioD 
fremde Formen neben seinen einheimischen. Auch darin gehört 
die Visio zu Gr. Z. und Ap. Ueberhaupt enthält sie keine Flexions¬ 
form, die sich nicht auch in in 6. Z. und Ap. fände. Eine Aus¬ 
nahme könnte vielleicht der Acc. PI. Neutri home sein, der aber 
wohl mit Apokope des Reimworts als horn zu lesen ist. 

Khull wendet sein statistisches Verfahren auch auf die Be¬ 
handlung der Metrik von 6. Z. und V. an. Es würde zu weit 
führen, ihn nachzuprüfen und durch eine Untersuchung der me¬ 
trischen Gewohnheiten Heinrichs im Ap. zu vervollständigen. 
Khulls Methode ist hier ebensowenig berechtigt wie bei der 
Untersuchung der Reime. Die Unterschiede in bezug auf die 
Metrik sind nach seiner Angabe nicht bedeutend. Auch ohne 
Berücksichtigung der Metrik glaube ich überzeugend nachgewiesen 
zu haben, daß die ‘Visio’ Heinrich von Neustadt zum Verfasser 
hat. 

Wenn in diesem Punkte Klarheit erzielt wurde, so gelangte 
ich bei der Frage, ob die ‘Visio’ als selbständiges Gedicht Heinrichs 
oder als Teil der ‘Gottes Zukunft’ aufzufassen ist, zu keinem 
zwingenden Schluß. Meine oben dargelegten Argumente machen 
es mir wahrscheinlich, daß Heinrich sie als Teil der ‘Gottes Zu¬ 
kunft’ dichtete. 


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_Vk&laq von J. C. B. M ohr (Paul Sikh eck) ix Tosmotnr. 

ENCYCLOPÄDIE 

DER PHILOSOPHISCHEN WISSENSCHAFTEN. 

ln Verbindung mit 'Wilhelm Windelband 
herausgegeben von Aruold Itage. 

Erster Band: Logik. 

275 Seiten Gross-Oktav. 1912. M. 7.—, geb. M. 8.20. 

Inhalt: Wilhelm Windelband, Die Prinzipien der Logik. 

Josiah Royce, Die Prinzipien der Logik. 

Louis Couturnt, Die Prinzipien der Logik. 

Benedetto Croce, Die Aufgabe der Logik. 

Frederigo Enriques, Die Probleme der Logik. 

N. Losskij, Tie Umgestaltung des Bewusatseinsbegriffes in der 
modernen Erkenntnistheorie und ihre Bedeutuug f ür die Logik. 

Es sollen ferner Bände über Ethik, Aestlietik, Kulturphilosopuie, Geschichts- 

pbilosophie, Religionspbilosopbie e. c. erscheinen. 

===== Prospekte stehen zu Diensten. — - 


Den 1. Band kann jede gutgeleitotc Buchhandlung zur Ansicht vorlegen. 
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Unter Mitwirkung von 


Georg Simmel, Ernst Trocltsch, \ 
Max Weber, Wilhelm Windelband, i 
Heinrich Wölfflin 


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Rudolf Eucken, Otto von Gierke, 

Edmund Husserl, Friedrich 
Meinecke, Heinrich Rickert, 

herausgegeben von Richard Kroner und Georg Mehlis. 

Ein Band von 3 Heften kostet im Abonnement M 0.—, gebunden 31. 11.60. 

Einzelne lieft© 31. 4.—. 


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- Konti III, Heft 1 (Mai 1912); A. Meinono, Für die Psychologie und - 
: gegen den Psychologismus / Georg Simmel, Die Wahrheit und : 

: äv®. Ind \ v,duum f «AX Frischeisen-Köhler, Wilhelm Dilthey als t 

Philosoph / Graf Hermann- Keyserling, Das Wesen der Intuition : 
und ihre Rolle in der Philosophie / Ernst Bernhard, Die Struktur : 
des französischen Geistes / Marianne Weber, Autorität und - 
Autonomie m der Ehe / Notizen. 


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I WahrheU dankbar Min für die Kühnheit, SohOn'.eit und Gr0.se der i 

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| Pfidagogl.chc Blatter, Zeitschrift für Lehrerbildung and SchnUuf.ich», lSll. Heft 6. \ 

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